Zum Dritten, Jürgen, und hoffentlich Letztem für heute, denn andere Dinge werden immer dringlicher.
Marten hat uns eine Aufgabe gegeben, und bedauert das vielleicht schon..

:"Hat jemand eine Idee, wie ich dann die Wirksamkeit der Korrekturmassnahme einer solchen "Kurz"-Schulung (meist 10 Minuten, in denen das Thema vom Bereichsleiter erläutert wird) überprüfen kann ?"
Als Ingenieur und Projektmanager frage ich nicht zuerst "Warum?", sondern denke nach vorn - "was wollen wir eigentlich erreichen? Was brauchen wir dazu, was ist folglich überflüssig? Und wie könnte es noch besser gehen?"
Das wende ich für technische Fragen an, für die Aus- und Weiterbildung - und versuche es auch hier in der Diskussion.
Er liebäugelt mit einem Ansatz: "Hatte mir schon überlegt, die jeweiligen Leute nach 3 - 4 Wochen nochmal zu diesem Thema zu auditieren, was aber bei geringen Fehlern doch ein enormer Aufwand wäre, bei dem der Nutzen fraglich ist. Hat jemand eine bessere Idee?" Er liebäugelt, denn wäre er sicher und hätte sich schon entschieden, hätte er nicht gefragt.
Diese Situation verlege ich jetzt in meine fiktive Nuts & Bolts GmbH, denn ich muß die Situation ergänzen, damit sie für mich plausibel wird.
Die Organisation: Herr König, Geschäftsführer. Herr Produktion, Produktionsleiter. Herr QMB. Herr Meister, er leitet ein Team. Team: Diejenigen, die das tun, wofür der Kunde gern zahlt.
Jetzt will Herr QMB die Wirksamkeit der Schulungsmaßnahmen überprüfen.
Entweder ist
1. ihm selbst ein Problem aufgefallen,
2. oder sein Kollege bei einem Kunden hat ihn aufmerksam gemacht auf kleine Mängel.
3. Oder Herr König hat ihn drauf angesprochen,
4. Oder vielleicht auch Herr Produktion.
Dieser Ist-Situation stelle ich (nach vorn schauend!) eine erfundene Ideal-Situation vor (_Was würden wir erreichen wollen, wenn es denn möglich wäre."):
a) Fehler passieren, wo gearbeitet wird.
b) Die Kollegen im Team gleichen die Fehler, die sie bemerken, unauffällig selber aus. Niemand hört oder liest davon.
c) Die Kollegen im Team haben auch die Zeit dafür. Sie arbeiten also nicht mit Spitzendauerleistung im tiefroten Drehzahlbereich kurz vor dem Platzen des Zylinderkopfes, sondern im Arbeitspunkt des Dauerleistungsmaximums. Wo noch genügend Zeit ist, die selbstgemachten Fehler zu reparieren, bevor sie Folgefehler auslösen.
d) Angenommen, die Kollegen merken "Die Teilaufgabe X ist zu umständlich, das müßte doch eigentlich besser gehen." (_Was brauchen sie, um diese Frage zu denken und eine plausible Antwort auch umzusetzen?")
e1): Die Kollegen knobeln selber, haben Erfolg und präsentieren ihrem Herrn Meister ganz stolz die erzielte Einsparung oder ihren Vorschlag dazu.
Oder
e2): Die Kollegen haben mit ihrer Knobelei keinen Erfolg und fragen: "Herr Meister, können sie uns mal zeigen,...?"
vielleicht wird daraus
f: Herr Meister: "Ja, das ist so neu, das kenne ich selber nicht, auch keiner meiner Kollegen, holen wir doch mal Rat von der Weiterbildung / von außen."
Käme jetzt ein Kunde: "Mängel!", dann läuft das bei Herrn QMB auf. Der fragt Herrn Produktion, der Herrn Meister, der Herr Meister sein Team, wie es zu den Fehlern komme und was das Team vorschlägt. GOTO e).
So ideal die Nuts & Bolts in ihrer Idealvariante, so klar sind die Verantwortungen verteilt. Herr Produktion für die bestmöglichen Beiträge seiner Produktion. Mängel schaden den Ergebnissen, deshalb will er sie selbst abstellen.
Falls eine Verbersserungsmöglichkeit in Sicht, zu erledigen durch eine 10-Minuten-Schulung _Jungs, kommt mal her...so geht das besser", dann wird Herr Produktion keine Mittel für einen Trainer ausgeben. (Konzept der kooperativen Selbstqualifikation, neuzeitlich Prof. Heidack, muß aber schon unter Mammutjäger-Meistern und Mammutjäger-Lehrlingen funktioniert haben, sonst lebten die Mammuts wohl noch heute.)
Für Herrn Meister gilt dasselbe - auch er ist resultatverantwortlich für sein Team, Mängel schaden den Ergebnissen, also ist er selbst aktiv. Mindestnotwendiger Aufwand.
Aber so ist es in der N&B eben nicht, denn Herr QMB ist angesprochen worden. Nehmen wir mal an, Herr König habe ihn angesprochen und ihm die Verantwortung übertragen, daß die Kollegen im Team das Problem X bewältigen.
Dann muß sich Herr QMB diese Gedanken machen - angenommen, der Mangel am Produkt ist verursacht durch einen Mangel an Fähigkeiten im Team, wie vermitteln wir dem Team die benötigten Fähigkeiten, wie kontrollieren wir den Erfolg der Vermittlung, hallo Forum.
