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Sabine_
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#Moin Allerseits,
: Wir reden immer wieder von Zielen. Mir ist dabei aufgefallen, dass wir bei Zielen nicht so viele sprachliche Unterscheidungen benutzen, wie bei der Aus- und Weiterbildung  .
#Ja, da hab ich mich schon drüber aufgeregt. 
: Es gibt z.B. den Zweck. Dieser beschreibt ein Ziel ohne zeitliche Komponente. Der Zweck eines Systems (oder Teilsystems = Prozess) muss Nutzen für den Menschen enthalten (Kunde, Mitarbeiter, Inhaber,...). Dies kann z.B. sein, Druck messen zu können, oder Labors sicherer zu machen oder Menschen Vergnügen zu bereiten (Karusellbetreiber), usw. Ein falsch gewählter Zweck ist der Grund der meisten Pleiten. Falls der Zweck "Vergaser zu produzieren" nicht geändert wurde, in "Gemisch für Verbrennungsmotoren bereitstellen", ist die Firma heute pleite.
#Meine Übersetzung in 9001-deutsch: Q-Politik.
: "Ohne Zweck kein System!" bedeutet, dass wir nicht alle in eine Richtung gehen können, wenn die helle Lampe weit vorne fehlt. Einzelne Prozessziele, ohne die Lampe in weiter Ferne, bedeuten gar nichts. Der Mitarbeiter kann die Führung nur unterstützen, wenn er die helle Lampe auch sieht. Werden im nur persönliche Ziele, seien es numerische Vorgaben (Leistungsziele, 100 Stück pro Tag oder Ausgaben
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WolfgangHorn_
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Hi, Florian,
die BWL muß zur Wissenschaft werden.
_Eine jede Lehre, wenn sie ein System, d.i. ein nach Prinzipien geordnetes Ganzes der Erkenntnis sein soll, heißt Wissenschaft.
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Stefan_
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Hi,
daß jeder Fisch am Kopf anfängt mit stinken, das ist ja eine dieser vielen, alten, bewährten (und damit besonders bei den anrüchigen Köpfen diskreditierten) Bauernweisheiten.
Die Wegezoll-Kollekte war ja wieder das klassische Beispiel. Ich erlebe gerade selber so ein Beispiel mit einem großen Kunden. Keiner der Entscheider dort will entscheiden. Könnte ja die falsche Entscheidung sein. Fakten und technische Konflikte werden, wenn überhaupt, nur selektiv und unvollständig wahrgenommen (entsprechend des jeweiligen Weltbildes). Folglich drehen sich die Indianer endlos Kreis - dort, wohin sie könnten, dürfen sie mangels allerhöchster Entscheidungen nicht, der offiziell erlaubte Weg führt aber in die Irre.
Ach ja, vor Jahren gabs doch diese Stellenanzeigen, "no ranks, no titles" (war das Gore-Tex?). Was ist denn aus denen geworden? Bzw. aus deren Motto?
Von wegen AKV, das ist ja das Problem bei den ganz großen Köpfen. Macht <=> Befugnis <=> Entscheidungsgewalt <=> Verantwortung <=> Risiko, alles nicht deckungsgleich verteilt. Ein chinesischer General hatte wenigstens das Risiko, den Kopf zu verlieren nach verlorener Schlacht, sein Kaiser nach verlorenem Krieg. Was riskiert ein Konzern-CEO, der (zum Beispiel) eine große Fusion durchsetzt und dann verpatzt?
De janze Welt is jeck ...
Gruß
Stefan
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FrankHergt_
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Hallo zusammen!
Vielleicht einfach mal das pragmatische Beispiel von uns:
Es gibt als Unternehmensziel (Zweck?) "Null Fehler beim Kunden". Das ist die Lampe in der Ferne. Daß wir das nicht schaffen, weiß jeder, gleichzeitig hält es aber die Aufmerksamkeit auf die Qualität gerichtet und macht vor allen Dinge klar: Kein Fehler ist "schon ok". D.h. ich darf nie, nie etwas einfach durchrutschen lassen, weil bis zu meinem persönlichen Ziel noch Luft ist.
Dann gibt es für die einzelnen Teams in der Fertigung Jahresziele in "gefundene Fehler pro Team". Die Ziele müssen von den Team selber definiert werden. Dabei gibt's zwei Zusatzeinflüsse: Jeder Abteilungsleiter möchte ehrgeizige Ziele abgeben und ich als Q-Beauftragter achte streng darauf, daß kein Team mit zu ehrgeizigen Zielen überfordert wird. Über's Jahr finden wir natürlich auch Fehler, die von den vornedran liegenden Prozessen verursacht wurden. Die werden mit aufgeschrieben, denn sie wären ja ohne Kontrolle zum Kunden durchgerutscht. Darüber gibt es immer wieder heftige Diskussionen. Am Jahresende stelle ich mit den jeweiligen Abteilungsleitern zusammen fest, ob die Ziele erreicht worden sind. Dabei gehe ich nicht streng nach Mathematik vor, sondern beurteile die äußeren Einflüsse, die Veränderungen im Team, die Tendenzen in der Fehlerquote usw. mit. Dadurch haben am Ende einige ihr Ziel erreicht, die streng genommen durchgefallen wären. Damit die MitarbeiterInnen durch die Belohnung für ein erreichtes Ziel nicht allzusehr bestraft werden, besteht es nur in einen Qualitätsessen für 20 Euro pro Nase.
