Hiya zurück, Herr Schmidt,
ich freu mich auf das direkte Gespräch mit Ihnen.
(BTW: Ich hab' erst mal gesucht nach dem "Necromonicon". Mit Ihren Fremdwörtern können Sie mich gar nicht imprägnieren! Aha, "Buch der Schatten", Beschwörung der Toten, durch die Hölle in den Himmel, Hexerei. Paßt zur Suche nach dem Stein der Weisen, die ich ablehne.)
: sind Sie sicher damit die Probleme der Teilnehmer anzugehen
Nein. Die müssen a) erst auf dem Tisch liegen, und viel wichtiger noch, b) muß definiert sein, was erreicht werden soll.
Und die Problem müssen im zwischenmenschlichen Bereich liegen, denn woanders sind andere kompetenter.
Begründung: Ohne Ziel ist alles ein Problem, und die Probleme sind kaum lösbar.
: - und nicht nur für bestehende bzw. von Ihnen vorgedachte Lösungen die richtigen Probleme nachweisen zu wollen?
Bevor Probleme und Ziel genannt werden, gehe ich natürlich von dem aus, was ich kenne.
: : * Problemstellung: (snap)...gehen verloren für Bürokratie, zu wenig Stunden bleiben übrig für die eigentlich wertschöpfende Arbeit.
: Hmmm..., was bedeutet hier Bürokratie?
Damit meine ich alle Arbeit, für die der Kunde keinen Cent zahlt. Insbesondere, was mich immer so geärgert hat, wenn die Besprechungen sich wieder um den heißen Brei herum dreht. Oft wegen Gegeneinander. Aber man muß ja teilnehmen, weil die Beschlüsse immer auf Kosten der Abwesenden gehen...
: Ein komplexes Unternehmen benötigt eine gewisse Bürokratie um führbar zu sein.
Koordination der Arbeit und Dokumention sind notwendige Investitionen, die Kosten und Mühen sparen. Die zu oft aber auch ausufern.
: : * Wesentliche Problemursache: _Sturmflut der Managementmodewellen".
: Brauchen wir nicht, wir strukturieren ohne neue Modelle um, nur so zum Spaß (hoffentlich liest hier keiner aus meiner Firma mit

Tja, das ist eine Folge der Flut der Managementarten. In dieser Vielzahl entwerten sie sich gegenseitig, und stärken die Willkür.
: Diese Umstrukturierungen werden von ganz oben initiiert (wir haben ca. 100.000 MA).
: Der eingeladene Kreis hat also die Möglichkeit die Unsitte der Umstrukturierungen zu Analysieren, darüber zu lamentieren und ...???
Ach, die Eingeladenen werden den Teufel tun. Die Auserwählten fühlen sich geehrt, sehen ihre Chancen, ergreifen sie und verdrängen, daß sie schon heute die "Bereichfürsten" von morgen sind.
: : * Tiefere Problemursache: Im Bereich der Soft Facts erleben wir heute Verhältnisse wie in der Alchimie im finsteren Mittelalter: (snap) Verunsicherung, Gurus, Quacksalber, Abzocker, und jede Menge Opfer.
: Sind's wirklich Opfer?
Nein, natürlich nicht. Aber wer davon spricht, daß alle Täter sind, der spricht bald vor leeren Stühlen.
Was ist die Zielsetzung einen externen Guru (Quacksalber, ...) zu holen der die ureigensten Probleme lösen soll? Zum einen Gewissensberuhigung: "Wir machen da was auf dem Soft-Factor Bereich, und zwar ohne Kosten zu scheuen".
_Vielleicht setzen Manager Druck deshalb so oft ein, weil sie nicht wissen, was sie sonst tun sollen, oder die schwierigere Alternative scheuen." (Tom de Marco, _Der Termin")
(Ich wollt nur, den mag ich auch...

)
So unerbittlich der Druck auf die Führungskraft, so sehr muß sie etwas tun. Etwas Beeindruckendes, damit es heißt: "Er hat halt getan, was er tun konnte..."
Dafür eignet sich ein Guru gut.
Weiterer Vorteil: Vor den wirklichen Gurus verlieren Mitarbeiter und Gegner ihre Kritikfähigkeit, und dann kann man mehr bewegen als ohne Guru.
: : * Noch tiefere Problemursache: Für die Zusammenhänge im Bereich der Soft Facts fehlt,... (snap)... Verläßliche Modelle.
: Oh je, wieder Modelle. Die Modelle sind schon an den harten, klaren und "trivialen" Geschäftsprozessen gescheitert, jetzt sollen sie für Alles anwendbar sein was sich hinter "Soft Factors" verbirgt. Das klingt weniger nach dem Dubbel als vielmehr nach dem Necronomicon.
Darauf einzugehen fehlt mir hier die Zeit. Die Brauchbarkeit eines Modells zeigt man wohl besser am klaren Beispiel.
: ...als auch ihre praktische Wirksamkeit als weitgehend fragwürdig angesehen. (Prof. Fredmund Malik, St. Gallen)
: Hmm..., naja, alles und jeden als fragwürdig anzusehen ist recht einfach, oder?
Sicher, deswegen verstecke ich mich ja auch hinter Prof. Malik.
Aber ich stehe dahinter. Was wäre aus den Flugzeugbauern geworden, gäbe es nicht nur eine Aerodynamik, sondern "rund 600" verschiedene?
: : Wenn selbst die Fachleute uneins sind, wo sollen die Gestalter von Managementsystemen dann verläßliche und überzeugende Grundlagen für ihre Arbeit herbekommen?
: Mglw. mal daher woher sie sie auch in Vorzeiten erhalten haben: Aus ihrem Kopf.
Hier haben wir das Dilemma mit dem "gesunden Menschenverstand": Jeder hat ihn, aber wer teilt ihn schon? Wer sich auf seinen gesunden Menschenverstand beruft, wird wohl entweder zum Helden oder als Despot beschimpft.
: Schick' eine Führungskraft, die nicht anerkannt wird, auf 100 SF-Seminare (anerkannte

