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TOPIC: Prozesszielwerte

Re: Unvereinbarkeit von Wissenschaft und Quartalskapitalismus 21 years 2 months ago #22015

  • Vivian_
  • Vivian_'s Avatar
Hallo Florian,
BWL als Wissenschaft zu bezeichnen, nun ja ich tue mich als Betriebswirtin auch recht schwer. Um BWL als Wissenschaft zu bezeichnen zu dürfen, sind Kostenrechnung, Logistik beinahe zu trivial. Übrigens musste ich mich mit Fertigungslehre herumquälen. Auch in diesem Bereich kann man Betriebswirte gut gebrauchen.
Richtig ist auch, dass vor allem der Bereich Marketing, Personalwirtschaft und Volkswirtschaft von Managementmodewellen oder von uralten Modellen beherrscht wird.
Fakt ist jedoch auch, dass ich seit Jahren mit Ingenieuren in der Führungsetage zusammenarbeite. Mein letzter Arbeitgeber ist pleite - betriebswirtschaftlicher Exitus. Mein derzeitiger Arbeitgeber wird genau so enden, wenn sich die Herren Ingenieure betriebswirschaftlichen Fakten und deren Ursachen nicht öffnen. Ich erlebe häufiger Ingenieure, die in managementrelevante Träumerein verfallen und Managementmodewellen ohne diese zu hinterfragen annehmen. Ein vernünftiger Betriebswirt fragt wenigstens noch, was unter dem Strich herauskommt.
Ingenieure, die nun einmal technische Fächer studiert haben um eben nicht unbedingt Menschen zu führen, sondern um Maschinen zu konstruieren, werden allzuoft wegen ihrer hohen fachlichen Leistung in den Status eines "Menschenführers" gehoben - um sie auszuzeichnen, ihre Leistung zu würdigen, um sie im Unternehmen zu halten.
Betriebswirte müssen immerhin Grundlagen der Soziologie und Personalführung über sich ergehen lassen. Führung wird jedoch in beiden Bereichen nicht gelehrt.
Menschenkenntnis/-verständnis versucht man Psychologen/Soziologen zu vermitteln, die jedoch absolut nicht geeignet sind ein Unternehmen unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu führen. Gesunder Menschenverstand kann wohl auch sehr schwer vermittelt werden.
Ich vermisse das Bewusstsein in Führungsetagen als auch in unserer Gesellschaft, dass Erfolg richtig harte Arbeit ist. Es gibt keine bequemen Unternehmenskonzepte vom Wühltisch - aber häufig wird dies von modernen Führungskräften erwartet. Früher sanken die Börsenwerte einer Firma, wenn sie Entlassungen ankündigte heute steigen die Kurse.
Als Führungskraft kann ich mir den perfekten Arbeitnehmer kaufen. Durch völlig abgedrehtes Verhalten kann ich mir Aufmerksamkeit kaufen. Für viel Geld kann ich mir Fett ohne körperliche Anstrengung Fett absaugen lassen oder mir Beziehungen für meinen beruflichen Aufstieg im nächsten Golfclub verschaffen. Ich kann dumm wie Bohnenstroh sein, Hauptsache ich bin rethorisch gut drauf und beherrsche perfekt Englisch. Hauptsache ich bin jung und faltenfrei, unverbraucht, biegsam und naiv und kein alter Nörgler mit Bedenken und Ängsten.
Der Konsument von heute kann alles kaufen, wirklich alles. Managementmoden sind nichts als neue Anzüge fertig von der Stange. Den gesteigerten Börsenwert gibts gleich noch gratis dazu und die Dividende.
Warum sollten Führungskräfte von diesen börsenorientierten, konsumorientierten und freizeitorientierten Trends verschont bleiben. Jede Führungskraft wird doch heute geteert und gefedert, wenn sie nicht den Börsenwert als das einzig wahre Unternehmensziel vertritt.
Ach was solls, ich kann weder das System noch meinen quanlitätsmanagementseitigen Mikrokosmos ändern.
Gruß

Vivian



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Re: Vernderung im Erkenntnisobjekt - wirklich? 21 years 2 months ago #22016

  • Vivian_
  • Vivian_'s Avatar
Hallo Frank,
Scherzmodus an:
Die Verhaltensweisen (und die Typen, die nach oben kommen ...) sind die gleichen.
***** Der erste Mensch war nicht der letzte Affe. Wie läuft es in der Affenhorde - wer den meisten Lärm macht, ist der Chef. Schauen wir uns doch den amerikanischen Wahlkampf an.
Scherzmodus aus.

