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Archiv 2003 des Forums der quality-Datenbank

TOPIC: QS im Change Management

Re: Und wieder gegen die Betriebswirte ...... Protest!!!! 21 years 5 months ago #23992

  • TimGerdes_
  • TimGerdes_'s Avatar
Hallo allerseits,
hier muss ich denn doch einmal der Vivian beistehen und der Betriebswirtschaftslehre eine Lanze brechen!
Also, Herr Horn, was Sie an dieser Stelle tun ist, von den Unzulänglichkeiten einzelner auf die Untauglichkeit einer Wissenschaft und eines Berufsstandes zu schließen. Eine, wie ich finde, völlig unangebrachte Verallgemeinerung.
Wenn Sie auf die Betriebswirte schimpfen, welche meinen Sie denn? Steuerrechtler? Marketingleute? Personaler? Controller? Organisationsleute?
Schauen Sie sich mal die Bandbreite der Disziplinen der BWL an und Ihnen wird offenbar, dass die BWL aus unterschiedlichsten Disziplinen besteht, die teilweise auf völlig unterschiedlichen theoretischen Fundamenten stehen.
Die Tatsache, dass neben der Volkswirtschaftslehre kaum eine Wissenschaft über so viele, voneinander unabhängigen Determinanten verfügt wie die BWL, öffnet auch Scharlatanen Tür und Tor, die dann gerne mit mehr oder minder tollen Heilsversprechen ein Unternehmen in den Sand setzen.
Dieses führt dann häufig zu den, von Ihnen zu Recht angeprangerten Managementmodewellen.
Das heisst aber nicht, dass die BWL nicht ein in sich geschlossenes Theorienkonstrukt wäre, es ist nur ein ausgesprochen komplexes. Ein weiterer Punkt ist, dass, wie es einmal einer meiner besseren Professoren ausgedrückt hat, die BWL zu 50\% aus selbstverständlichem und zu 50\% aus unverständlichem besteht. Das führt dazu, dass viele mit Halbwissen durchaus kompetent wirken können, und diese auch relativ schwer enttarnt werden können, da die, von ihnen nicht behandelten 50\% nur sehr schwer zu kommunizieren sind. Aus diesem Grunde haben auch so viele Ingenieure im BWL Bereich so große Erfolge. Es ist aber vermessen, von Projekterfolgen auf betriebswirtschaftliche Kompetenz oder gar ein, das übliche BWL Wissen ersetzendes Wissen zu schließen. Das sind, durchaus wiederholbare Einzelerfolge, die aber mit einer wissenschaftlich fundierten Vorgehensweise, einer Theorie, die übergreifend und gezielt wiederholbar einsetzbar sind nichts zu tun haben. Man kann mit Lebenserfahrung in der BWL sehr große Erfolge erzielen und es ist tödlich, seine Lebenserfahrung auf dem Altar einer (betriebswirtschaftlichen) Theorie zu opfern (solch Dinge sind übrigens in anderen Wissenschaften des häufigeren passiert, die Physik ist hier sehr anfällig). Aber man muss ehrlicherweise anerkennen, dass Unternehmerische Erfolge allein auf Basis der Lebenserfahrung nicht weiter als Glückssache sind. Die Entwicklungen vieler Unternehmen der "New Economy" geben mir da Recht, hier wurde nämlich NICHT mit BWL Know-How Gearbeitet, sonder gesagt: "BWL, das ist Old-Economy, wir wissen das alles besser!"
Ein weiteres Problem ist, dass insbesondere in der jüngeren Vergangenheit der kurzfristige Unternehmenserfolg vor den langfristigen gestellt wurde und häufig immer noch wird (ich erinnere an dieser Stelle an das undifferenzierte Gefasel vom Shareholder Value, in dessen Namen Milliarden von Euro an den Börsen verbrannt wurden).
Das waren aber alles Entwicklungen, die nicht der BWL als Wissenschaft anzulasten sind, sondern, wie es einmal der Chef von Trigema ausgedrückt hat, Entwicklungen, die von "jungen Schnöseln" zu verantworten sind, deren Kernkompetenz darin bestand, eine große Klappe und überzogene Ziele zu haben.
So, dass musst jetzt sein.
Grüße und bitte nicht beleidigt sein,
Tim Gerdes



www.gerdes-consulting.de

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Und wieder Protest ... 21 years 5 months ago #23993

