Wer ist online

We have 81 guests and no members online

An-/Abmeldung

Datenbankzugriffe

 
Welcome, Guest
Username: Password: Remember me
Archiv 2005 des Forums der quality-Datenbank

TOPIC: QM in Kindertagesstätten

Re: QM in Kindertagesstätten 20 years 7 months ago #20107

  • Jürgen
  • Jürgen's Avatar
allo Wolfgang,
QM im Kindrgarten wäre nicht die Ursache für eine normierte Erziehung. Wie in allen Unternehmen sind auch hier die Köpfe der Leitung und MA entscheidend. Durch ein QM-System würde gegenüber den Eltern Transparenz erzeugt, welche Wertsvorstellungen das Selbstverständnis der Einrichtung prägen (Waldorf, kirchlich, Montessori etc.) QM im Kindergarten hat keinen grundsätzlich anderen Stellenwert als QM in anderen Unternehmen. Die ISO 9001 muss "nur" entsprechend interpretiert werden. Aber eine systematische Auseinandersetzung mit Kundenforderungen (Eltern, Kinder, Gesellschaft), den eigenen Prozessen, Schnittstellen, Ressourceneinsatz sind auch für soziale Einrichtungen sinnvoll. Ich bin als Berater in diesem Bereich, der leider in diesem Forum unterrepräsentiert ist, tätig. Und aus diesen Erfahrungen weiß ich, wie hilfreich ein QM-Modell sein kann. Erzieher und Pädagogen neigen zur Individualiserung bestehender Probleme, grundsätzlich ist dies auch nicht vekehrt, es ist wesentlicher Teil des professionellen Handelns. Allerdings fehlt nach meinen Erfahrungen oft der Blick auf das System "Kindergarten" und hier kann die Auseinandersetzung mit einem QM-Modell und die Einführung eines QM-Systems klasse Ergebnisse erzielen.
Jürgen
: Hi, Barbara,
: ich habe mit meiner Antwort in die ursprünglich harmlose klingende Frage "Pfeffer" hinein gebracht.
: Wo Steffen mich zitiert hat, da bin ich auch gern bereit, alle Repliken aufzunehmen.
:
: Zu meiner Fragestellung:
: 1. So gut die Menschheit Millionen von Jahre Evolution bestanden hat gegen ihre Konkurrenten, so gut müssen wohl die natürlichen, angeborenen Prozesse der Eltern sein, wie sie ihre Kinder in das Leben führen. (Hinweis: Die Kriterien der Natur für "Gut" sind mit Sicherheit andere als die, die ein Träumer von Friede, Freude und Eierkuchen anlegen würde. Und vermutlich sind auch Sehnsüchte der Erwachsenen nach Harmonie eingeflossen in die Prinzipien des Humanismus.)
: Vermutung mit anderen Worten: Eine Mutter, die den ihr angeborenen Wünschen und Prozessen gemäß ihr Kind liebt und ihrer Liebe entsprechend handelt, wird dies schon einigermaßen zweckmäßig ins Leben führen. Gleiches gilt für den Vater und Verwandte in der Familie. (Gegenbeweis: Wäre schon den Urahnen unserer Entwicklungslinie eher die Neigung angeboren, unsere Kinder zu vernachlässigen, zu mißhandeln und zu mißbrauchen, dann wäre unsere Urahnen schon verdrängt worden von Vettern einer tüchtigeren Entwicklungslinie von homo oder gar Primaten. Unsere Urahnen wären ausgestorben und uns gäbe es gar nicht.)
