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Wolfram_
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Also dann lass Dich doch von Deinen Automobilkunden unterstützen. Gib denen mal einen Tip. Wenn die Deiner GL ordentlich den Kopf waschen, passt das doch auch.
Ansonsten bräuchte ich dringend einen Kollegen, der sich bei uns um regulatory affairs kümmert. Stelle ist ausgeschrieben. Medizintechnik, Weltmarktführer, Rastatt (Baden). Wichtig sind Englischkenntnisse, QM-Kenntnisse wünschenswert, Erfahrung mit Zulassungsstellen wünschenswert.
Gruß Wolfram
: : warum die Panik?
: : Erstens wart Ihr ja bisher offensichtlich zertifiziert. Habt also die Forderung nach ca. 21 Verfahrensanweisungen erfüllt. Die neue Norm fordert deren gerade noch sechs oder sieben. Wo ist das Problem?`
: **** In dem alten Handbuch steht nichts drin, was auch nur irgendwie etwas mit QM zu tun hätte. Ich hätte schon lange ein Märchenbuch geschrieben, wenn ich wenigstens das dürfte. Die Firma hat inzwischen den Geschäftszweck und die Branche vollkommen geändert. Es passt nicht eine klitzekleine Anweisung mehr. Viele qm-relevanten Prozesse waren überhaupt nicht geregelt. Die Frage wer tut was im Unternehmen ist nicht zu beantworten.
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: : Zweitens sind die Zertifizierer auf sehr unterschiedlichem Niveau. Im Prinzip kann man Zertifikate auch kaufen. Also wenn übergangsweise sonst nichts hilft...
: Um Himmels willen, meine GL möchte sofort den Premium-Zertifizierer und dann ordentlich ran ans Marketing - als ob die 9001 etwas ganz besonderes wäre.
: Ihr seit in bester Gesellschaft. Für eine große Anzahl der Unternehmen ist die Zertifizierung weiter nichts als die Anerkennung eines Lippenbekenntnisses. Die haben nur weniger Skrupel als Ihr.
: **** Geht nicht, Kunde droht mit Audit - wir arbeiten für die Automobilindustrie. In diesen Audits gibt es nur klare Forderungen und klare Antworten - meine Erfahrung.
: : Fünftens ist den Zertifizierer dieses Problem bekannt, und die reiben sich schon die Hände, ob des kommenden Geschäfts. Ein bisschen mehr Beratung als sonst üblich ergibt auch ein bisschen mehr Geschäft als sonst üblich. Da kann man Musterhandbücher anpassen lassen und was das Herz sonst begehrt.
: **** Was mache ich mit der Mitarbeitermotivation - die ist gnadenlos am Boden. Die Mitarbeiter verkraften keine weiteren Provisorien und Shows. Ich muss schon befürchten, dass sie sogar Audits blockieren und boykottieren. Starte ich noch so eine Aktion ohne vernünftige Basis, kann ich keinen Mitarbeiter mehr zur Mitarbeit gewinnen. Hättest du nach der 10. Finte noch Interesse an irgendeinem Managementsystem.
: Mir brennt hier echt die Hütte von allen Seiten ab.
: : Zudem gibt es die 9001:2000 ja erst seit 2000 und das ist schon verdammt knapp.
: *** Schlechter Scherz!!!!
: : Als Kopf hoch und weitermachen.
: **** Ich glaube ich kündige heute - Kündigung liegt fertig im Schreibtisch.
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: Danke für die moralische Unterstützung
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Anonym_
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: Also dann lass Dich doch von Deinen Automobilkunden unterstützen. Gib denen mal einen Tip. Wenn die Deiner GL ordentlich den Kopf waschen, passt das doch auch.
Ich warte schon lange darauf, dass endlich einem unserer Kunden der Kragen platzt. Hoffentlich macht der eine Kunde seine Drohung wahr und kommt tatsächlich zu Audit.
Danke für das Angebot, von Medizintechnik habe ich leider absolut keine Ahnung.
