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TOPIC: QS im Change Management

Diskussionswürdig oder Religion 21 years 5 months ago #5773

  • TimGerdes_
  • TimGerdes_'s Avatar
Hallo allerseits!
Zu allererst möchte ich mich bei allen Teilnehmern dieses Threads bedanken (ohne damit den Versuch starten zu wollen, ihn zu beenden), ich empfinde ihn als eine anregende Diskussion mit wirklich guten und bedenkenswerten Argumenten und Sichtweisen von allen Seiten.
Ich möchte an dieser Stelle auf ein anscheinendes (kein scheinbares!) Mißverständnis hinweisen:
Ich wollte mit meiner Argumentation bezüglich der "Würdigung" der Konzeptkonkurrenz nicht der Marktschreierei und der Kritiklosigkeit Vorschub leisten.
Ich habe jedoch mehrfach beobachtet, dass von einigen Menschen eben diese Kritikfähigkeit als ein Anzeichen von Schwäche oder Unsicherheit fehlinterpretiert wird.
Und man muss vielleicht auch bedenken, dass der, der eine andere Methode ins Spiel bringt
1. den potenziellen Kunden vielleicht erst auf diese aufmerksam macht und
2. mit seinen Aussagen "in Vorleistung" geht.
Das Problem ist dann, dass der Kunde zur Konkurrenz geht und relativ dezidierte Fragen stellen kann. Die Konkurrenz kann dann auf relativ wage Aussagen sehr konkret antworten, wodurch sie kompetent wirkt.
Nichts desto trotz halte ich ebenfalls überhaupt nichts von Gurus und Überfliegern, die mit "dem einen umfassenden Konzept" bei jedem Unternehmen angeblich den totalen Erfolg garantieren können.
Diese Form der Kundenbehandlung halte ich auch für völlig kontraproduktiv, auch für den eigenen Erfolg.
Ein Verkaufstrainer hat einmal eine, wie ich finde sehr schöne Analogie verwendet um deutlich zu machen, wie man Kunden behandeln sollte:
Wenn ein Schafscherer ein Schaf schert und dieses mit der gebotenen Sorgfalt, Vorsicht und Gründlichkeit tut, dann tut er dem Schaf nicht weh. Im Gegenteil wird das Schaf es als relativ angenehm empfinden und nach dem dritten oder vierten Mal wird es sogar freiwillig zum Scherer kommen. Dadurch hat der Scheerer ein gesichertes Einkommen und eine angenehme Arbeitsathmosphäre nebst dem guten Gefühl, dem Schaf nicht nur etwas wegzunehmen, sondern auch etwas dafür zu geben. Es sind allso beide Seiten glücklich.
Ist er aber rücksichtslos, tut dem Schaf weh oder zieht er dem Schaf gar aber das Fell über die Ohren, so wird es sich jedes mal wehren und im Fall des Fell über die Ohren ziehens wird es es nie wiederkommen!
In diesem Sinne,
Grüße,
Tim Gerdes


www.gerdes-consulting.de

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Most mythic or best practice? 21 years 5 months ago #5781

