Hallo Uwe
:Warum ist es für einige Menschen so schwer Dinge anders zu tun, als sie es gewohnt sind?
Diese Frage kann eigentlich nur jemand stellen, der sich gewohnt ist, selber Veränderungen zu organisieren und nicht unbedingt jemand, der sich gewohnt ist, in den von anderen geänderten Abläufen zu arbeiten.
Folgende Fakten verhindern ein einfaches Folgen:
- Menschen müssen sich bis zu einem gewissen Grad selber bestimmen können, andererseits, verweigern sie sich.
- Dieser "Freiheitsgrad" zeigt sich auch in der Einbeziehung aller Mitarbeiter. Nicht Einbezogene werden auch nicht mitmachen (dafür gibt es wirklich keinen plausiblen Grund ausser der Psychology).
- Als Mitarbeit sollten Befragungen nicht gezählt werden. Mitarbeiten heisst, ausgebildet werden und mitreden können. (Die Denke, wir wissen was gut für unsrere Leute das Beste ist, finde ich bei Kindern schon gefährlich, bei Erwachsenen ist es nichts anderes als Bevormundung. Wird von den Mitarbeiter sogar manchmal als Misstrauenserklärung aufgefasst!)
- Sorry, aber die letzten 20 jahre sind soviele unnötige Veränderungen durchgeführt worden, dass Du mit der arbeitenden Klasse mitfühlen musst

. Jetzt kommt der 22. Chef mit der 67. Idee, wer soll das noch ernst nehmen.
- Diejenigen mit den Veränderungswünschen kassieren einen grossen Teil des vorhandenen Geldes. Leider führt auch das nicht gerade zu Vertrauen unter der Belegschaft und damit auch nicht zu einer blinden Gefolgschaft.
- Unternehmen funktionieren v.a. wegen einem guten Teil an Selbstregulation auf Arbeiterebene, sei also froh über ein gewisses Beharrungsvermögen. Neueste Untersuchung scheinen zu belegen, dass Firmen trotz den grossen Fehlern des Management (Fusionen, Firmenkäufe, Massenentlassungen, immer noch funktionieren, eigentlichnur, weil nicht jeder macht was er aus Sicht des Managements müsste.
- "Jetzt mach mal, ist denn das so schwer, ich habe das jetzt sicher schon hundert Mal gesagt, usw". Aufrufe und Ermahnungen bringen gar nichts. Im Gegenteil wird den Mitarbeiter dann klar, dass die Leitung keine Rezepte mehr hat. Nach Wolfgang Horn ein nicht wünschenswerter Zustand, da es Vertrauen kostet und damit die Mitarbeiter Angst um ihre Sicherheit haben.
- Der Mensch ist so geschaffen, dass er die Balance zwischen Riskobereitschaft und Zurückhaltung, sowie zwischen Flexibilität und Beharrungsvermögen, halten muss. Driftet der Mensch zu stark in eine Richtung, hat dies meist negative Folgen. Jeder Chef will, dass die Mitarbeiter sich an Arbeitsanweisungen halten(starr). Ist ein Mitarbeiter ausgefallen möchte der Chef jedoch sofort einen Ersatz (flexibel). Nun ist es so, dass gewisse Menschen eher Flexibel und andere eher starr daher kommen, ich glaube es braucht alle dieser Eigenschaften, um erfolgreiche Systeme aufbauen zu können.
- Last but not least, wir alle kennen den Dienst nach Vorschrift. Es gibt sogar Gewerkschaften, die damit drohen. Also was ist jetzt wichtiger, "die sollen tun was wir ihnen sagen!" oder "wir lehren unseren Mitarbeitern alle Techniken, die sie zur Verbesserung ihres Bereiches brauchen und lassen sie diese auch ausprobieren!"
Meinen Kunden versuche ich immer klar zu machen, bevor das System nicht mindestens alle oben aufgezählten Punkte berücksichtigt, werden es die Mitarbeiter immer schwer haben, etwas anders zu tun, als sie es gewohnt sind (Diese Bemerkung hat für mich bei tieferer Betrachtung schon eine leicht negativ wertende Komponente).
Ich gebe Dir recht, so wie heute die ChangeManager eingesetzt werden bringen sie herzlich wenig, auch die Zielvorgaben sind Käse. Was ich aber nicht verstanden habe, welche Vorteile Du dir vom wiederholten Auftauchen solcher "Theorien" versprichst.
Ich bin gespannt auf Deine Antwort, nur in solchen Diskussionen kann ich testen, wie weit "meine" Theorien dichthalten.
Freundliche Grüsse
Florian
qm-online.ch