Hi, Florian,
: Ich glaube nicht, dass ich diese Punkte vermische, aber ich beobachte sie. Mit geteilt meine ich, dass sie eindeutig zugeordnet ist (Deine Rede) mit gemeinsamer Verantwortung meine ich, dass mehrere Menschen für ein Resultat gemeinsam verantwortlich sind. Mit delegieren meine ich, meine Verantwortung an jemanden zur Ausführung übertragen, aber trotzdem verantwortlich bleiben.
O.k. Dann lasse ich das sinngemäß und formuliere nur den einen fraglichen Punkt um: "Mit geteilt meinen wir, daß eine Gruppe als Ganzes gemeinsam Verantwortung übernimmt. Das heißt, daß im Falle eines Falles jeder der Gruppe für das Ergebnis einsteht". Juristisch entspräche dies nach unserem BGB wohl der Gesellschaft bürgerlichen Rechts.
Das funktioniert unter zwei Voraussetzungen:
a) wenn jedes Mitglied der Gruppe und jeder potentielle Gläubiger gewiß ist, die Gläubiger werden in jedem Falle befriedigt. (Im Mittelalter gab's dazu den Schuldturm, in dem der Schuldner verhungern konnte, solange Forderungen offen blieben. Unsere heutigen Inkassoverfahren sind aufwendiger und belastender für die Rentenversicherungen...)
b) Wenn jedes Mitglied der Gruppe zugleich gewiß ist, Fairneß innerhalb der Gruppe sei garantiert, keiner könne sich einen faulen Lenz machen, indem er Leistungen Dritter beansprucht und einen Kollegen dafür büßen läßt.
Beides kann bei verliebten Paaren und hoffnungsvoll in die Zukunft sehenden Gruppen wunderbar funktionieren.
Unter Belastung aber bricht das so schnell zusammen, wie jeder seine Felle davonschwimmen sieht und sich auf Kosten der Gruppe retten will.
Häufig bricht das Fundament solch einer Gruppe schneller zusammen als die Fassade. Pech für Gläubiger.
Und, Florian, wer ein Ziel erreichen will, und keine Zeit verlieren, der packt am Besten an, wird selbst zum Garanten für Zufriedenheit der Gläubiger und Fairneß innerhalb seines Teams.
Macht zwar mehr Mühe, aber warum komplizierter?
: - Der QMB ist für die Qualität verantwortlich. Die Verantwortlichen deligieren jedoch die Verantwortung nicht, sondern sie geben sie ab. Motto: Um die Qualität haben wir uns gekümmert! (Praxis, entspricht sicher nicht Deiner Vorstellung)
Meine Vorstellung ist kein Maßstab, ich bin kein Guru und will auch keiner werden. (Oben auf den Podesten ist es zugig kalt und einsam...)
Sondern es läßt sich logisch zeigen, daß dieser Unternehmer sich selbst rote Zahlen beschert, indem er sich weigert, die Verantwortung zu tragen, die nur er tragen kann, die zu trager er sich gegenüber seinen Kunden, Gesellschaftern, Investoren und Lieferanten verpflichtet hat. Solange in seinem Land eher gilt "Wer es einem Vorgesetzten gleichtun will, beginnt mit den schlechten Eigenschaften." (Aus Japan), solange darf er sich nicht wundern, wenn seine Mitarbeiter ihn als Vorbild für Schlamperei und Heuchelei sehen, ihm darin nacheifern und sein Geschäft unter aller Fassade ein rechter Sauladen ist.
Solange seine Gesellschafter das tolerieren, signalisieren ihre Klagen über Vermögensverluste ihre eigene Inkompetenz, ihr Vermögen zusammen zu halten.
: - Der Speditionsleiter wird für die Rückstände in der Auslieferung verantwortlich gemacht (habe dieses Beispiel gerade von einem entlassenen Spedichef erfahren)
Tja, müßte man mehr über diesen konkreten Fall wissen. Aber wenn er dem Arbeitsrichter keine Meldungen an seinen Unternehmer vorlegen kann, diese oder jede Randbedingung mache ihm unmöglich, seine Ziele zu erreichen, und er bitte den Unternehmer, die Randbedingungen zu schaffen oder die Ziele herabzusetzen, ist er an seiner Entlassung nicht ganz unschuldig.
