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TOPIC: Prozesszielwerte

Eine Firma ist keine Maschine, sondern ein soziales System 21 years 4 months ago #6809

  • Florian_
  • Florian_'s Avatar
Hallo Uwe
:Warum ist es für einige Menschen so schwer Dinge anders zu tun, als sie es gewohnt sind?
Diese Frage kann eigentlich nur jemand stellen, der sich gewohnt ist, selber Veränderungen zu organisieren und nicht unbedingt jemand, der sich gewohnt ist, in den von anderen geänderten Abläufen zu arbeiten.
Folgende Fakten verhindern ein einfaches Folgen:
- Menschen müssen sich bis zu einem gewissen Grad selber bestimmen können, andererseits, verweigern sie sich.
- Dieser "Freiheitsgrad" zeigt sich auch in der Einbeziehung aller Mitarbeiter. Nicht Einbezogene werden auch nicht mitmachen (dafür gibt es wirklich keinen plausiblen Grund ausser der Psychology).
- Als Mitarbeit sollten Befragungen nicht gezählt werden. Mitarbeiten heisst, ausgebildet werden und mitreden können. (Die Denke, wir wissen was gut für unsrere Leute das Beste ist, finde ich bei Kindern schon gefährlich, bei Erwachsenen ist es nichts anderes als Bevormundung. Wird von den Mitarbeiter sogar manchmal als Misstrauenserklärung aufgefasst!)
- Sorry, aber die letzten 20 jahre sind soviele unnötige Veränderungen durchgeführt worden, dass Du mit der arbeitenden Klasse mitfühlen musst :-). Jetzt kommt der 22. Chef mit der 67. Idee, wer soll das noch ernst nehmen.
- Diejenigen mit den Veränderungswünschen kassieren einen grossen Teil des vorhandenen Geldes. Leider führt auch das nicht gerade zu Vertrauen unter der Belegschaft und damit auch nicht zu einer blinden Gefolgschaft.
- Unternehmen funktionieren v.a. wegen einem guten Teil an Selbstregulation auf Arbeiterebene, sei also froh über ein gewisses Beharrungsvermögen. Neueste Untersuchung scheinen zu belegen, dass Firmen trotz den grossen Fehlern des Management (Fusionen, Firmenkäufe, Massenentlassungen, immer noch funktionieren, eigentlichnur, weil nicht jeder macht was er aus Sicht des Managements müsste.
- "Jetzt mach mal, ist denn das so schwer, ich habe das jetzt sicher schon hundert Mal gesagt, usw". Aufrufe und Ermahnungen bringen gar nichts. Im Gegenteil wird den Mitarbeiter dann klar, dass die Leitung keine Rezepte mehr hat. Nach Wolfgang Horn ein nicht wünschenswerter Zustand, da es Vertrauen kostet und damit die Mitarbeiter Angst um ihre Sicherheit haben.
- Der Mensch ist so geschaffen, dass er die Balance zwischen Riskobereitschaft und Zurückhaltung, sowie zwischen Flexibilität und Beharrungsvermögen, halten muss. Driftet der Mensch zu stark in eine Richtung, hat dies meist negative Folgen. Jeder Chef will, dass die Mitarbeiter sich an Arbeitsanweisungen halten(starr). Ist ein Mitarbeiter ausgefallen möchte der Chef jedoch sofort einen Ersatz (flexibel). Nun ist es so, dass gewisse Menschen eher Flexibel und andere eher starr daher kommen, ich glaube es braucht alle dieser Eigenschaften, um erfolgreiche Systeme aufbauen zu können.
- Last but not least, wir alle kennen den Dienst nach Vorschrift. Es gibt sogar Gewerkschaften, die damit drohen. Also was ist jetzt wichtiger, "die sollen tun was wir ihnen sagen!" oder "wir lehren unseren Mitarbeitern alle Techniken, die sie zur Verbesserung ihres Bereiches brauchen und lassen sie diese auch ausprobieren!"
Meinen Kunden versuche ich immer klar zu machen, bevor das System nicht mindestens alle oben aufgezählten Punkte berücksichtigt, werden es die Mitarbeiter immer schwer haben, etwas anders zu tun, als sie es gewohnt sind (Diese Bemerkung hat für mich bei tieferer Betrachtung schon eine leicht negativ wertende Komponente).
Ich gebe Dir recht, so wie heute die ChangeManager eingesetzt werden bringen sie herzlich wenig, auch die Zielvorgaben sind Käse. Was ich aber nicht verstanden habe, welche Vorteile Du dir vom wiederholten Auftauchen solcher "Theorien" versprichst.
Ich bin gespannt auf Deine Antwort, nur in solchen Diskussionen kann ich testen, wie weit "meine" Theorien dichthalten.
Freundliche Grüsse
Florian


