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FlorianPadrutt_
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Hallo Wolfgang
bin gerade dabei ein Buch über die Weltreligionen zu lesen. Mein grösster Sohn muss diesen Sommer in die Schule und ich möchte ihm mehr mitgeben als nur eine Sicht. Die Sache mit dem Lebertran ist mir bewusst. Man kann nicht den Fünfer und das Brötchen haben und andere Weisheiten machen ähnliche Aussagen.
Was ich nicht ganz verstehe, was der Lebertran-Vergleich mit meinen Aussagen zu tun hat. Düfte ich Dich um Aufklärung bitten.
Gruss Florian
qm-online.ch
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WolfgangHorn_
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: Hallo Wolfgang
: bin gerade dabei ein Buch über die Weltreligionen zu lesen. Mein grösster Sohn...
Tja, jede große Religion enthält gute Regeln für ein produktives Leben miteinander.
Auch die römische, "virtus". Lucius Quinctus Cincinnatus wurde vom Senat zum Diktator bestellt, rettete Rom - und legte seine Amt wieder nieder und kehrte auf seinen Acker zurück.
Als die Römer keine Feinde mehr hatten, wandthen sie sich gegeneinander, Werteverfall, Zerrüttung der Gesellschaft, Untergang.
Begründung, warum eine große Religion gute Regeln haben muß für produktive Zusammenarbeit: Auch Religionen stehen im Wettbewerb miteinander. Je produktiver die Zusammenarbeit in einer, desto größer der Wohlstand in ihr, desto attraktiver ihr Gott für die "Heiden".
Sollte eine Religion Mord und Totschlag predigen, wäre ihre Gesellschaft schon bald untergegangen.
In allen großen Religionen stecken uralte Weisheiten, aber halt in deren Sprache, Denkweise.
: Was ich nicht ganz verstehe, was der Lebertran-Vergleich mit meinen Aussagen zu tun hat. Düfte ich Dich um Aufklärung bitten.
Ja, klar.
Der Lebertran, den ich meine, den finden wir auch in den guten Religionen wieder: "Du sollst...", das waren eben keine gefälligen Bonbon-Regeln, sondern Gebote, Pflichten. "Was du nicht willst, daß man dir tu, das füg' auch keinem anderen zu" - diese Regel ist bitter und unnehmbar für einen typischen Rambo-Manager.
Aber wer gegen dies uralte Gebot verstößt, der erlebt Mißtrauen, Widerstand, der verstrickt sich im Gegeneinander. An dem er umso eher gescheitert ist, je qualifizierter seine Mitarbeiter.
Das habe ich angeführt, um Dich zu ermutigen, gute Lehren auch weiterzugeben. Auch dann, wenn sie von einem Guru stammen. Denn so geachtet, verehrt, bewundert und geheiligt ein Guru, so gern nehmen ihm seine Fans auch die Lebertran-Regeln ab.
Ciao
Wolfgang
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MartinS_
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Hi Florian,
die Evolution, d.h. selbstorganisierende Systeme, wie man sie in der Natur vorfindet, basieren letztendlich auf PDCA bzw. "Try & Error & Learn".
Darwin sagte, Evolution basiere auf der Tatsache, das sich diejenige Lebensform durchsetzen wird, die sich der Umgebung am Besten anpasst (survival of the fittest).
Ausgehend von einem PLAN, den jede Lebensform in Form der DNA vorgegeben hat, gibt es stets Mutationen (das natürliche "DO", d.h. Änderungen in diesem DNA-Plan.
Durch Selektion (CHECK), d.h. ist die mutierte Lebensform besser an die Umgebung angepasst oder nicht, wird die mutierte DNA entweder an die nächste Generation weitergegeben oder die Lebensform stirbt aus (ACT).
Deming bzw. PDCA ist ein Naturgesetz.
Gruß, Martin S
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Juergen_
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Hallo,
: Darwin sagte, Evolution basiere auf der Tatsache, das sich diejenige Lebensform durchsetzen wird, die sich der Umgebung am Besten anpasst (survival of the fittest).
Dann schaut Euch bitte auch mal an, wer sich aktuell in unserer westlichen Wirtschaft durchsetzt: Dampfplauderer, Ellenbogenkämpfer, Kurz-Profit-Macher, Selbstsanierer...
Sind das also die "fittest"? Muss ich mir die als die Sahne der Schöpfung vorstellen? Muss ich mich dem gar anpassen und die Erziehung meiner Kinder umstellen, damit sie später auch so "fit" werden?
Fazit: Alle Macht den Mächtigen und Skrupellosen?
Diese Interpretation der Evolution halte ich nicht für richtig, denn meiner Meinung nach werden körperliche Attribute durch die Evolution verfeinert, nicht aber Meinungen, Einstellungen, Arbeitstechniken.
: Ausgehend von einem PLAN, den jede Lebensform in Form der DNA vorgegeben hat, gibt es stets Mutationen (das natürliche "DO", d.h. Änderungen in diesem DNA-Plan.
: Durch Selektion (CHECK), d.h. ist die mutierte Lebensform besser an die Umgebung angepasst oder nicht, wird die mutierte DNA entweder an die nächste Generation weitergegeben oder die Lebensform stirbt aus (ACT).
: Deming bzw. PDCA ist ein Naturgesetz.