Grüßle
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WolfgangHorn_
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Hallo, von Inkonsequenz Geplagter,
wenn die Zähne des externen Auditor für die GL nicht scharf genug sind, gibt's noch drei Gruppen, auf die die GL hören muß, wenn sie ihren eigenen Austausch verhindern will: Der Schlüsselkunde selbst, der Banker und die Gesellschafter/Anteilseigner.
Deine GL zum Sündenbock zu stempeln ist mir zu leicht. Die Gesellschafter haben die Besten ausgewählt, und die haben ihr Bestes getan. Wenn das nicht reicht, um besser zu sein als Eure Konkurrenz, dann steckt da irgendwo ein Primärproblem hinter dem Sekundärproblem, und das Primärproblem ist Tabu oder unscheinbar.
Schlimm ist für Dich - wie auch für Vivian - die unterbrochene Leitung zwischen GL und dem QMB, der in ihrem Auftrag handeln soll.
Es gibt eigentlich nur zwei Alternativen: Das Unglück tatenlos auf sich zukommen lassen oder vorher Handeln? Als Sündenbock geschmäht zu werden oder mit wehenden Fahnen unterzugehen und als Trostpreis die Anerkennung zu bekommen für proaktives Handeln?
Wenn letzteres, dann sind wieder nur zwei Alternativen: Die Blockade mit der GL durchbrechen oder gegen sie? Eine kleine Illoyalität des "konstruktiven Ungehorsams" zu begehen oder eine große.
Das ist erst mit Kenntnis der näheren Umstände entscheidbar.
Was immer, nur mit konstruktivem Ziel. Sicher "Zukunft des Unternehmens", das bündelt alle einschließlich der Großkunden, die ihre bevorzugten Lieferanten behalten wollen.
Der Einkäufer Eures Schlüsselkunden hat größte Kräfte zum Durchschlagen des Gordischen Knotens, wenn er der Versammlung von GL+Betriebsrat+QMB donnert: "Springt oder geht zum Arbeitsamt!"
Ein Glücksfall war für mich, als Generalunternehmer-Geschäftsführer dem schlamperten Zulieferer so zusetzte. So kam ich ins Spiel und durfte ein blockiertes Projekt sanieren.
Das Interesse des Großkunden ist etwa so groß wie seine Angst vor Monopolisten unter seinen Zulieferern, wie ihm konkurrenzfähige und produktive Zulieferer wichtiger sind als abgestumpfte Belegschaften.
Du kennst Deine unmittelbare Marktsituation.
Aber kein Durchschlagen des Gordischen Knotens ohne Kenntnis von den wahren Ursachen und einem klaren Sanierungsplan. Der aus mehr als "Basta!" besteht und durchdacht ist, wie er funktioniert mit Unterstützung aller Parteien.
Ob Durchbrechen der Blockade mit oder gegen die GL - besser, zumindest Du kennst die Ursachen, die Probleme und die Probleme dahinter, kannst diese überzeugend vortragen und weißt einen Ausweg nicht nur, sondern auch, wie er funktioniert.
Und zwar zu nicht nur Scheinprobleme wie "mangelnde Beweglichkeit", sondern den echten Produktivitätshindernisse, an denen auch gewiß Eure Großkunden beteiligt sind.
Recht groß ist die Wahrscheinlichkeit, daß das Qualitätswesen sogar mitschuldig ist an der Misere. Nicht die Personen, das wäre wieder zu leicht, aber je bürokratischer ein Unternehmen, desto ohnmächtiger die Führungskräfte.
Meine Generalabsolution für die Personen sind die Managementmodewellen, die über das Unternehmen hinweg gebraust sind und die Führungskräfte systematisch entmachtet haben. Bürokratie ist kein Ersatz für echte Führungskräfte.
Geplagter, ein Knall wird kommen.
Offen ist nur, wie laut der wird, wann, und wie tödlich für wen alles. Ob er ungesteuert kommt oder gesteuert.
Lange warten - dann bedeutet der Knall wohl Konkurs und Arbeitslosigkeit und für Eure Kunden ein weiterer Schritt zur Abhängigkeit von monopolistischen Zuliefern.