qm-online.ch

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Re: Veränderung im Erkenntnisobjekt - wirklich? 21 years 4 months ago #6810

  • Florian_
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Hallo Uwe
die Gravitation verändert sich auch nicht, wenn Bush in den Krieg zieht, aber Bomben müssen dafür gebaut werden.
Das Grundverhalten von Menschen ändert sich nicht. Wir können schon der Bibel entnehmen, dass die Menschen schon immer die gleichen Bedürfnisse hatten (obwohl ich mit der Organisation Kirche denkbar wenig anfangen kann). Das ändert sich auch nicht, wenn statt Rasenmäher Bomben produziert werden müssen.
Die von Dir erwähnten schnellen Veränderungen finden nicht im Verhalten der Menschen, sondern im Umfeld (Gesamt-System) statt. Der Mensch reagiert nur auf diese Veränderungen, die Gravitaion hat sich auch nicht verändert.
Den Managern würde es reichen, einiges mehr über die Gravitation, sorry, Verhaltensweisen der Menschen zu wissen.
Ich denke Wolgangs Betrachtung aus Sicht der Steinzeit bringt viel Gutes zu Tage. Diese Extrembetrachtung, wie sie in der Wisseschaft ja üblich ist, zeigt nähmlich, dass die meisten wichtigen Grundlagen des menschlichen Verhaltens gleich geblieben sind.
Freundliche Grüsse
Florian Padrutt


qm-online.ch

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Re: Veränderung im Erkenntnisobjekt - wirklich? 21 years 4 months ago #6811

  • FrankHergt_
  • FrankHergt_'s Avatar
Hallo Uwe
: Ich habe übrigens ein wenig Angst, wenn ich höre, dass das Führen von Unternehmen dem Führen von Steinzeithorden gleicht. Ich hoffe, dass nackte Überleben muss nicht in den strategischen Zielen formuliert werden. :-)
Oh, doch!
Zunächst mal das Überleben der Firma. Soll, wie ich der Zeitung entnehme, heutzutage gar nicht mehr so einfach zu sichern sein. Und viele scheren sich um die Absicherung einen Dreck (Stichwort z.B. Eigenkapitalquote). Und dann auch das der Mitarbeiter. Das haben die als Ziel im Kopf. Und glaube mir, die Drohung mit Entlassung oder auch nur eine verweigerte Beförderung können genau so existenzbedrohend empfunden werden, wie ein knurrender Löwe im Gebüsch. Siehe den Beitrag von Wolfgang oben.
Außerdem: Schau' Dir, wenn Du Gelegenheit hast, mal eine Runde Manager in Diskussionen an. Achte nicht auf das, was gesagt wird, sondern darauf, wie es gesagt wird. Tonfall, Mimik, Gestik, Körpersprache. Na?
Ich habe in meinem Aquarium Buntbarsche. Die werden gerade so langsam geschlechtsreif. Das ganze Gehabe, die Imponiergesten, die Prahlerei, die Scheinangriffe: Teenager auf dem Schulhof. Kein Unterschied!
Schöne Grüße
Frank



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Re: Eine Firma ist keine Maschine, sondern ein soziales System 21 years 4 months ago #6812

