Hallo Martin,
heute schlecht drauf?
Die deutsche Politik beschäftigt sich doch nur noch mit sich selbst und beschleunigt sich selbst - ein Staat im Staat. Überlege doch mal, wie unser Bundesparlament oder die Landesparlamente zusammengesetzt sind. Da sind doch kaum noch Proletarier dabei. Die Sorgen, die wir kleinen Leut haben, kennen unsere "Volksvertreter" doch überhaupt nicht mehr. Wieviele gegängelte Unternehmer geben sich denn für diesen Politzirkus her und hat die Chance sich ganz oben, für seine Interessen einzusetzen? Querulanten werden doch bereits auf den untersten Ebenen der Polit-Karriere gestoppt. Ich kenne jemanden der hat's auf kleiner Ebene versucht. Er hatte echt edle und moralisch einwandfreie Ziele und wurde postwendend aus der SPD ausgeschlossen - Kommunalebene.
Wir leben doch in einer Gesellschaft, in der die Wahrheit, egal ob im Unternehmen oder in der Politik, eigentlich niemand hören will. Denn wo es Chaos gibt, hat irgendjemand versagt, meist die Person(en) an der Spitze. Versagen ist nicht chic, das ist ein Karriereknick, eine Demütigung. Solche Begriffe wie Disziplin und Ordnung oder vielleicht auch noch Bescheidenheit sind in Deutschland verpönt. Dem haftet so etwas gestriges an. Shareholder-Value ist langfristig genug, um die Karrieren der Spitzenmanager zu beflügeln, jedoch zu kurzfristig um den Binnenmarkt zu erhalten und zu stärken. Heute schnellen die Börsenkurse nach oben, wenn ein Unternehmen ankündigt, ins billigere Ausland zu gehen oder Mitarbeiter zu entlassen. Eigentlich sollten die Kurse nach unten gehen, denn diese Maßnahmen schwächen langfristig den Markt und damit die langfristige Zukunft des Unternehmens.
Sicher hier mal 2000 Mitarbeiter, dort mal 4000 MA oder wo anders 500 MA - die Verluste spürt man im Unternehmen nicht unmittelbar. Jedoch das Konsumverhalten von einer ca. realen Arbeitslosenzahl zwischen 4 und 6 Mio und die wirtschaftlichen Ängste und Konsumverweigerung von vielleicht noch mal 6 Mio Menschen spürt man in der Gesamtbetrachtung der wirtschaftlichen Situation in Deutschland schon deutlicher. Nur das ist dann graue Masse.
Viele Unternehmen lametieren laut über die Kosten in Deutschland - gut sie sind meiner Ansicht auch extrem hoch. Sie lametieren über zu hohe Löhne. Sie weinen über zu viele unnütze Gesetze - ich auch. Und trotzdem gibt es Firmen, die trotz dieser Umstände hochprofitabel arbeiten. Schauen wir doch mal auf Porsche. Natürlich könnte Porsche nach Mazedonien auswandern, wo ein Arbeiter pro Stunde ca. 50 Cent verdient. Kurzfristig würde dies extreme Gewinne abwerfen. Und die Ostblockländer arbeiten hart an ihrer Qualität und versuchen die Chancen zu nutzen. Moderne Maschinen werden durch billigsten Manpower ersetzt. Irgendwann holen sie uns schon ein. Aber wer kauft dann in Deutschland noch Porsche? Ein Manager ohne Job und Perspektive? Ist vielleicht ein schlechtes Beispiel.
Je mehr Unternehmen ins Ausland gehen, desto schwächer wird unser Binnenmarkt. Konsum treibt die Wirtschaft an, nichts anderes.
Über die Missstände der QM-Zertifizierung und faule Zertifikate haben wir schon oft diskutiert - es ist müßig. Zertifizierungsgesellschaften sind auch nur umsatzorientierte Unternehmen. Hier lässt es sich doch gut verdienen. Dieser Zertifizierungszoo steht zu häufig im groben Widerspruch zu Qualitätsmanagement. Auch hier will kaum ein Geschäftsführer von einem Auditor oder von einem Berater hören, dass sein Laden einfach nur chaotisch läuft.
Ich selbst habe vor kurzem von einem Berater den netten Hinweis erhalten, ich solle doch sein Handbuch als Muster verwenden - alle werden glücklich und der bunte Wisch hängt bald an der Wand. Ich habe noch nie nie nie in meinem QM-Leben etwas grausameres gesehen als dieses Handbuch. Aber es ist doch viel leichter ne Prise Opium zu nehmen und virtuell abzuheben als mühsam einen Schritt vor den anderen zu setzen und sich seinem Ziel mit Mühe zu erreichen.
Wo hört man denn heute noch, dass Erfolg mit Mühe und Arbeit machbar ist. Wichtiger als Engagement und Leidenschaft sind doch Beziehungen und Anpassungsfähigkeit, alle sind nett, es fällt kein böses Wort... ... Schröder sollte nach der letzten Wahlbeteiligung und den Ergebnissen mit Anstand zurücktreten.
Jetzt bin ich auch schlecht drauf.
Vivian