: - Schnittstellen-Vereinbarungen, Qualität in Schnittstellen. Ist nur der Lieferant verantwortlich oder müsste der Kunde auch berücksichtigt werden?
Auch hier ist der konkrete Einzelfall zu prüfen. Auftrag und Lieferung sind Teil eines Dialoges, in dem zumindest einer klar zu spezifizieren hat, was konkret zu leisten und zu liefern sei, und der andere dieser Spezifikation zustimmt.
(Das Musterbeispiel "Blaugrün" in meiner Konfliktlösestrategie: "Wir haben Blaugrün gefordert, sie haben zugesagt, aber Blaugrüngrün geliefert. Reklamation!!" Analyse: Kein Konflikt, sondern schlampige Ausführung des Pflichtenhefts. Zähne zusammenbeißen, innerlich sich selbst eine Watsch'n geben, äußerlich das Versäumnis bekennen, sofort flitzen, die RAL-Farbkarte holen, vorlegen, in welche Farbe neu zu streichen sei, Änderung protokollieren, unverzüglich und kostenlos durchführen und hoffen, daß a) der Kunde keine Folgekosten geltend macht und b) der Chef nichts merkt.
BTW: Das populäre Konfliktmanagement ist ziemlich weltfremd und lausig. Nach dem wäre der Konflikt nämlich beim Mediator gelandet, und der hätte ihn auch nicht lösen können.)
: Ich glaube wir unterhalten uns eher darüber was die Praxis und was die Theorie ist. Sehr oft wird mit dem Mittel Delegation Druck auf die Mitarbeiter gemacht. Abgeben ja, unterstützen nein (ich weiss entspricht nicht Deiner Idee, ist aber die Praxis).
Wieder wie oben. Das, was Du hier "meine Idee" nennst, ist gar nicht meine, sondern schon in der Bibel zu lesen, in der Baghavat Githa, im "Pacta sunt servanda" der alten Römer, deren Gott Jupiter über die Einhaltung der Verträge wachte, und anderen heiligen Schriften.
Wahrheiten, die aber aber leider so bitter sind wie Lebertran, die man gern so sehr verdrängt und zerredet, daß diejenigen, die bereit wären, diese Unannehmlichkeiten als Investition zu erkennen für eine bessere Zukunft, sie gar nicht erst zur Kenntnis bekommen, sondern zugemüllt werden mit falschen Zuckerwahrheiten.
: Beim Überfliegen unserer Diskussion ist mir aufgefallen, dass Du eine Gruppe von Menschen als Gemeinschaft betrachtest, die Verantwortung übernehmen kann (Was ja eigentlich meine Frage war!). Warum kann ich ein Team, Lehrer und Schüler, nicht als Gemeinschaft betrachten?
Hoppla, habe ich wieder schneller geschrieben als gelesen. Aber ich habe diese Frage wohl oben schon beantwortet: Aus einer Horde Einzelkämpfer kann man durchaus eine Gemeinschaft des "einer für alle, alle für einen" formen, auf deren Zusammenhalt auch Dritte sich verlassen können.
Aber dazu braucht es halt Voraussetzungen, von denen die einen leider a) eigene Arbeit bedeuten und von denen die anderen heute leider b) nur selten gegeben sind, weil höhere Führungskräfte verwirrt und falschberaten wurden.
: Inzwischen habe ich begriffen, dass es keine Organisation ohne Verantortungs-Zuordnung geben kann. Mir ist auch klar, dass es eindeutig zuordenbare Verantwortungen gibt und diese auch wahrgenommen werden müssen. Ich suche einfach noch nach stichhaltigen Lösungen für das Problem "Gemeinschaft"!
Fein. Lies die Bibel oder irgendeine andere heilige Schrift ähnlichen Ranges.

Aber lies sie >nicht