  • Vivian_
  • Vivian_'s Avatar
Hallo Wolfgang,
selbst wir (vernünftigen - es soll sie tatsächlich geben) Betriebswirte haben begriffen, das der Taylorismus endgültig überholt ist. Taylorismus ist die Verachtung des Individuums, wie die Messung des Menschen über Assessment-Center und Behandlung des Individuums als menschliche Ressource. Das Wort Menschenmaterial ist mir in einer Personalabteilung schon untergekommen. Ich gehe davon aus, der Personalreferent war ein Betriebswirt.
Taylorismus ist doch weiß Gott nicht der einzige Inhalt des BWL-Studiums. Personalmanagement und Führung sind aktuell - die Qualität ist natürlich abhängig vom Professor. Ich habe mich mit der theoretischen Seite des Innovationsmanagementes quälen müssen - jetzt weiß ich wenigstens was tatsächlich diesen Namen verdient und was nicht.
Ein Unternehmen darf sich jedoch nie zugunsten höchster Qualität vom betriebswirtschaftlichem Denken abkoppeln - das geht schief.
Es muss immer die Frage erlaubt sein und auch mit Nachdruck gestellt werden, für wieviel Qualität ist der Kunde bereit zu zahlen? Wieviel Mehr an Qualität honoriert der Kunde? Wie sieht die Qualitäts-/Kostenkurve aus?
Wer diese Grundsätze missachtet, führt sein Unternehmen gnadenlos in den wirtschaftlichen Untergang!
Die BWL hat sich in den letzten Jahrzehnten einen zweifelhaften Ruf erworben. Die Universitäten haben Heerscharen ausgebildet. Jeder Absolvent hatte den Antrieb, so schnell wie möglich auf einem Chefposten zu gelangen. Gemessen die Leistung wird heute immer noch anhand von Kosteneinsparungen und Gewinnmaximierung.
Lean-Management = wir werfen alle Mitarbeiter raus und stellen die Produktion ein, dann haben wir keine Kosten mehr. ...
Trennen Sie sich von den weltfremden und engstirnigen worthülsennachbetenden managementmodenverliebten Zahlenknechten in ihrer Umgebung - es gibt Alternativen.
Hier fehlt einfach Qualität in den Modellen vom menschlichen Verhalten, die Deiner Zunft gegeben werden. Und so schwach diese Qualität, so schwach die Gegenargumente der schwachen Klugen gegen die Willkür der Mächtigen.
Ketzerische Frage: Haben Sie sich in ihrem technischem Studium mit Personalführung, Psychologie/Soziologie auseinandersetzen müssen? Oder haben sie sich die Grundlagen später angeeignet und mit gesundem Menschenverstand gepaart? Ich begegne in meinem derzeitigen Arbeitsfeld immer wieder Menschen, die technische Berufe studiert haben um eben nicht unbedingt Menschen führen zu müssen. Plötzlich müssen sie führen - und genau so plötzlich scheitern sie kläglich, weil sie zwar verstehen, wie eine Maschine tickt aber nicht wie ein Mensch reagiert. Sie begreifen nicht, warum ein Mitarbeiter ihre Anweisungen unterwandert oder eben nicht stur nach Anweisung arbeitet.
Ich habe unsere neuen Mitarbeiter (frisch von der Uni) befragt, was sie an der Uni zum Thema hören. Dieser Abriss ist allerdings höchst oberflächlich, theoretisch und endet tatsächlich beim Taylorismus. Hier muss ich erst Verständnis schaffen.
Viele Grüße nach München

Vivian

PS.:
"Damit Ihr BWLer auch die Menschen wieder erfolgreich einplanen könnt."
Bitte werfen Sie nicht alle BWLer in einen Topf (Ansprache "IHR") - in diesem Topf komme ich mir reichlich fremd vor.




