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Subterranea
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Who watches he who watches?
No one above suspicion
In this infernal chorus
we're finally were we belong...
Peter Nicholls
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RalfSchmidt_
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...ebenso wie mit den Normen:
Jeder Firma (oder auch Privatleuten) steht es frei geeignete MA in die entsprechenden Gremien zu entsenden. Machen aber nur ganz wenige. Dafür sind's nacher mehr die jammern können: "Soooo haben wir das aber eigentlich nicht gewollt!".
Auf dem Weg der Normungsarbeit kann man auch mit entsprechendem Engagement auf EFQM, CMM, etc. einwirken.
Das System überwacht sich also selbst - und zwar so gut/schlecht wie der Input der einzelnen Mitarbeiter der jeweiligen Gremien.
Außerdem sollte es eigentlich klar sein daß man JEDEN neuen Prozess, jedes Tool, Modell oder was auch immer vor der Einführung kritisch auf Herz und Nieren auf Sinnhaftigkeit, Anwendbarkeit und erwartetes Ergebnis hin untersucht, bewertet und das gleiche in der Planung, der Implementierung und dem Betrieb ständig wiederholt. Somit ist die Gefahr, irgendwelche abstrusen Vorgaben blind umzusetzen, nicht vorhanden. Eine ROI- Analyse ist auch im Bereich QM sinnvoll.
Bis dann,
Ralf Schmidt
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WolfgangHorn_
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Danke, Ihr Mitengagierten,
bisher hat keiner gesagt: "Wolfgang, schau doch mal in DIN xx yyzzk, da findest du, was du vermißt!"
Damit lag ich mit meiner Vermutung also nicht völlig daneben.
Zur Bewachung der Wächter.
Letztlich, so lange Unternehmen im Wettbewerb stehen, solange ist es gut, wenn letztlich der Unternehmer beschließt, auf welche Art und Weise er sein Vermögen verschleudert - oder mehrt.
Modelle helfen uns, komplizierte Zusammenhänge im Betrieb einfacher auszudrücken.
Wunderbar sind die Funktionsmodelle, vor allem die analytischen. Dazu zähle ich das Bohr'sche Atommodell, Otto von Lilienthals Aerodynamik. Und aus meiner Profession, Maxwell's Gleichungen für die Ausbreitung elektromagnetischer Wellen.
Diese analytischen Funktionsmodelle sind wunderbar, weil ziemlich klar ist, welche Naturkräfte wie miteinander wechselwirken. So gut wir das verstanden haben, so gut können wir sagen, wie die Wechselwirkung unter welchen Umständen ablaufen wird.
So gut verstehen wir uns auch untereinander, und so produktiv arbeiten wir in diesen Fragen zusammen.
Das EFQM-Modell dagegen ist nicht analytisch. Es ist empirisch entstanden, und für europäische Arbeitskulturen wohl so etwa das Beste, was wir haben.
Empirisch: Experten haben sich zusammen getan und mal aufgelistet, welche Merkmale das "tüchtige" Unternehmen ausmachen.
Das ist so ähnlich wie eine Schönheitskonkurrenz. Solange es keinen Spiegel an der Wand gibt, er uns sagt, wer die Schönste ist im ganzen Land, solange gibt es wohl nichts "besseres" wie Schönheitskonkurrenzen, und eine Jury entscheidet nach ihrem Geschmack. In diesem Jahr so, im nächsten so. In jedem Fall knirscht eine Mehrheit der Verliererinnen mit den Zähnen.
Wenn wir nichts Besseres haben als die Empirik, dann muß man das halt akzeptieren. Dann ist es Sache des Unternehmers, zu sagen, nach welchem Modell er sein Unternehmen gestalten wolle.
Aber es geht ja nicht nur um die Frage, welches Projekt oder Unternehmen das Schönste sei im ganzen Land.
Sondern um die Gestaltung der Zusammenarbeit so, daß die Zusammenarbeit von Anfang an produktiv abläuft und die Ergebnisse nachher überdurchschnittlich sind.
Für diese Gestaltung bräuchten wir Modelle, die eher der Aerodynamik ähneln. Analytische Modelle, die Wechselwirkungen aufzeigen.
Da gibt es also einiges zu tun. Ich wundere mich noch immer, daß Psychologen sich noch nicht haben einigen können, an welchen Merkmalen das bessere Modell von der Zusammenarbeit zu erkennen sei.
Danke und Ciao, und vielleicht gibt's ja noch was neues.
Wolfgang
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WolfgangHorn_
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Hi, Wissende und Wissensuchende,
nach meinem Exkurs über die Qualität von Bildungsmaßnahmen bin ich auf meinen Denkwegen wieder ins Grübeln gekommen und befürchte, mich in Kürze fürchterlich erschrecken zu müssen.
"Baldridge Award", CMM, EFQM... alles Modelle, um die Tüchtigkeit eines Unternehmens oder einer Softwareentwicklung zu beurteilen.
Aber wer beurteilt diese Modelle? Was begründet ihre Richtigkeit? Wie erkennen wir die Grenzen des Gültigkeitsbereiches?