So hingeschrieben hört sich das nach einem heillosen Kuddelmuddel an. Da alle Beteiligten aber kontinuierlich miteinander reden (bis streiten ...), funktioniert es gar nicht so schlecht.
Hauptproblem: Trotz der eher symbolischen Belohnung wird mehr über die Aufschreibung als über die Fehlerabstellmaßnahmen diskutiert.
Was die Führung angeht: Drei Prozent der Entlohnung hängen an der Erreichung von mit dem Vorgesetzten vereinbarten Zielen. Die Geschäftsleitung erhält darüber hinaus noch eine Gewinnbeteiligung. Scheint so weit auch nicht schlecht zu funktionieren, Gewinn machen wir jedenfalls noch.
Schöne Grüße
Frank
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WolfgangHorn_
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Hi,
: Keiner der Entscheider dort will entscheiden.
Tja, abmahnen wegen Arbeitsverweigerung 
: Folglich drehen sich die Indianer endlos Kreis - dort, wohin sie könnten, dürfen sie mangels allerhöchster Entscheidungen nicht, der offiziell erlaubte Weg führt aber in die Irre.
Tja, auch meine Argumentation könnte langsam von der Gebetsmühle kommen: Wehret der Entmachtung der resultatverantwortlichen Führungskräfte!
Gebt die Verantwortung wieder denen, denen in der Arbeit nichts wichtiger ist als Zukunft und Wachstum ihres Verantwortungsbereiches.
: ..."no ranks, no titles" (war das Gore-Tex?)...
Ja, gibt's hier in München.
: Was ist denn aus denen geworden? Bzw. aus deren Motto?
Gibt's beides noch.
Dauert ein paar Bierchen (natürlich Weißbier!), bis Selbstillusion und Fakten erkennbar werden.
: Von wegen AKV, das ist ja das Problem bei den ganz großen Köpfen.
Nun ja, das "wasch mich, aber mach mich nicht naß-Syndrom" betrifft wohl fast alle Menschen.
: De janze Welt is jeck ...
Tja, wenn es die Konkurrenz denn doch auch wäre...
Ansonsten - Aufklärung über die Zusammenhänge scheint mir zu helfen.
Ciao
Wolfgang Horn
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Uwe_
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Hallo,
ich weiss dieses Forum ist für "Berufserfahrene" und Fachleute gedacht, doch diese Diskussion über Wissenschaft und Unternehmensrealität finde auch ich als Abolvent ziemlich spannend.
Mit meiner zugegeben begrenzten Erfahrung in Unternehmen und meinem noch frischen Eindruck der "Wissenschaft", wie sie an der Universität gehandhabt wird, kann ich sagen, dass die Lücke nicht größer sein könnte. An der Universität werden unterschiedliche Denkansätze für eine Problemstellung gelehrt, die sinnvoll und nachvollziehbar sind. Nur eins wird übersehen: Die Problemstellung die dem Gedanken zugrunde liegt ist in der Unternehmensrealität nicht auffindbar.
Wie soll aber ein, wie gefordert, von Unternehmen unbehelligter Professor einen Lösungsansatz für in Unternehmen anstehende Probleme rein wissenschaftlich entwickeln. Daher erwächst die Notwendigkeit der Zusammenarbeit und der Abhängigkeit. Das beauftragende Unternehmen hat unter Wettbewerbsbedingungen ein begründetes Interesse an der alleinigen Nutzung der Erkenntnisse. Deshalb werden die Wissenschaftler vergütet. Welchem Wissenschaftler kann man aber verübeln, sich diese Erkenntnisse nach erfolgreicher Erstanwendung weiterhin vergüten zu lassen, sei es denn auch als eigenständiges Beratungsunternehmen. Würden Sie sich mit dem Professorenhonorar begnügen, wenn es Leute gibt die Ihnen für die selbe Arbeit ein vielfaches bezahlen, nur damit Sie den wissenschaftlichen Ruhm angeblich 'unversehrt' geniesen können.
Die BWL sollte schon als eine angewandte Wissenschaft verstanden werden und nicht als Grundlagenforschung, dafür sind die Veränderung im Erkenntnisobjekt von zu hoher Geschwindigkeit.
Ciao
Uwe de Nardi
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