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Re: Und wieder gegen die Betriebswirte ...... Protest!!!! 21 years 5 months ago #23995

  • Juergen_
  • Juergen_'s Avatar
Hallo zusammen,
mal sind es "die BWLer", oft sind es "die Psychologen/Pädagogen/Soziologen", ganz oft sind es "die Manager",...
Wer bei Herrn Horns Ausführung überdurchschnittlich gut wegkommt, das sind die Ingenieure.
Die können alles, weil sie nämlich als einzige die Natur auf Formeln reduzieren können und damit für die Menschen nutzbare Maschinen bauen können.
Was Herr Horn oft übersieht ist, dass diese Leistung zwar wichtig, wegen mir sogar sehr wichtig ist, aber alleine in einem Betrieb nicht ausreichen kann. Eben deswegen gibt es Spezialisierungen. Ich versuch doch als Pädagoge auch nicht, Maschinen zu bauen oder betriebswirtschaftliche Analysen zu machen (wenigstens wenns in meiner Firma dafür Fachleute gibt).
Es halt einfach nicht so, dass Ingenieure - durch was eigentlich? ihre Ausbildung, Berufung, Charakter, Intelligenz - alle Sparten am Besten abdecken. Und das obwohl Herr Horn sich Beispiele weiß, warum ich mich irre.
Gruß Juergen



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Re: Und wieder gegen die Betriebswirte ...... Protest!!!! 21 years 5 months ago #23996

  • WolfgangHorn_
  • WolfgangHorn_'s Avatar
Hallo zurück, Vivian und Tim,
: hier muss ich denn doch einmal der Vivian beistehen und der Betriebswirtschaftslehre eine Lanze brechen!
Ich unterteile die BWL >nicht< nach Disziplinen.
Sondern stelle nur fest: >Ihr
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Re: Und auch gegen die Pdagogen? 21 years 5 months ago #23997

  • WolfgangHorn_
  • WolfgangHorn_'s Avatar
Hallo, Jürgen, auch mal wieder auf Sendung?
Stimmt, Euch Pädagogen habe ich übersehen...
Wenn Du der Jürgen bist, den ich vermute, dann hast Du mir ja schon mal dargelegt, daß die Pädagogik als Wissenschaft aus dem Desaster von Soziologie und Psychologie die richtige Konsequenz gezogen haben: Abkopplung von deren Flut an Modellen, Begründung pädagogischer Modelle allein auf eigener, pädagogischer Empirik seit der Zeit der alten Griechen.
Dies Herz hat sich "die BWL" halt nicht gefaßt. Sie hatte es nicht notwendig, weil Taylors Modell ja gut funktionierte. Und jetzt fehlen ihr wohl Kraft oder Mumm, ihre eigenen Grundlagen zu überprüfen.
: Wer bei Herrn Horns Ausführung überdurchschnittlich gut wegkommt, das sind die Ingenieure.
:-), logisch, wer denn sonst!!
: Die können alles, weil sie nämlich als einzige die Natur auf Formeln reduzieren können und damit für die Menschen nutzbare Maschinen bauen können.
Nein, wir können nicht alles. Bei Weitem nicht. Gerade weil wir die Naturkräfte berechnen können, kennen wir die Grenzen des Machbarn und verkaufen eben keine Konzepte zur Überwindung der Lichtgeschwindigkeit.
: Eben deswegen gibt es Spezialisierungen.
Einverstanden, wenn die Arbeit dem zugeteilt wird, der das richtige Werkzeug dafür hat und am Besten kann.
Spezialisierung ist aber kein Freibrief für disziplinloses, kapital- und arbeitsplatzvernichtendes Erfinden und Antreiben von Managementmodewellen.
Ciao
Wolfgang Horn



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Sind sie nicht selbst auf eine ganz ..... 21 years 5 months ago #23999

  • Vivian_
  • Vivian_'s Avatar
bestimmte Art und Weise vernagelt?!
Schade eigentlich .... sie vergeben sich damit den Blick aus mehreren Perspektiven. Manchmal lohnt es sich, Dinge aus der Perspektive eines anderen zu beleuchten.
Bitte nicht beleidigt sein: Ich treffe immer wieder auf Menschen, die sich aufgrund ihrer Arroganz gegenüber anderen, interessante Alternativen, Gelegenheiten, Kontakte und enorme Potentiale verschenken. Ich hoffe sehr, sie gehören nicht dazu.
Es verhält sich doch im Management wie mit dem Kronleuchter:
Jeder im Saal sieht ihn, doch jeder aus einem anderen Blickwinkel. Trotzdem bleibt der Kronleuchter ein Kronleuchter oder ....?
Um z. B. das EFQM-Modell wirklich erfolgreich umzusetzen, brauche ich wesentlich mehr als ingenieurtechnischen Sachverstand.

Gruß
Vivian



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