  • WolfgangHorn_
  • WolfgangHorn_'s Avatar
Hallo Tim,
Du: "Ich wollte ...nicht der Marktschreierei und der Kritiklosigkeit Vorschub leisten."
Du weiter: "...dass von einigen Menschen ..Kritikfähigkeit als ... Anzeichen von Schwäche oder Unsicherheit fehlinterpretiert wird."
Im Bereich der Technik und Finanzen, der "Hard Facts" weniger. Aber sehr im Bereich der Soft Facts, wo man nur genügend Professoren gelesen haben muß, um jedem beliebigen Argument des Andern ein niederschmetterndes Zitat entgegensetzen zu können.
Und wenn der andere in der nächsten Minute das genaue Gegenteil behauptet, brauchen wir nur den anderen Professor zu zitieren, und unser Gegenüber schweigt wieder verdattert.
Klar habe ich übertrieben, aber nicht allzusehr.
Die berühmten Hawthorne-Experimente zur Motivation lassen sich ja selbst in alle Richtungen deuten.
(Für die Jungstudenten unter uns: Da wollte einer wissen, ob Arbeiterinnen am Fließband bei hellerem Arbeitslicht mehr leisten oder bei dunkleren, was einfach der richtige Lichtpegel ist. Ergebnis: Sowohl als auch auch. Die wissenschaftliche Würdigung dieses Ergebnisses ist schlimmer als die Würdigung des Doppelspaltexperiments in der Quantenphysik, das sowohl die Teilchen- als auch die Wellennatur von Photonen beweist. Bis zur Florian'schen ;-)Prozeßfähigkeit ist da noch ein weiter Weg...
Hihi, war gestern mal wieder beim Bowling. Prozeßfähigkeit beim Bowlen ist, den auf's Visier genommenen letzten Mohikaner unter den Pins möglichst selten zu verfehlen. Wäre die Prozeßfähigkeit beim Bowling etwa so wie bei den Hawthorne-Experimenten und ihrer Deutung, würden die Kugeln in entgegengesetzte Richtungen fliegen...)
Tim, sowohl Marktschreierei als auch die Suche der Kunden nach der Scheinsicherheit, die ein Guru wie Peter Drucker glänzen läßt, beides sind Indizien für die Mängel in einer Wissenschaft - und zugleich, wie unmündig diese Mängel die Kunden gemacht haben.
_Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen.
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Most mythic or best practice? 21 years 5 months ago #24033

  • WolfgangHorn_
  • WolfgangHorn_'s Avatar
Hallo Tim,
Du: "Ich wollte ...nicht der Marktschreierei und der Kritiklosigkeit Vorschub leisten."
Du weiter: "...dass von einigen Menschen ..Kritikfähigkeit als ... Anzeichen von Schwäche oder Unsicherheit fehlinterpretiert wird."
Im Bereich der Technik und Finanzen, der "Hard Facts" weniger. Aber sehr im Bereich der Soft Facts, wo man nur genügend Professoren gelesen haben muß, um jedem beliebigen Argument des Andern ein niederschmetterndes Zitat entgegensetzen zu können.
Und wenn der andere in der nächsten Minute das genaue Gegenteil behauptet, brauchen wir nur den anderen Professor zu zitieren, und unser Gegenüber schweigt wieder verdattert.
Klar habe ich übertrieben, aber nicht allzusehr.
Die berühmten Hawthorne-Experimente zur Motivation lassen sich ja selbst in alle Richtungen deuten.
(Für die Jungstudenten unter uns: Da wollte einer wissen, ob Arbeiterinnen am Fließband bei hellerem Arbeitslicht mehr leisten oder bei dunkleren, was einfach der richtige Lichtpegel ist. Ergebnis: Sowohl als auch auch. Die wissenschaftliche Würdigung dieses Ergebnisses ist schlimmer als die Würdigung des Doppelspaltexperiments in der Quantenphysik, das sowohl die Teilchen- als auch die Wellennatur von Photonen beweist. Bis zur Florian'schen ;-)Prozeßfähigkeit ist da noch ein weiter Weg...
Hihi, war gestern mal wieder beim Bowling. Prozeßfähigkeit beim Bowlen ist, den auf's Visier genommenen letzten Mohikaner unter den Pins möglichst selten zu verfehlen. Wäre die Prozeßfähigkeit beim Bowling etwa so wie bei den Hawthorne-Experimenten und ihrer Deutung, würden die Kugeln in entgegengesetzte Richtungen fliegen...)
Tim, sowohl Marktschreierei als auch die Suche der Kunden nach der Scheinsicherheit, die ein Guru wie Peter Drucker glänzen läßt, beides sind Indizien für die Mängel in einer Wissenschaft - und zugleich, wie unmündig diese Mängel die Kunden gemacht haben.
_Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen." (Immanual Kant)
Der Guru ist derjenige, der gesucht, und an den geklammert wird, um seinen Verstand in dessen Hände zu empfehlen. Der deshalb fehlerlos erscheinen muß - oder so verwirrend, daß die Fehler nicht erkennbar sind.
Die Aufklärung ist der seit einem Jahrtausend bewährte Weg aus diesem Übel heraus.
Dieser Weg ist notwendig, um die Mündigkeit der Führungskräfte nicht weiter zu begrenzen mit verwirrenden Lehren, Zitaten und Experimenten.
Um sie wieder stark zu machen, denn wir brauchen Stärke unserer Führungskräfte, Stärke der Besten.
Denn wenn nicht die Flohzirkusdirektoren stark sind, sondern die Flöhe oder auch nur einer von ihnen, dann ist die Zusammenarbeit ziemlich unproduktiv und unflexibel.
Warum delegieren denn so viele Geschäftsführer Führungsaufgaben an ihren QMB? Weil der im Namen der Qualität und mit seinem Instrumentarium mehr bewirken kann als ein Geschäftsführer, der sich nicht trauen darf. Der sich nicht trauen darf, weil jeder seiner Schritte fundierten Widerspruch auslösen kann, wie wir das in der Politik gewohnt sind.
Die Beauftragung des QMB als Führungsersatz ist aber eine kranke Maßnahme, da wird kaum einer glücklich mit werden. (Dies Unglück schleicht sich auf verschiedenen Wegen an, die wohl alle hier im Forum zu lesen sind.)
Besser dran ist derjenige QMB, dessen Geschäftsführer weiß, was er will, was machbar ist und was nicht, und der sich nicht dreinreden läßt von Bessernwissern wie mir :-).
Ciao und geruhsames Wochenende und Weihnachtsgeschenkebasteln...
Wolfgang Horn