Aber - Herr QMB kann diese Verantwortung gar nicht tragen. Selbst ein Halbgott wäre überfordert, weil sein Erfolg _NULL-Fehler" auch vom freien Willen des Teams abhängt - und mehr noch von der Unterstützung der Herren Produktion und Meister.
Daß Herr König Hern QMB eine Verantwortung überträgt, die selbst ein Halbgott nicht tragen kann, ist ein Führungsfehler. Genau genommen ein Vestoß gegen die "heilige Dreieinigkeit AKV", "Aufgabe, Kompetenz und Verantwortung".
Herr QMB hat wohl die Kompetenz, den Kollegen zu zeigen oder zeigen zu lassen, wie man das Problem X bewältigt. Aber er kann nur appellieren, schmeicheln oder mit dem Finger drohen, mehr nicht. Wesentlich mehr können Herr Meister erreichen und Herr Produktion. Auf die hören diejenigen ihrer Leute, die ihren Arbeitsplatz behalten wollen.
Aber Herr König hat eben weder Herrn Meister noch Herrn Produktion beauftragt.
Diese Verantwortung für fehlerfreie Fertigung kann nur der tragen, der auch die formalen Kompetenzen dafür hat, die Macht.
Leider ist die Sache noch komplizierter: Die Fehlerhäufigkeit ist nur der oberflächliche Mangel, derjenige, der sich in den Tabellen widerspiegelt.
Dahinter steckt ein tieferes Problem: Was hindert die Leute, die Fehler selber abzustellen? Wenn sie es wollten, was hindert sie, ihrem Herrn Meister von diesem Hindernis zu berichten? Was hindert Herrn Meister, die Fehler in seinem Team rechtzeitig zu erkennen und abzustellen? Was hindert Herrn Produktion, dasselbe in seiner Produktion zu machen?
Ich vermute, Herr König hat diese Hindernisse geahnt, als er sich entschied, die Verantwortung zur Abstellung der Mängel eben nicht Herrn Produktion zu geben, wie es naheliegend wäre, sondern Herrn QMB.
(Herr Produktion und seine Kollegen sind unangnehme Gesprächspartner für Träumer: Ihre Argumente wiegen so schwer wie die Beiträge, die sie zu den Unternehmensergebnissen erwirken. Die eines QMB lassen sich leichter vom Tisch wischen.)
Aber nun steckt der Herr QMB - der der N&B in der von mir spekulativ vorgestellten Situation - in der Klemme, und deshalb hat er sein Forum gefragt. Er steckt in der Klemme, weil diese eine Folge des Führungsfehlers von Herrn König ist.
In dieser Situation, Jürgen, brauchen wir uns über die _beste Art der Schulung" überhaupt nicht zu unterhalten. Denn welche Schulung für Mitarbeiter könnte Führungsfehler von oben reparieren? Jede derartige Schulung wäre Pfusch.
Zurück in die problematische Ist-Situation der N&B. Wie Pech und Schwefel oder Pattex klebt an Herrn QMB die Aufgabe, die Qualität zu verbessern.
So, wie ich Deine Auffassung verstanden habe, Jürgen, würde "der Ideal-Pädagoge" nun Herrn QMB als Auftraggeber betrachten, für ihn ein Schulungskonzept für die Kollegen im Team erarbeiten, es durchziehen und der Trainer würde mit einer Prüfung nachweisen, daß er vermittelt hat, was er vermitteln sollte.
So, wie diese Situation in der N&B ist, würde nach einiger Zeit der alte Mangel wieder eintreten, und selbst ein Halbgott als Trainer bekäme den Vorwurf _mangelnder Praxistransfer" zu hören. Weil die Ursache der Fehler gar nicht der unterstellte Mangel an Fähigkeiten im Team war, sondern eines der angedeuteten, aber noch unbekannten Hindernisse.
Jürgen, ich habe so viele Fälle beobachtet nach dem hier beschriebenen Denkschema: _Ein Mangel? Oh. Mit Sicherheit kein Führungs- oder Organisationsfehler, da sind die Mitarbeiter unfähig. Da holen wir den Trainer, und der bügelt das aus."
Hier und da mag das durchaus richtig sein. Aber in der Masse beobachte ich jede Menge Mißbrauch der Weiterbildung zur Vertuschung von Führungsfehlern.
Mein Lösungsansatz zum Problem des Herrn König in der N&B ist hemdsärmeling: Erklärt Herrn Meister oder zumindest Herrn Produktion für resultatverantwortlich, sorgt dafür, daß Produktionsmängel nicht nur das Betriebsergebnis verschlechtern, sondern auch deren Ergebnisse, und schon haben sie ein Interesse für Qualität und für die preiswerteste der guten Lösungen zur Abhilfe.
In dieser Aufforderung steckt auch, etwas heimtückisch

, der Ansatz zur Lösung des vermuteten, aber nicht angesprochenen tieferen Problems.
So, die Entscheidung, welcher dieser beiden Lösungsansätze besser ist für die N&B, die mögen weder ich fallen, noch Du, denn wir sind beide Partei. Sondern Herrn König oder andere mit Abstand und Erfahrung auf dem Hallenboden.
Ciao
Wolfgang Horn