: 2. So sehr Frauen und Männer mit diesen angeborenen Fähigkeiten auch fremde Kinder behandeln, vielleicht etwas weniger lieben als eigene Kinder, aber dennoch lieben, so brauchbar werden die angeborenen Wünsche und Prozesse auch hier sein - aus Sicht der Natur.
: 3. Die Natur selbst hat für Qualität in der Kindererziehung gesorgt. (Trommelwirbel, Tusch, Trompete, Fanfare!)
: 4. Das "Ausgebranntsein" und die tiefe Frustration so vieler meiner Lehrer "ja, zu eurer Zeit hat das Unterrichten noch Spaß gemacht. Aber heute...." und die PISA-Studie sind mir Bewesie für eine krasse Diskrepanz zwischen dem, was Pädagogen für möglich halten, was sie sich und ihren "Kunden" versprochen haben, und dem, was sie tatsächlich erreicht haben. Das Gegenteil von Qualität (Qualität ist, wenn man dem Kunden das liefert, was man ihm zugesagt hat.) Insofern scheint der Qualitätsgedanke in der Pädagogik mehr als notwendig zu sein. Diese krasse Diskrepanz scheint mir aber nicht an den gutmeinenden Personen zu liegen, sondern an ihrem theoretischem Gebäude der Pädagogik. Das sieht danach nicht sehr so solide aus wie die Medizin von heute, sondern eher quacksalberisch.
: Ein noch schlimmeres Gegenbeispiel sehe ich in den nationalsozialistischen Programmen der Erziehung der Kinder zu strammen, folter- und opferbereiten SS-Männern. In ideologischen Programmen, deren Erfinder ihre Ideologie so wichtig nahmen, daß sie sich berechtigt fühlten, andere Menschen nach dieser Vorstellung zu deren Glück zwingen zu dürfen.
: Vor diesem Hintergrund habe ich die Frage gestellt: Was wollen Kindererzieher mit Hilfe eines Qualitätsmanagements denn nun besser machen als das, was Eltern, Omas, Opas, Onkel, Tanten über Jahrmillionen an Evolution offensichtlich recht zweckmäßig gemacht haben?
: Und ich Ingenieur (und potentieller Familienvater mit allen dazu angeborenen Wünschen und Fähigkeiten) habe noch eine zweite Frage: Was rät mir die Fachfrau in Sachen "Kindererziehung", an welchen Merkmalen unterscheide ich eine kinderliebende Einstellung von einer ideologisch geprägten, die die Kinderliebe nur im Munde führt?
: An welchen Merkmalen erkenne ich Laie den beginnenden Mißbrauch des Qualitätsgedankens zu Manipulation und Zwang?
: Ich halte diese Fragestellung, diese Wachsamkeit auch für eine Lehre aus der Zeit des Nationalsozialismus. Wenn ich zustimme zu "wehret den Anfängen", dann muß ich auch fragen: "Woran erkenne ich die Anfänge denn überhaupt?"
:
: Barbara, ich fühle schon beim Schreiben mit dem mit, was eine auf ihre Profession stolze Pädagogin bei diesen kritischen Gedanken empfinden mag. Aber sind meine Fragen, aus der Distanz gesehen, nicht zu wichtig, um tabuisiert zu werden?
:
: Ciao
: Wolfgang Horn