Wenn der Baldridge-Award für US-Unternehmen gut ist, muß er dann auch für europäische Unternehmen gut sein? Wenn ja, müßte das "Ideal" für eine optimale US-Footballmannschaft auch für europäische Fußballvereine gelten. Oder?
Also stelle ich fest: Für die Gestaltung und Prüfung eines Unternehmens dürfen nur qualitativ hochwertige Modelle verwendet werden.
Aber an welchen Merkmalen erkennen wir die?
Gibt es da Untersuchungen?
Ciao
Wolfgang Horn
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FrankHergt_
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Natürlich ist es schön, wenn man sich bei einer Konstruktion auf gesicherter Grundlage bewegt und deshalb vorhersagen kann, daß das, was man am Reißbrett entworfen hat, auch nachher funktioniert.
Aber, wenn ich mir die Geschichte nicht der Naturwissenschaften, sondern der Technologie anschaue, war das extrem selten der Fall. Meistens rennt der Basteleifer dem Verständnis weit voraus. Otto von Lilienthal verstand nach heutigen Maßstäben extrem wenig von Aerodynamik. Auch bei den Erfindern und Weiterentwicklern des Verbrennungsmotors waren die heutigen Kenntnisse über die Prozesse im Inneren noch nicht vorhanden. Und ich wette, daß auch heute noch Versuch und Irrtum in der technischen Entwicklung keine kleine Rolle spielen.
Ähnlich läuft wohl die Entwicklung von Managementsystemen und-methoden. Die schlechten sortieren sich halt 'raus. Leider laufen die Versuche immer über mehrere Jahre und sind sehr teuer  . Aber auch von Ingenieuren sind Opfer ihrer Konstruktionen immer billigend in Kauf genommen worden. Von daher muß man unseren Wissensstand bezüglich Menschen und Organisationen wohl mit dem technischen des späten neunzehnten Jahrhunderts vergleichen, und einfach daran arbeiten, daß es besser wird.
Schöne Grüße
Frank
PS: Nein, ich habe die Mails noch nicht alle durch.
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WolfgangHorn_
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Hi, Frank,
: Aber, wenn ich mir die Geschichte nicht der Naturwissenschaften, sondern der Technologie anschaue, war das extrem selten der Fall. Meistens rennt der Basteleifer dem Verständnis weit voraus.
Ja, Frank, so ist das, und so muß es wohl auch sein.
Das war mit der Alchimie so, bevor sie mit der Aufklärung zur Chemie wurde.
Das war auch mit der Physik so, wir lachen noch heute über die tausend Versuche, ein Perpetuum Mobile zu bauen.
Wer wissenschaftliches Neuland betritt, der spielt erst mal. Was mir durchaus Lust macht. Und aus Erfahrung dann wird er klug.
:Und ich wette, daß auch heute noch Versuch und Irrtum in der technischen Entwicklung keine kleine Rolle spielen.
Natürlich muß das so sein. Überall, wo wir die bisherigen Grenzen erweitern.
: Ähnlich läuft wohl die Entwicklung von Managementsystemen und-methoden. Die schlechten sortieren sich halt 'raus.
Diese Ähnlichkeit sehe ich auch. Und zwar besonders klar mit der Alchimie. (Kein Rechtschreibfehler, sondern die alte Schreibweise.)
Wunderglaube (damals die Suche nach dem Stein der Weisen, heute die nach der Wundermanagementmethode.) Bittere Mißerfolge und Enttäuschungen, damals wie heute. Steinigung der Wehrlosen. Verunsicherung, Angst, Gurus, Quacksalber, jede Menge Abzocker und noch mehr Opfer.
Das Pech der Alchimisten war die geisteswissenschaftliche Prägung ihrer Theorien. Sie glaubten, die 4 Elemente Feuer, Wasser, Erde und Luft seien Manifestationen von Prinzipien.
Und wer die Transmutation eines Hühereies in ein hartgekochtes Ei sieht, dem leuchtet dann auch ein, daß sich die Manifestation "Blei" des Elements "Erde" transmutiert werden könne zu Gold.
Diese ungeheure Unzweckmäßigkeit der Modelle erschwert den Weg erheblich, durch Versuch und Irrtum der Wahrheit näher zu kommen. Stattdessen haben wir in der Alchimie - und leider auch heute - eine Flut von vielen Versuchen, die fast alle scheitern. Und die "besseren" Ansätze sind mangels Unterscheidungsmerkmale kaum zu erkennen.
Da ist aber auch ein großer Unterschied zu Otto von Lilienthal: Er bastelte nicht so planlos wie die Alchimisten damals. Sondern er wußte von der Physik. Er hat sich sogar den ersten "Windkanal" gebaut. So erforschte er die aerodynamischen Grundgesetze durchaus planmäßig.
Daß er beim Bau seiner Gleiter an die Grenzen stieß und starb, Tragik.
Deshalb gehört zur Aufklärung auch die Ablösung geisteswissenschaftlicher Modelle und Denkweisen durch naturwissenschaftliche.
Ciao
Wolfgang
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