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Taylorismus - Ketzerische Frage? 21 years 5 months ago #5798

  • Vivian_
  • Vivian_'s Avatar
Hallo
leider konnte ich die Diskussion in den letzten Tagen nicht verfolgen und mich beteiligen - habe sie gerade überflogen.
Die Argumente aller Beteiligten sind hochinteressant. Ich habe jedoch am Wochenende zufällig ferngesehen. (Ich möchte noch einmal ausdrücklich betonen, ich bin kein Verfechter des Taylorismus!!!)
Deutsche Unternehmen gehen nach China, Tailand wenn es ihnen dort zu teuer wird oder die Arbeitskräfte mit der Zeit höhere Forderungen stellen auch nach Afrika/Südamerika, und führen Tayloristische Arbeitsmodelle wieder ein. Hier werden z. T. moderne Maschinen durch jede Menge Manpower ersetzt, weil eben 20 Chinesen immer noch billiger sind, als ein Montageroboter + 1 Bediener am deutschen Montageband. Die Arbeitskräfte sind häufig nur für einen einzigen Arbeitsgang ausgebildet und bekommen dafür einen entsprechend niedrigen Lohn. Oder in Deutschland werden moderne technische Anlagen entwickelt und anschließend in asiatischen Niederlassungen deutscher Unternehmen eingesetzt.
Die Produkte werden anschließend in der sogen. 1. Welt verkauft.
Es gibt viele - auch deutsche Hochtechnologie-Unternehmen - die sich sowohl den Sozialsystemen, Managementmethoden und -moden der sogen. 1. Welt als auch ihren satten deutschen Mitarbeitern einfach entziehen. Der Trend zeichnet sich deutlich ab.
Weiteres Problem:
Deutsche Arbeitsnehmer mit niedrigem Ausbildungsstand haben in Deutschland derzeit kaum noch eine Chance, einen geistig wenig anspruchsvollen Arbeitsplatz zu finden, gerade weil Stellen ohne entsprechende Kopfarbeit immer weniger zur Verfügung stehen, bzw. aus Deutschland verlagert wurden - was passiert gesamtgesellschaftlich?
Die Pisa-Studie bestätigt außerdem, dass unsere zukünftigen Arbeitnehmer nicht unbedingt durchschnittlich besser qualifiziert und damit auch leistungsfähiger sein werden.
Kann eine Gesellschaft nur auf Basis von Dienstleistung, Forschung und Entwicklung ohne die eigentliche Produktion existieren?

