Hi, steffen,
: Da kriegt ja wieder einer voll den Lehrgang.

Nein, das war für mich meine Fingerspielübung, einen Gedanken ins Extreme zu reiten, weil ich
a) die Überfütterung mit Managementarten für so schädlich halte,
b) die Mode der Flachlochbohrerei, nach der wir wir auch schwere Probleme nur mit schnellen und leichten Gedanken lösen wollen, und
c) die Leichtfertigkeit, mit der in das Geflecht der bisher schon überzähligen Managementarten eine weitere hinzugefügt - und das Geflecht somit zum Dickicht gemacht wird, unüberschaubar, deshalb steigt die Gefahr, daß man besten Willens etwas tut, was ein anderer "Fehler!" nennen könnte.
(Geflecht der Managementarten: Jede Managementart hat ihre eigenen Prozesse und Verantwortlichkeiten. Wir Menschen darin müssen unser Verhalten auf all diese Prozesse und Verantwortlichkeiten gleichzeitig einstellen, und wer da Angst vor einem Fehler hat, der ist in seiner Beweglichkeit gelähmt. High-Tech-Mikado: Wer zuerst der Forderung nach Veränderung nachkommt und sich bewegt, macht irgendeinen Fehler und wird entfernt.)
Irgendwer spottete vor Jahrzehnten mal:
"Großbetriebe sind deswegen weniger kreativ als Kleinbetriebe, weil in großen Unternehmen oft versucht wird, das nächste Problem nicht durch Denken zu lösen, sondern durch Einstellung eines neuen Managers."
Daß wir daraus gelernt haben, erkennen wir an der heutigen Mode, ein vergleichbares Problem wiederum nicht durch Nachdenken lösen zu wollen, sondern durch Einführung einer weiteren Managementart.
Was soll nur ein Unternehmen machen, das nach zig Audits mehr Managementarten anwenden soll als die Belegschaft Köpfe zählt?
Diese Art, wenn die Wettbewerbsfähigkeit mit der bisherigen Zahl an Managementarten nicht in den Griff zu kriegen war, sie mit einer weiteren Managementart herbeiführen zu wollen, kann selbst im Grundsatz nicht richtig sein.
Aber was so schrecklich ist, das muß irgendwo auch eine andere Seite der Medaille hben, etwas, das man nutzen kann.
Und das hat mir eben auch Spaß gemacht, den Weg zu erforschen, wie man durch konsequente Durchführung der Aufgabe: "Machen sie xy-Management!" selbst die Geschäftsführung übernehmen könnte, wenn man wollte und die uns ließe.
: Wer benötigt ein Reklamationsmanagement wirklich?
Keine Ahnung. Sicher die Entwickler, Verkäufer und Berater dieses "Diestleistungspakets".
Es gab die Zeit der unkritischen Autonarren, die zu ihrem Manta auch jedes neue Zubehörteil haben wollten. Einfach, weil andere es auch hatten oder um vor ihnen zu glänzen.
Wieviele Leute machen dasselbe mit Pillen und Medizinchen? Oder stellen sich einen ganzen Kräutergarten in ihr Medizinschränkchen und kaufen noch exotische Kräuter dazu?
Die Traumsituation für jeden Produzenten.
SAP braucht nur ein neues Modul zu erfinden, und schon ist der Absatz gesichert. Oder?
Eine Triebfeder ist sicher die Hoffnung auf eine Ausrede: "Ja wir wissen, die Reklamationsquote ist zu hoch. Das neue Softwarewundermodul wird uns helfen, sie zu erst mal zu erfassen auf drei Stellen nach dem Komma, dann mit konzernweiten Statistiken die Ursache zu erforschen, aber das dauert halt seine Zeit (bis ich meinen Job gefunden habe...)"
"...warum soviel Aufwand, wenn wir es doch eh alles selber Zahlen, ermittele und bekämpfe nicht die Kosten sondern die Ursache ist meine Devise."
Ja, logisch, Applaus, 100 Punkte für den Kandidaten.
Aber Du liegst leider nicht im derzeitigen Trend.
Aber gewiß in dem Trend, der nicht aufzuhalten ist, wenn wir einfach kein Geld mehr haben für solche Tollheiten und "Anpacken!" wieder zur Devise wird.
Helau!
Wolfgang
P.S. Fällt mir noch so eine Tollheit ein: Zaubermittel gegen Schiebung im Fußball. Letzten Samstag. Moderator eröffnet die Diskussion mit einer Bemerkung ähnlich wie "Müssen wir Wetttätigkeiten unserer Aktiven nicht unter Strafe stellen?" - und gleich der nächste Satz war ein Volltreffer, der die Absurdität der Diskussion und die geistigen Grenzen des Moderators offenbarte. Mario Basler sagte so etwas wie: "wenn ich nicht wetten darf, dann laß ich eben meinen Bruder wetten!"
Idiotisch zu glauben, man könne mit solchen zusätzlichen Verpflichtungen jedwede Schiebung unterbinden! Zumal die Aktiven ja wohl alle Arbeitsverträge haben und eine Wette gegen den eigenen Arbeitgeber ein Beweis für eine Untreue wäre, die in diesem Arbeitsverhältnis die fristlose Kündigung rechtfertigt. Wenn das nicht ausreicht...
Aber eben die Tollheit, durch eine schnelle, fürmichschmerzlose, aber wirkungslose Maßnahme ein Übel aus der Welt schaffen zu wollen.
Dummeheit.