Und für Dich, wie Du schon gesagt hast, schmähliches Sündenbockschicksal.
Oder vorher einen "bestmöglichen" Knall auslösen. Da ist der schlimmste Fall wohl: Untergang mit wehenden Fahnen.
Alles andere kann nur besser sein als der.
Maßnahnmenvorschlag:
* Diagnose: Was sind die wahren Probleme, die sogar die besten Leute in der GL lähmen? Was sind die Primär-Probleme dahinter, die tabuisiert sind oder unscheinbar? Da habe ich ein paar Kandidaten.
* Therapieplan. Interessen der wichtigen Parteien. Gemeinsames Ziel. Wie die Primärprobleme zu lösen sind und damit fast automatisch auch die Folge-/Sekundärpobleme.
* Taktikplanung: Mit GL oder konstruktiver Ungehorsam unter ihrer Umgehung? Beides ist illoyal, nach beidem kann man "aufgeknüpft" werden, aber lieber konstruktiv ungehorsam tätig als gar nix tun.
Ciao
Wolfgang Horn
(089 43 61 737)
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WolfgangHorn_
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Ach, Florian,
das Spiel "Wer ist heute unser Sündenbock?" läuft immer solange, bis es einen Ohnmächtigen getroffen hat.
Ciao
Wolfgang
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Vivian_
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Hallo Florian,
ich habe für unseren Kollegen nur Mitleid. Tipps die ihm weiterhelfen könnten, kann ich nicht geben. Ich muss selbst einen Weg finden, um mir selbst zu helfen.
Trotzdem würden mich die formalen Folgen der unrechtmäßigen Aussage "Wir sind zertifiziert ..." in Werbeprospekten etc. seitens TGA oder Zert.-Gesellschaft interessieren.
Ich kämpfe inzwischen ca. zu einem Viertel meiner Arbeitszeit gegen das Sündenbock-Schicksal und sichere mich gegen unseren Gesellschafter und die Geschäftsleitung ab, die mir mit Sicherheit irgendwann den Stempel "Schuldig" für ihr Führungsversagen aufdrückt.
Mit dem Abschaffen von Beurteilungen ist es nicht getan. Wir werden ständig tagtäglich beurteilt. Wir beurteilen einen Menschen bereits, wenn wir ihn nur Sekunden sehen, wenn wir mit ihm sprechen oder diskutieren.
Ich bekomme keine offizielle Beurteilung, weiß jedoch trotzdem wie ich in der Gunst der GL stehe.
Viele Grüße
Vivian
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Vivian_
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Na Sie Idealist,
Deine GL zum Sündenbock zu stempeln ist mir zu leicht. Die Gesellschafter haben die Besten ausgewählt, und die haben ihr Bestes getan. Wenn das nicht reicht, um besser zu sein als Eure Konkurrenz, dann steckt da irgendwo ein Primärproblem hinter dem Sekundärproblem, und das Primärproblem ist Tabu oder unscheinbar.
*** Diesem Satz muss ich energischst widersprechen - das halte ich für ein Gerücht!!! Ich habe in Führungsetagen einfach zu viele Nieten erlebt.
Manchmal wächst einem Firmengründer die Firma buchstäblich über den Kopf. Er/Sie war irgendwann der Mann/Frau der Tat, die Firma wächst und nun reichen plötzlich seine Kenntnisse und Fähigkeiten nicht mehr aus, um eine größere Firma zu lenken und zu beherrschen. Der Blick/Fachkompetenz für das Funktionieren des Gesamtsystems "Unternehmen" reicht einfach nicht - Patriarchen, Autokraten, falsche Autorität.
Häufig sind die Geschäftsführer mit den Gesellschaftern familiär oder freundschaftlich verbandelt. Da wird schon mal eine Firma den Familienbanden geopfert, nur weil Familienmitglieder Narrenfreiheit besitzen und sich wie totzige uneinsichtige Narren aufführen dürfen.
Und schon sind wir bei den Tabus - wie immer habe ich den Worst-Case-Fall gezogen.
Viele Grüße nach München
Vivian
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