-
WolfgangHorn_
-
|
Hallo Martin,
jawoll, das sehe ich als den pragmatischen Weg:
"Seit 2 Jahren führen wir Schulungen [durch] unter dem Motto "Interne Wissensträger schulen die Kollegen".
Daß die Neulinge die Könner fragen und die auch antworten, diesen Weg halte ich für natürlich. So muß es gewesen sein mindestens seit der Steinzeit, als der erfahrene Jäger dem Jungvolk zeigte, daß man sich dem Wild von der Leeseite her nähert. (äh, Luv, Lee, also von der windabgewandten. Jetzt habe ich doch zum Lexikon gegriffen, Lee ist richtig.)
Voraussetzung: Der gemeinsame Chef - oder auch die Gruppe als Ganzes - achtet darauf, daß die Könner einen Vorteil haben, und wenn auch nur der Arbeitsplatz sicherer wird, weil alle gemeinsam produktiver arbeiten und die gemeinsame Konkurrenz überflügeln.
Martin, gern schicke ich Dir meine satirische Arbeit über "Equilibrialkompetenz" zu, die hochinteressante und hochkomplexe Wissenschaft über eine Fähigkeit, die eine unverzichtbare Voraussetzung des aufrechten Ganges ist.
Die Denkweisen und Methoden der Wissenschaft lassen sich herrlich mißbrauchen, um eine Banalität wie "Könner von heute schulen die Könner von morgen" so kompliziert darzustellen, daß sie keiner mehr wieder erkennt und meint, einen Berater zu brauchen oder eine neue Managementart einführen zu müssen.
Gäbe es eine Satireseite in der Umweltdatenbank, ich stellte meine Satire gerne hinein.
Ciao
Wolfgang Horn
|
|
-
MartinS_
-
|
Hallo Wolfgang,
Wissensmanagement ist keine komplexe Wissenschaft. Wie Du richtig sagst, geben wir seit der Steinzeit unser Wissen in Form von Lauten, Mimik und Gestik an unsere Nachfahren weiter.
Wissens-Vermittlung ist ein reines Selbsterhaltungsprinzip der Natur. Sozusagen ein Instinkt der höher entwickelten Lebewesen, die sich eigene ökologische Nischen schaffen können.
Ich hab viele Bücher zum Thema Wissensmanagement gelesen - und viele wieder nach 10 Seiten zugeschlagen.Dieses Thema wird viel zu komplex betrachtet. Hier sollte man einfach mal dem Ruf der Natur folgen - die hat's schon so eingerichtet, das wir unser Wissen weitergeben.
Ich seh es ja selbst bei meinem 18 monatigen Kind - wahnsinn, wie es so vieles schon versteht und kombiniert, ohne das es je ein Buch gelesen hat-und noch nicht artikulieren kann.
Gruß, Martin S
|
|
-
MartinS_
-
|
Nachtrag zu meinem Vorigem Posting:
In der heutigen Zeit vereinsamen wir leider mehr und mehr, weil wir uns hinter Computern verschanzen. Anweisungen werden per email verschickt, Erledigungssvermerke werden zurückgemailt...naja, vielleicht noch etwas übertrieben.
Kurz: Es fehlt eben an Zeit für das persönliche Gespräch. Sich Zeit (und damit Geld) für andere zu nehmen. Kommunikationsarmut in Unternehmen führt letztendlich zu Wissensdefiziten. Der Meist ist es ja so: Wissensträger gibt Anweisung, was zu tun ist, anstatt sein Wissen weiterzugeben, damit er sich von der Last der Anweisung befreien kann.
Gibst Du dem Armen täglich einen Fisch, so hat er einmal am Tag was zu Beissen. Lehrst Du ihm das Angeln, so wird er nie mehr Hunger leiden (altes chin. Sprichwort zum Thema Wissensmanagement)
Gruß, Martin S
|
|
-
WolfgangHorn_
-
|
Higu, Martin,
: Ich hab viele Bücher zum Thema Wissensmanagement gelesen - und viele wieder nach 10 Seiten zugeschlagen."
Und eben doch das beste draus gemacht...
Aber Achtung! "Natürlich" ist nicht automatisch "gut". Flöhe, Läuse und Aids sind auch natürlich.
"Wissens-Vermittlung ist ein reines Selbsterhaltungsprinzip der Natur."
Jain: Natürlich ist, Lernen zu wollen, wie man persönliche Mühen einspart.
Können weiterzugeben ist so wenig natürlich, wie sich der Könner damit Mühen oder gar Nachteile einhandelt.
Absolut unnatürlich, sondern eine hohe Kunst ist deshalb das Aufrechterhalten einer Unternehmenskultur des "die Könner von heute schulen heute schon die Könner von morgen".
Martin, so gut das Deine GF kann, Hut ab vor ihr.
Logische Begründung: (Denn so qualifiziert die Mitarbeiter heute, haben Behauptungen kein Gewicht mehr, sondern verschwenden nur Zeit.)
_Die Natur wählt den kürzesten möglichen Weg."(Aristoteles)
"The natural laziness of men is serious, but by far the greatest evil from which both workmen and employers are suffering is the systematic soldiering which is almost universal under all of the ordinary schemes of management and which results from a careful study on the part of the workmen of what will promote their best interests" (Frederick W. Taylor)
Logisch läßt sich beweisen: In der Evolution konnten und können nur solche Arten denk- und lernfähiger Wesen bestehen, denen nichts wichtiger ist als ihre persönlichen Ziele. Und denen das Zweitwichtigste das Ersparen persönlicher Mühen ist, die der Einzelne für unnötig hält für seine persönlichen Zwecke.
Folgerung: Natürlich ist der Wunsch, von anderen zu lernen, was einem selbst Mühen erspart. Neugier, Lerngier sind natürlich.
In einer "gesunden" Gemeinschaft (Miteinander, Fairneß), wo auch der Könner von heute auch morgen noch einen Vorteil hat, wenn er heute schon den Könner von morgen schult, da ist diese Weitergabe des Könnens dann ein egoistischer Akt! Der Könner gibt zu seinem eigenen Vorteil!
Dies Miteinander ist aber nur mit Mühen, Anstrengungen und manchen Schmerzen aufrecht zu erhalten. Als Führungskraft, und sei es im kleinen Projekt, muß man halt Vorbild sein. Sonst ist man bestenfalls Vorgesetzter mit der Lizenz, sein "Basta!" durchdrücken zu dürfen mit Drohungen bis hin zu Abmahnung und Kündigung.
Als Führungskraft muß man sich selbst an das halten, was man sagt. Wer es nicht tut, dem folgen bald nur noch Söldnertypen und Engagierte, deren Hoffnung sich Tag für Tag mehr umwandelt in Verbitterung.
Leider ist es aber auch natürlich, daß Vorgesetzte die Mühen des weitsichtigen Denkens scheuen und die Unbequemlichkeiten - und sich dann im Kampf gegen die Anarchie verzetteln. Die regen die Könner von heute dann an zur Weitergabe an, entlassen sie morgen in den Vorvorruhestand und wundern sich übermorgen, warum die Weitergabe nicht mehr so richtig funktioniert. Warum die Kennzahlen außer Fassung geraten wie der Höhenmesser im Flugzeug, daß sich seiner Motoren entledigt hat und im Versuch, trotzdem die Höhe zu halten, jämmerlich abschmiert.
(Erstaunlicherweise wird derjenige Pilot zu Höherem berufen, der den Motor abwirft, und es wird nur derjenige bestraft, der die Höhe dann nicht mehr halten kann.)
Ciao
Wolfgang
|
|
|