The administrator has disabled public write access.

Re: QM in Kindertagesstätten 20 years 7 months ago #20108

  • Wolfgang Horn
  • Wolfgang Horn's Avatar
i, Jürgen,
Danke. Die Begriffe kenne ich aus anderen Bereichen, wo sie trefflich eingesetzt werden, den Blick auf das Wesentliche zu versperren.
(Wesentlich: Qualität ist, wenn man nur das zusagt, was man auch liefern kann und dann auch das liefert. Zertifikats-Qualität ist, wenn es heißt: "Was beschweren sie sich? Hier hängt unser Zertifikat, das beweist, daß sie mit ihrer Beschwerde im Unrecht sind!")
Nur - welche konkreten Auswirkungen soll der Aufwand haben? Was werden die Kinder anderes erleben als bisher?
Was genau soll besser sein als vorher?
Wer QM einführen will, sollte es konsequenterweise auch auf die eigene Einführung anwenden - und nur das zusagen, was er meint, auch einhalten zu können.

Und noch mal: Woran könnte Mißbrauch erkannt werden?
Ciao
Wolfgang



The administrator has disabled public write access.

Re: QM in Kindertagesstätten 20 years 7 months ago #20122

  • Barbara
  • Barbara's Avatar
allo Wolfgang,
mir ist nicht ganz klar, wo für Dich der Missbrauch anfängt und wie Du ihn beispielsweise von Beeinflussung oder Umgestaltung der Rahmenbedingungen abgrenzt. Kannst Du mit das bitte erklären? Danke.
Viele Grüße
Barbara




The administrator has disabled public write access.

Re: QM in Kindertagesstätten 20 years 7 months ago #20123

  • Jürgen
  • Jürgen's Avatar
allo Wolfgang,
meine Kommentare habe ich in Deinen Text eingefügt.
: Hi, Jürgen,
: Danke. Die Begriffe kenne ich aus anderen Bereichen, wo sie trefflich eingesetzt werden, den Blick auf das Wesentliche zu versperren.
Weil aus der ISO 9001 oft Murks gemacht wird, kann man nicht ableiten, dass das Modell Murks ist. Dies ist m.E. ein unzulässiger Umkehrschluss. In Verantwortung stehen hier Auditoren und Zertifizierer, die zwischen Murks und QM-System (aus welchen Gründen auch immer)keine Unterschiede machen.
: (Wesentlich: Qualität ist, wenn man nur das zusagt, was man auch liefern kann und dann auch das liefert. Zertifikats-Qualität ist, wenn es heißt:
"Was beschweren sie sich? Hier hängt unser Zertifikat, das beweist, daß sie mit ihrer Beschwerde im Unrecht sind!")
Ein Unternehmen, das so argumentiert steht jenseits der ISO 9001, ob mit oder ohne Zertifikat.
: Nur - welche konkreten Auswirkungen soll der Aufwand haben? Was werden die Kinder anderes erleben als bisher?
: Was genau soll besser sein als vorher?
Z.B. wäre der Kindergarten verpflichtet, Kundenwünsche und Reklamationen systematisch zu erfassen und zu bewerten. Entsprechen die Öffnungszeiten dem Bedarf der Eltern oder der MA? Wie zufrieden sind die Eltern mit der Leistung? Haben die Erzieherinnen überhaupt ein gemeinsames Verständnis von "guter" Arbeit? Welche Wertvorstellungen hat z.B. der städtische Kindergarten um die Ecke? Wo kann der Kindergarten sich in Zeiten knapper Kassen neue Märkte erschliessen (z.B. Frühförderung, Heilpädagogik) und sich mit seinen Besonderheiten profilieren? usw.
: Wer QM einführen will, sollte es konsequenterweise auch auf die eigene Einführung anwenden - und nur das zusagen, was er meint, auch einhalten zu können.
Stimmt, aber was soll mir das jetzt sagen?

:
: Und noch mal: Woran könnte Mißbrauch erkannt werden? Woran erkennst Du Missbrauch bei Kindergärten ohne QM?
: Ciao
: Wolfgang




The administrator has disabled public write access.

