Guten Morgen!
: Angst?
: Hmm.
: Erste Interpration: Angst vor der Kunst der Prognose.
: Nö. Meine Ratereien waren bloß das Produkt aus Erfahrung und aus dem Blick durch meine spezielle "Brille" auf das menschliche Geschehen im Unternehmen. Die Brille vermittle ich gern...
: Sie hat allerdings einen Nachteil, vor dem man wirklich Angst bekommen könnte:
: _Aufklärung: Die Vernunft macht immer heller, in welchem Dunkel wir leben." (Ludwig Marcuse)
: Da könnte man dann schon vorziehen, die Probleme lieber nicht sehen zu wollen, sondern lieber im Dunkeln weiter herumzustochern...
***Sie wissen doch wie es ist, wenn man etwas denkt/vermutet/weiß. Es wird erst richtig schlimm, wenn man es ausspricht.
: Erfahrung: Aus meiner Zeit bei ROHDE&SCHWARZ, die 1933 als Entwicklungslabor angefangen haben und noch heute eines der wenigen Unternehmen in Deutschland sind, die ohne Fremdkapital arbeiten!
: Darin schon das Anti-Angst-Mittel für die zweite Interpretation der Angst: Wie lange geht das noch so weiter? Es kann lange weiter gehen, aber eine Garantie gibt's dafür natürlich nicht.
: Wesentliche und notwendige Grundlage ist aber das Miteinander, in dem der Einzelne Fehlentwicklungen weder verschweigt noch unter den Teppich kehrt.
: Denn wenn die Praxis des "unter-den-Teppich-kehren" einreißt, steckt sie an, dann türmt sich der Teppich zum Mittelgebirge und behindert die Beweglichkeit.
: Und dann hilft auf lange Sicht gar nix mehr.
***Genau das ist der Angst-Punkt. Wie lange geht es weiter? Und lastet die Verantwortung jetzt auf mir und dem QMS? Soll ich meine Befürchtungen dem GF mitteilen? Da verstoße ich ja schon wieder gegen: Du sollst Deinen GF nicht gegen seinen Willen.....
: Aber über genauso eine Fehlentwicklung erzählen Sie: Ihre Kunden verlangen 9001, die Mannschaft nimmt die Forderung aber nicht ernst.
***Der springende Punkt!
: (BTW und Frage an die Experten: Welche Beispiels gibt's für ein besonders schlankes Qualitätsmanagement, das nur im Miteinander möglich ist? Ich meine schon, die Regeln eines QMH müßten deutlich reduziert werden können, wenn die ersten und grundlegenden Regeln Prozesse sind, wie man Miteinander und Qualitätsbewußtsein aus Eigeninteresse schafft und bewahrt.
: Florian, machst Du nicht schon so was, wie Deming es vorgemacht hat?)
***Schlank war unser Ziel und ist es noch. Allerdings so schlank, daß man schon fast von einer "Sparversion" QMS sprechen kann. Den Nutzen stelle ich schon selbst in Frage! Daher mein Vorstoß in Richtung Kennzahlen. Aber wenn Florian noch mehr Anregungen für mich hat, dann immer her damit.
: Sabine, aus Ihren Worten bisher entnehme ich, daß sich Ihr wichtigster Chef, der Kapitän, seinen Übergang ins Hobby nicht konsequent durchdacht hat.
***Das ist auch mein Eindruck. (Ups, ich bin ein Ketzer. Verbrennt mich!)
: Insbesondere die Gefahren für seine Erlöse, wenn die Vermutung des kommenden Endes die guten Leute bewegt, sich woanders hin zu bewerben, solange der Ruf Ihres Unternehmens noch gut ist.
: Bei diesem Gedanken empfinde ich jetzt Angst!
***beruhigt mich auch nicht gerade!
: Ich geb' noch eins drauf: Die Qualität der Edelschmiede lebt in besonderem Maße vom Miteinander. Die höchste Autorität hat das von Anfang geprägt. Nach ihr haben sich alle gerichtet.
***Edelschmieden entstehen mitunter aus Garagen-Basteleien...
: Aber mit dem Verkauf des Unternehmens ist diese Art des "natürlichen Qualitätsmanagements" wahrscheinlich zu Ende.
***Anzunehmen. Aber nicht bewiesen. Da der am heißesten favorisierte Nachfolger ein Rekrut aus den Anfängen ist. Und der kennt nix anderes als das "natürliche QMS"
: Jetzt zählen wir 1+1 zusammen: Wenn Ihr höchster Chef sein Vermögen vor einem lawinenartigen Zusammenschmelzen bewahren will, dann muß er seine "Braut schön" machen, was zugleich "Hochseetüchtig und Orkansicher" bedeutet.
: So daß die guten Leute sicher sind: "Ganz gleich, wer uns übernimmt, wir sind und bleiben so viel besser als unsere Konkurrenz, daß er weitere Mittel in uns investiert."
: Und hier ist Ihre Aufgabe: Die Worte "so gut" bedeuten für die Zeit nach Verkauf/Übergabe etwas anderes als bisher.
: In der Zukunft erfordert das unter anderem ein gutes, wirksames und anerkanntes Qualitätsmanagement.
: Sabine, Sie haben die Chance, zum "Edelstein" im Schmuck der Braut zu werden!
: Also, davor keine Angst. Allenfalls vor der Größe der Aufgabe.
***Sag ich doch: bleibt wieder alles an mir hängen!

Angst davor? Nö. Dann hätte ich mich niemals für QM entscheiden dürfen. Konflikte garantiert! Allerdings sehe ich noch nicht, daß der Kapitän die Braut schön machen will, in dem er seinen Ferrari (=QMS) aus der Garage holen will. Sieht eher so aus als suche er die Lösung außerhalb. Neue Märkte, neue Kooperationen, neue was weiß ich.
Danke für die klaren Worte.
Gruß
Sabine