  • Uwe_
  • Uwe_'s Avatar
Hallo,
das war ja erstmal ordentlich Text.
Bei Veränderungen die aufgezwungen werden und bei denen die Einsicht zur Notwendigkeit bei den Mitarbeitern fehlt verstehe ich, dass es problematisch für die Betroffenen ist, sie zu befolgen. Werden aber die Mitarbeiter bei der Ausgestaltung der Veränderung einbezogen und die Veränderungen aufgrund von objektiven Gründen angestossen, dann können die Bedürfnisse doch zumindest theoretisch erfüllt werden. Nun weiss ich, dass Unternehmenskultur ein gewichtige Rolle spielt und die soziale Austauschtheorie besagt, dass dieses geben und nehmen auf Vertrauen zum Austauschpartner beruht. Die vielen negativen Beispiele, die ich Zeitungen und Diskussionen mitbekomme lassen für mich den Schluß zu, dass in vielen Unternehmen die menschliche oder soziale Komponente viel zu kurz kommt.
Zu deiner Asussage zur Abwägung zwischen Risiko und Zurückhaltung:
Wenn es mir als Führungskraft gelingt, das subjektiv wahrgenommene Risiko in meinem Team zu reduzieren, dann sollte doch die Zurückhaltung weichen und ein reges Mitgestaltungsinteresse entstehen. Warum ist denn so schwierig, das Risiko zu vermindern. Tatsächlich sieht die Realität ja niocht so aus, dass man für einen nichtumsetzbaren Vorschlag seinen Arbeitsplatz oder das Ansehen beim Chef verliert.
Das wiederholte Aufkommen von Managementmethoden bringt doch mit jedem Auftreten einen Erfahrungsgewinn mit sich. Dieses zu nutzen ist doch wesentlich erfolgsversprechender, als das Rad neu zu erfinden.
Schöne Grüsse
Uwe



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Re: Veränderung im Erkenntnisobjekt - wirklich? 21 years 4 months ago #6813

  • Uwe_
  • Uwe_'s Avatar
Eben dies wollte ich ja ausdrücken. Die BWL kann ja gerade nicht das menschliche Verhalten abbilden, obwohl sie es sollte. (Ich weiss nicht, ob sie überhaupt versucht.) Aber Kausalketten aufzustellen, dass Menschen bei einem Ereignis X mit die Reaktion Y zeigen ist (Gott sei Dank) nicht möglich. Die Tatsache, dass etwas zu Boden fällt aufgrund der Gravitation ist bekannt. Warum sich Menschen weigern rote Schraubendreher zu verwenden anstatt Grüner, dass konnte mir bisher keiner sagen (hab ich tatsächlich erlebt).
Uwe




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Re: Veränderung im Erkenntnisobjekt - wirklich? 21 years 4 months ago #6815

  • Vivian_
  • Vivian_'s Avatar
Hallo
: Ich habe übrigens ein wenig Angst, wenn ich höre, dass das Führen von Unternehmen dem Führen von Steinzeithorden gleicht. Ich hoffe, dass nackte Überleben muss nicht in den strategischen Zielen formuliert werden. :-)
***** Das Überleben im Hexenkessel der Rezession ist das erste Ziel des Unternehmens. Sämtliche Bequemlichkeit und Zierwerk wird diesem Ziel nachgeordnet.
Auch der Aufstieg auf der Karriereleiter gleicht dem Aufstieg auf den Urwaldriesen. Jeder will der erste auf dem obersten Ast sein. Da wird gebrüllt, gebissen, intrigiert, sich profiliert. Beobachte einmal Beratungen und Diskussionen, ganz gleich auf welcher Ebene. Wie oft geht es um Macht und Entscheidungsgewalt? Wie oft kommen tatsächlich sachliche Fakten zum Zug? Wie oft siegt tatsächlich die Objektivität?
So richtig will es uns Menschen nicht gelingen, unsere Herkunft überzeugend zu verleugnen. Nur drücken wir uns gepflegter aus und verhalten uns bisweilen cleverer und verschlagener.
Das Gebiet überlasse ich jedoch gern Evolutions- und Verhaltensforschern.

Schöne Grüße

Vivian

PS.: Eine sehr spannende Diskussion
: Viele Grüsse
: Uwe




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