Schöne Grüße
Vivian
: Frank




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Re: Unvereinbarkeit von Wissenschaft und Quartalskapitalismus 21 years 2 months ago #22017

  • Stefan_
  • Stefan_'s Avatar
Nochmal hallo,
: : Keiner der Entscheider dort will entscheiden.
: Tja, abmahnen wegen Arbeitsverweigerung :-)
Als Mitarbeiter von enem kleinen Zulieferer kann ich da nichts ausrichten. Abmahnen müßten deren Chefs. Aber die leiden wahrscheinlich unter derselben Krankheit, sonst gäbe es das Problem ja nicht.
Da müßte ich mich vom Kunden schon als Berater einkaufen lassen, mit Tagessatz von 3000 Euro und mehr, und nach ca. 120 Beratungstagen damit rüberrücken. Hmmmmmmmmmmm .... ;-)
Gruß
Stefan




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Re: Unvereinbarkeit von Wissenschaft und Quartalskapitalismus 21 years 2 months ago #6804

  • Uwe_
  • Uwe_'s Avatar
Hallo Florian.
An der Uni wurde mir nicht gelehrt, wie ein Bonussystem aufzubauen ist. Es wurde aber erläutert, dass es soetwas gibt und welche Ziele damit verfolgt werden. Dies geschah in einer Vorlesung "Marktorientierte Unternehmensführung". In einer Vorlesung "HR" dagegen bekommt man die psychologischen GRundlagen von Motivation und Leistung vorgetragen. Die Qualität des Studenten wird zwar über Prüfungen festgestellt, ist aber wohl eher die Fähigkeit, Entscheidungen aus diesem Gesamtbild des Studiums heraus zu treffen oder Situationen bewerten zu können. Ich frage mich aber, was die BWL als Wissenschaft haben sollte, um als wissenschaftliche Theorie zu gelten. Das Unternehmen als Sinngemeinschaft besteht aus der Interaktion von Menschen die arbeitsteilig einem gemeinsamen Zweck verfolgen, nämlich Geld zu verdienen. Die Gründe zu finden, warum dies manchmal zu guten und manchmal zu schlechten Ergebnissen führt ist nicht als Wissenschaft einzustufen. Und die Einsicht, dass es kein Modell geben kann, dass die alleserklärende Wahrheit von unternehmerischen Erfolg widergibt, ist auch relativ leicht. Warum die BWL nicht einfach als Prinzip des Wissens- und Erfahrungstransfers erachten und die Theorien der Psycholgie, der Logik, der Mathematik usw. zugrundelegen für die Führung in Unternehmen.
Es gibt mir sehr viele Denkansätze in diesem Forum zu lesen und auch zu schreiben. Vielen Dank.
Ciao Uwe




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Re: Unvereinbarkeit von Wissenschaft und Quartalskapitalismus 21 years 2 months ago #6806

  • Uwe_
  • Uwe_'s Avatar
Hallo,
danke für den netten Empfang.
: Bitte präzise lesen. Völlig in Ordnung, wenn der unternehmensberatende Professor die Erkenntnisse seiner Mannschaft vermarktet. Aber in dem Moment, in dem er an Vermarktung denkt, darf man seine Äußerungen als Wissenschaftler nicht mehr ernst nehmen.
Nun ein Physikprofessor wird seine Erkenntnisse auch vermarkten, die Erkenntnisse behalten ihren wissenschaftlichen Gehalt trotzdem. Warum dem BWL-Professor dann nicht mehr zuhören.
Das Wellenbeispiel gefällt mir gut. MAn kann glaube ich in der BWL im nachhinein ganz gut erklären, warum welche Änderung im Unternehmen oder am Markt eingetreten ist. Die Kunst besteht ja aber darin sie vorherzusehen oder zu steuern. Gut Wellen erzeugen kann man, aber die Entstehung von Wellen am Strand eines Meeres vorhersagen, dass ist glaube ich auch nicht möglich (wohl auch nicht sinnvoll).
Die Geschwindigkeit des Wandels überfordert wohl weniger die BWL-er als viele andere im Unternehmen beteiligten Personen. Wieso gibt es Abteilung die sich "Change-Management" oder ähnlich nennen? Die Veränderung ansich ist wohl das Problem, nicht festzulegen in welche Richtung die Veränderung gehen soll. Warum ist es für einige Menschen so schwer Dinge anders zu tun, als sie es gewohnt sind?
Mit den Managementmoden hoffe ich verhält es sich wie in der Bekleidungsindustrie. Ich hoffe es entwickelt sich ein ähnlicher Rhythmus, so dass die Erfahrungen von heute in 20 oder 30 Jahren wieder ausgegraben werden. Heutige Teamreviews erinnern mich sehr an Kollektivsitzungen aus den Erzählungen meiner Eltern und das Führen nach Zielvorgaben hat auch irgendwas von Planerfüllung.
Gruß Uwe



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Re: Veränderung im Erkenntnisobjekt - wirklich? 21 years 2 months ago #6808

  • Uwe_
  • Uwe_'s Avatar
Hallo,
es war wohl eine falsche Formulierung. Klar beschäftigt sich die BWL immer mit dem Verhalten von Menschen. Die Grundlagen sehe ich ebenso in der Psychologie und Verhaltsforschung. Ich denke auch die Entscheidungstheorie kann wichtige Inputs geben. Ich meinte wohl eher, dass die durch die BWL zu erklärenden bzw. zu steuernden Phänomene in der Realität einem zügigen Wnadel unterliegen. Das theoretische Gerüst der BWL ist dafür wohl zu lückenhaft oder basiert weniger auf fundierten Erkenntnissen als auf Hypothesen.
Ich habe übrigens ein wenig Angst, wenn ich höre, dass das Führen von Unternehmen dem Führen von Steinzeithorden gleicht. Ich hoffe, dass nackte Überleben muss nicht in den strategischen Zielen formuliert werden. :-)
Viele Grüsse
Uwe



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