Unsere GL möchte, dass Unterlieferanten nicht von Q und Einkauf qualifiziert werden sondern vom Entwicklungsleiter oder Betriebsleiter.
Der Hinweis auf die Norm reicht der GL nicht.
Welche Hinweise kann ich der GL diesbezüglich noch geben?
Danke für eure Antworten

Hallo Siruja!
Gibt's denn irgendwelche rationalen Argumente jenseits von "unsere GL möchte"? Warum sollen es Entwicklungs- oder Betriebsleiter besser können als Q und Einkauf? Ist in der Vergangenheit was schiefgegangen?
Das beste Argument ist eigentlich, daß Lieferanten von denen hochgezogen werden sollten, die sich nachher im laufenden Geschäft mit ihnen rumplagen müssen. Das verhindert in der Praxis einigen Unfug.
Schöne Grüße
Frank

Guten Morgen,
ich bin Lieferantenentwickler in einem großen Unternehmen. Wenn also euere BL oder Entwickler nichts weiter zu tun haben, können Sie dass gern mit machen. Die Norm widerspricht dem nicht! Die Funktionen müssen im Funktionsprofil nur sauber getrennt sein. Der Verweis, dass die Lieferantenbewertung in der Norm unter das Kapitel 7.4. Beschaffung fällt heißt nicht, dass in der Unternehmensstrucktur es so zu regeln ist. Letztendlich laufen aber im Einkauf die Daten der Lieferanten zusammen(Qualität, Liefertreue, Reklamationen und Sonderstatusmitteilungen vom Kunden. Im Aufgabenfeld der Lieferantenentwickler liegt auch die Aktualisierung der Lieferantendaten, Lieferantenfreigabe, Bewertung der Lieferanten einschließlich Auditierungen, die Verfolgung von Maßnahmeplänen, oder auch die ggf. Sperrung von Lieferanten. Die enge Kooperation mit den Einkäufern ist unerläßlich. Es ist zeitlich nicht möglich diese Funktionen zu verbinden!
Beste Grüße
Lutz

Sehr geehrter Herr Richter,
Sie haben Recht, wenn es um Produkte eines Handelsuntrnehmens geht.
Weil aber nicht alle Unternehmen Handelsunternehmen sind, habe ich keine allgemeingültige Regel.
Sondern einen allgemeingültigen Zusammenhang, aus dem jeder den für sein Unternehmen passenden Schluß ziehen kann: Die Federführung muß demjenigen gegeben werden, der die größten Risiken zu beherrschen hat.
Am Beispiel "Qualifizierung der Zulieferer", also die Frage: "Wer 'erzieht' unsere Zulieferer sind folgende Extremsituatiionen bekannt:
a) Das Handelsunternehmen,
b) das forschende Unternehmen.
Zu a): Das Handelsunternehmen kauft in Fernost beispielsweise Federwaagen ein. Eine hohe Zahl von Firmen bieten ihre Produkte an, die sich wie ein Ei dem anderen gleichen. Für das Handelsunternehmen kommt es darauf an, den Zulieferer zu finden, der die vom Kunden geforderte Qualität zum niedrigsten Preis liefert - aber ohne Kinderarbeit und frei von Risiken, die das Handelsunternehmen in üble Schlagzeilen bringen könnte.
Hier muß die Federführung bei Einkauf oder Qualität liegen, die anderen dürfen beraten oder beim Geschäftsführer ihr Veto einlegen.
Zu b): Das Forschungsunternehmen hat besipielsweise ein Patent über kryogene Feinstwaagen, die mit Hochtemperatur-Squids einzelne Atome wiegen. Nur wenige Zulieferer, für die Flüssig-Stickstoff noch ein Abenteuer ist. Nur wenige Kunden, die auch zu wenig Erfahrung haben.
Hier sind die größten Risiken technischer, innovativer Art. Also hat der Entwicklungsleiter die größten Risiken zu beherrschen, also muß er die Federführung haben - und die anderen dürfen beraten und ihr Veto einlegen.

Herr Richter, das einzelne Unternehmen wird nur dann in seinem Markt beser sein können als der Durchschnitt, wenn es sich diesem nicht unterwirft. Sondern geschickter handelt.

Ciao
Wolfgang Horn

Sehr geehrter Herr Horn,
natürlich habe ich alles durch meine "automotive"-Brille gesehen. Es gibt (das hatte ich geschrieben!) keine Fetslegung wer den Lieferanten qualifizieren soll. Ich hatte einfach meine Erfahrung als Lieferantenentwickler mit mehr als 150 Lieferanten weitergegeben. Aber die Erweiterung meines Horizontes in der Richtung der Forschung war sehr intersant!
Beste Grüße
Lutz

Hallo, Herr Lutz,
Sie: "automotive Brille"
Richtig, das ist der reife Markt, den ich meinte, und für den Ihr Rat der richtig ist, kurz und knapp.
Sie: "Aber die Erweiterung meines Horizontes in der Richtung der Forschung war sehr intersant!"
Danke für die unterhaltsame Koketterie .

Internetforen wie dieses verführen, eine kurze Anfrage genauso kurz beantworten zu wollen.
Alle Fragesteller und Leser wünschen sich auch kurze und unkomplizierte Antworten.
Aber da ist ein Widerspruch, der mein Interesse weckt: Leichte Lösungen gibt es nicht mehr. Denn die haben Generationen bereits vor uns gelöst.
Folgerung: Probleme, die eine berufserfahrene Person veranlassen könnten, eine Frage im Forum zu stellen, die sind nicht leicht zu lösen.
Wenn sie doch gestellt werden - wo könnte das Problem hinter dem Problem stecken?
Ciao
Wolfgang Horn