Deshalb glaub ich auch nicht, dass PDCA ein Naturgesetz ist, sondern ein allgemein gültiges "Kunstgesetz", von Menschen kreiert, um den Alltag und die Arbeit beherrschbarer zu machen
Gruß Juergen
: Gruß, Martin S
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WolfgangHorn_
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Hi, Jürgen, Martin,
in mir keimt ein Artikel "Dampfplauderer-Detektor". Aber vielleicht drücke ich ihn positiv aus, eher wie: "so erkennen sie, ob eine Rede Hand und Fuß hat."
: : Darwin sagte, Evolution basiere auf der Tatsache, das sich diejenige Lebensform durchsetzen wird, die sich der Umgebung am Besten anpasst (survival of the fittest).
Bevor Darwin diesen Begriff "Evolution" prägte,ging es jedem Individuum nur um den nächsten Atemzug, den nächsten Schluck, den nächsten Bissen, den Gegner besiegen, den Blick der nächsten Schönheit, und wenn dann Kinder da waren, ging es den Individuen geselliger Arten darum, daß die glucksen statt greinen.
In der Nachschau stellt man dann fest, daß die einen Varianten einer Art ausgestorben sind wie die Neandertaler, und die anderen haben überlebt.
Ich nehme an, von zwei ansonsten vergleichbaren Varianten einer Art setzt sich letztlich jene durch, die ihre Kräfte effizienter einsetzt. (Es lassen sich auch andere Meßkriterien finden, aber keines, das diesem widerspricht.)
Wenn wir unter "Naturgesetz" einen Ursache-Wirkungs-Zusammenhang verstehen, der allgemeingültig ist und nicht vom Menschen als Gesetz erlassen, dann gehört diese Regel der Evolution wohl dazu.
Nervenzellen und ein Gehirn haben wir gebildet, um noch effizienter handeln zu können.
Mit dem Gehirn haben wir nun auch die Fähigkeiten der Vision, der Vorausplanung und des zielgerichteten Handelns über den Wimpernschlag hinaus - und damit kommen wir ins künstliche.
Unter anderem können wir unser Gehirn auch einsetzen, andere Personen zu täuschen, zu belügen und auszubeuten.
: Dann schaut Euch bitte auch mal an, wer sich aktuell in unserer westlichen Wirtschaft durchsetzt: Dampfplauderer, Ellenbogenkämpfer, Kurz-Profit-Macher, Selbstsanierer...
: Sind das also die "fittest"? Muss ich mir die als die Sahne der Schöpfung vorstellen? Muss ich mich dem gar anpassen und die Erziehung meiner Kinder umstellen, damit sie später auch so "fit" werden?
Jürgen, die sind besonders fit im Dampfplaudern, Täuschen, Betrügen und Sündenbock-präsentieren.
Aber nur, weil die anderen das mit sich machen lassen.
Wer einen Dampfplauderer als Chef haben sollte, und wach ist, weiß von der Gefahr, daß er als Sündenbock-Opfer präsentiert werden könnte.
Er wird vorbeugen. Mit dem Ergebnis, daß der Dampfplauderer-Chef mit seinen Mannen nur Minderproduktivität erreicht, rote Zahlen erntet, und früher oder später auf dem Abstellgleis der Karriere landet.
Dampfplauderer halten sich nur wenig länger als die Aktionäre es zulassen - bei den riesigen Rentenfonds deren Fondsmanager. ("wenig länger", wie der Zusammenbruch von Enron von Kriminellen vertuscht und verschleppt wurde.)
Ciao
Wolfgang
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WolfgangHorn_
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Hallo, Jürgen, Martin,
These: Dampfplauderei und die damit verbundene Vernichtung von Kapital und Arbeitsplätzen werden begünstigt durch die Regel: "Manager brauchen keine fachlichen Kompetenzen, sondern nur Managament-Kompetenzen"
Das Gegenteil:
"Begriffe, Argumente und Theorien sind nur Schall und Rauch. Es zählt nur das Gefühl, das entsteht bei der Vorstellung der konkreten Auswirkung des Arguments auf die Praxis." (J. Tikart, der Mettler-Toledo (Albstadt) sanierte)
Nagelprobe: Angenommen, vor uns steht einer, der diese Regel für allgemeingültig hält - kennt er einen Chief Financial Officer mit nur laienhaften Finanzkenntnissen und würde er einen solchen dulden?
Begründung:
* Wer keine Vorstellung hat von dem, wovon er redet, der peppt seine Rede mit Hochglanz auf.
* Ihm wird auch Hochglanz präsentiert, denn Fachliches versteht er sowieso nicht außer den eingestreuten Begriffen wie "innere Verzinsung", "wichtig" und "sehr dringend".
* Er kann den Inhalt des Präsentierten selbst nicht bewerten.
* Er bevorzugt Hochglanz-Redner als Mitarbeiter. Er kann also nicht mal mehr jemanden fragen.
Schon kann man unter ihm durchgucken, weil er den Halt zum Boden der Realität verloren hat.
Wenn dem so wäre, dann wäre eine Maßnahme zum Schutz von Kapital und Arbeitsplätzen: Jeder Manager braucht genügend fachliche Kompetenzen,
a) um die Bedeutung dessen zu verstehen, was ein Fachmann ihm erklärt,
b) um zu spüren, wenn man ihn fachlich "über'n Tisch ziehen will",
c) und um seine Entscheidung begründen zu können.
Ciao
Wolfgang
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