Re: QM in Kindertagesstätten 20 years 7 months ago #20124

  • Jürgen
  • Jürgen's Avatar
allo Wolfgang,
meine Kommentare habe ich in Deinen Text eingefügt.
: Hi, Jürgen,
: Danke. Die Begriffe kenne ich aus anderen Bereichen, wo sie trefflich eingesetzt werden, den Blick auf das Wesentliche zu versperren.
Weil aus der ISO 9001 oft Murks gemacht wird, kann man nicht ableiten, dass das Modell Murks ist. Dies ist m.E. ein unzulässiger Umkehrschluss. In Verantwortung stehen hier Auditoren und Zertifizierer, die zwischen Murks und QM-System (aus welchen Gründen auch immer)keine Unterschiede machen.
: (Wesentlich: Qualität ist, wenn man nur das zusagt, was man auch liefern kann und dann auch das liefert. Zertifikats-Qualität ist, wenn es heißt:
"Was beschweren sie sich? Hier hängt unser Zertifikat, das beweist, daß sie mit ihrer Beschwerde im Unrecht sind!")
Ein Unternehmen, das so argumentiert steht jenseits der ISO 9001, ob mit oder ohne Zertifikat.
: Nur - welche konkreten Auswirkungen soll der Aufwand haben? Was werden die Kinder anderes erleben als bisher?
: Was genau soll besser sein als vorher?
Z.B. wäre der Kindergarten verpflichtet, Kundenwünsche und Reklamationen systematisch zu erfassen und zu bewerten. Entsprechen die Öffnungszeiten dem Bedarf der Eltern oder der MA? Wie zufrieden sind die Eltern mit der Leistung? Haben die Erzieherinnen überhaupt ein gemeinsames Verständnis von "guter" Arbeit? Welche Wertvorstellungen hat z.B. der städtische Kindergarten um die Ecke? Wo kann der Kindergarten sich in Zeiten knapper Kassen neue Märkte erschliessen (z.B. Frühförderung, Heilpädagogik) und sich mit seinen Besonderheiten profilieren? usw.
: Wer QM einführen will, sollte es konsequenterweise auch auf die eigene Einführung anwenden - und nur das zusagen, was er meint, auch einhalten zu können.
Stimmt, aber was soll mir das jetzt sagen?

:
: Und noch mal: Woran könnte Mißbrauch erkannt werden? Woran erkennst Du Missbrauch bei Kindergärten ohne QM?
: Ciao
: Wolfgang




The administrator has disabled public write access.

Re: QM in Kindertagesstätten 20 years 7 months ago #20125

  • Wolfgang Horn
  • Wolfgang Horn's Avatar
i, Barbara,
"..mir ist nicht ganz klar, wo für Dich der Missbrauch anfängt und wie Du ihn beispielsweise von Beeinflussung oder Umgestaltung der Rahmenbedingungen abgrenzt. Kannst Du mit das bitte erklären?.."
War meine These also zu unauffällig formuliert.
Aber eine griffige Definition ist notwendig für Klarheit der Abgrenzung.
Mein Vorschlag: "Wenn (eine Person oder Personengruppe) ihre Ideologie für wichtiger nimmt als (das Wohl der) Kinder."
Dazu Definition "Ideologie": "Wenn eine Person eine unbelegte Meinung für so wahr hält, daß sie sich berechtigt fühlt, aus dieser Meinung Forderungen an andere stellen zu dürfen."
Problematiken dieser Definitionen:
* Jede religiös und jede weltanschaulich orientierte Kindertagesstätte würde dazu gehören.
* Nach dieser Definition sehe ich keine Bevorrechtigung für irgendeine Weltanschauung oder Religion.
* Vertreter einer Weltanschauung oder Religion meinen in der Regel, ihre unbelegbare Meinung sei wahrer als die anderer Weltanschauungen oder Religionen. Aber kann ein Neutraler gut heißen, wenn diese Vertreter größere Rechte beanspruchen als die anderer Gruppen?
Folgerungen zum Qualitätsmanagement:
* Qualitätsmanagement habe ich bisher nicht im Dienste irgendeiner Religion oder Weltanschauung gesehen.
* Es wäre aber hervorragend geeignet, religiös-unterdrückerische Maßnahmen wie "Kopftuchverbot" zu ersetzen durch einen Prozeß unter Mißbrauch des Namens des Qualitätsmanagements.
Das ist meine Abgrenzung als Laie in der Sache. (Auch wenn ich darüber gebrütet habe.)
Von den Fachleuten erwarte ich Besseres.
Ciao
Wolfgang



The administrator has disabled public write access.
Time to create page: 0.186 seconds
Copyright © 2025 quality. All Rights Reserved.
Joomla! is Free Software released under the GNU General Public License.