und eine Führungskraft die anerkannt wird auf keines. Wer wird danach anerkannt?
Ich könnte jetzt begründen, warum im Seminar keine anerkannten Führungskräfte entstehen. Allenfalls solche, die sich das einbilden.
: Was ich sagen will: Man kann ein paar Nuancen und verbesserungen erreichen, aber Führungskraft zu sein bedeutet viel mehr als einen SF-Dubbel auswendig zu lernen.
Eben. Aber wer seinen Dubbel gelesen hat, kann besser konstruieren.
: : Eine der noch tieferen Ursachen: Wir sind zu qualifiziert für Denkkategorien, die sich zu biblischen Zeiten hoch bewährt haben wie "das Gute" und "das Böse". Heute wissen wir, daß jede Person "gut" und "böse" für sich bewertet.
: Genau der gegenteilige Ansatz wird aber durch die komplexeren Zusammenhänge gewählt: Statt "grauschattierungen" wird der MA in die Schublade "gut" oder "schlecht" geworfen. Auch wenn wiederum viel Aufhebens und die Anwendung von Modellen vorgeschoben werden: Den MA kann ich brauchen, den anderen nicht.
Kein Gegenargument. Sondern Bestätigung, wo dies Verhalten eine Folge der Verunsicherung ist.
: : * Lösungswerkzeug Kulturlogik
: Der Stein der Weisen? Das Necronomicon? Das 6.te und 7.te Buch Moses?

. Nein, nur eine Art Logik, aber für das Miteinander. Für Details fehlen mir hier Zeit und Lust.
: : ingenieurtypischen Denkens
: Oha, wie denkt der typische Ingenieur? So wie Dilbert?

Ja, der Autor von Dilbert ist schon ein bißchen weise. Ich zähle seine Bücher zu den besten Werken zur Aus- und Weiterbildung von Führungskräften.
Unter ingenieurtypisch verstehe ich aber den Blick auf die Funktionen (oder Prozesse).
: ... als die Schädel unserer Urahnen zu winzig waren für begriffliche Sprache und begriffliches Denken, geschweige denn für Seminar in 'sozialen Kompetenzen'?"
: Einfache, funktionierende Strukturen und Hierachien. Kleine Gruppen. Feste Rituale. Kein QM.
Basta.

Je kleiner unser Hirn, desto einfacher die Welt, desto glücklicher sind wir. Wir Deutschen sind laut Pisa-Studie da wieder Vorreiter...
Hier geht es vor allem darum: Wenn gute Teamarbeit schon funktionierte, als die Schädel zu klein waren für eine Lehre, dann läßt sich Teamarbeit wohl nur erklären mit angeborenen Grundfähigkeiten. Die so angeboren sind wie der Gleichgewichtssinn. Die Grundfähigkeiten reichen weder zum Steuern eines Konzerns noch zum Steuern eines Airbus. Aber wer mir ihnen handelt, tut sich leichter als derjenige, der gegen sie handelt.
: : Mit dieser Fragestellung lassen sich "Funktionsmodelle" finden, wie eine Entscheidung funktioniert...Und der Anwender kann begründen,... warum sein Plan der beste ist, unter welchen Umständen er funktioniert und unter welche nicht.
: Kann er das wirklich mit einem Modell?????
So gut und schlecht, wie der Flugzeugbauer mit seinem "Modell Aerodynamik", warum an die Propellermaschine einfach nicht die Tragflächen eines Starfighter passen, auch wenn die noch so schön aussehen.
: : Zeitbedarf: 2 Tage harter, konzentrierter Arbeit. Denn wären die Probleme lösbar mit Schlagwortschaumschlägerei, Dünnbrettbohrerei oder oberflächlichem Denken, dann hätten wir sie gar nicht.
: Haben wir sie denn wirklich?
Ich kenne keinen Betrieb mit mehreren hundert Arbeitnehmern, dessen Ergebnisse nicht beschädigt sind durch die Folgen der Verwirrung und Verzettelung.
: "Auf's Wesentliche konzentrieren. Hm, ah ja, könnten wir doch mal machen. Maier, das wär' doch ein Thema für QM, schreiben Sie da mal 'ne Anweisung zu".

So kann sich der Chef zurücklegen in der Gewißheit, etwas getan zu haben, und wir haben wieder ein Beispiel für Verschwendung wertvoller Arbeitszeit.
Ciao
Wolfgang Horn