Gruß
Vivian





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Taylorismus - die Suche nach dem Modell des qualitizierten Mitdenkers 21 years 5 months ago #5801

  • WolfgangHorn_
  • WolfgangHorn_'s Avatar
Hallo, Vivian,
> Problemstellung: <
: Deutsche Unternehmen gehen nach China, Tailand...und führen Tayloristische Arbeitsmodelle wieder ein.
: Kann eine Gesellschaft nur auf Basis von Dienstleistung, Forschung und Entwicklung ohne die eigentliche Produktion existieren?
Gewiß nicht. Sie wird als Altenpflegeheim verkauft, damit die spärlichen Pfleger bezahlt werden können.
Wenn unsere Arbeitslosen die Produkte der Firmen nicht mehr kaufen können, die sie entlassen haben, dann werden auch die Manager auf der Straße landen, weil ihre Firma mangels Kunden pleite ist.

> Problemursache
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Treffer auf des Nagels Kopf 21 years 5 months ago #5803

  • Vivian_
  • Vivian_'s Avatar
Hallo Wolfgang,
sie haben den Nagel im Grunde auf den Kopf getroffen - aber steht unser gesamtes Wirtschaftssystem und unser Kapitalismus (den Begriff "Soziale Marktwirtschaft" verabscheue ich zutiefst) nicht vor einem enormen gesellschaftlichen Problem?
Wird nicht die Wertschöpfung aus dem eigenen Lande ins Ausland verlagert und der Binnenmarkt bis zum bitteren Ende der Kaufkraft zunehmend als reiner Absatzmarkt betrachtet?
Wird nicht zunehmend billiger im Ausland produziert um die Produkte im Hochpreisland Deuschland oder meinetwegen auch Europa abzusetzen. Durch immer weniger wertschöpfende Arbeit + entsprechender Entlohnung im Inland sinkt zwangsweise auch die Kaufkraft?
Fokusierung auf
- Shareholder-Value
- Aktienkurse
- kurzfristig steigende Gewinne (Was sind schon 20/30 Jahre in der Entwicklung eines Staates) weniger Wirtschaftsteilnehmer auf kosten unseres gesamten Wirtschaftssystems
Ist es nicht enorm wichtig, dass die Feile im Inland in die Hand genommen wird und der Arbeiter hier sein Geld verdient und dieses im Binnenland verkonsumiert?
Kontrovers und unsozial:
Taylorismus bietet vor allem in Produktionsprozessen äußerst reizvolle Alternativen für Unternehmen, die ihre Gewinne schnell und kurzfristig steigern wollen. Diese Alternative wird ihnen in Deutschland durch das hohe soziale Niveau Deutschlands, Arbeitsgesetzgebung sowie durch die Bevormundung durch Betriebsräte vergällt. Sie gehen einfach in Länder, in denen sich Arbeitskräfte für ein paar wenige Euro auspumpen lassen.
Ich war in einigen Ländern der 3. Welt urlaubsmäßig unterwegs - für Geld vergessen selbst renomierte deutsche Unternehmen die weltweite Ächtung von Kinderarbeit, jeglichen Arbeitsschutz - selbst recht hoch qualifizierte Angestellte arbeiten für eine "Mohrrübe". Tut er das nicht mehr, findet sich ein anderer (auch in einem anderen Land), für den der geringe Verdienst als Motivation ausreicht.
Na ja, zu diesem Thema kann man wohl ewig philosopieren.
Gruß
Vivian



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