i, Vivian,
: ich weiß nicht so recht, was sie mir sagen wollen.
Ach, vor allem mir selber. So eine Art "lautes Nachdenken" über die Ursachen des erkannten Unwesens.
Ergebnis des Weiterdenkens:
Definitionen:
"Zeugnis", "Schein" heiße die Bescheinigung über den Nachweis nachvollziehbaren Könnens und Wissens über das Geschehen in der Welt. Wie eben Führerschein, Schweißschein, die "2" im Abiturfach Mathematik.
Darunter fiele, nachdem ich ein wenig mehr recherchiert habe, auch der Nachweis über Kenntnis und Können bezüglich Verfahren der zerstörungsfreien Materialprüfung. Obwohl dieser Nachweis "Zertifikat" genannt wird.
"Zertifikat" nenne ich den Nachweis über das Bekenntnis zu einer bestimmten Glaubensrichtung, hier insbesondere bezüglich einer Managementmode. Weil Zertifikate insbesonder von Trainern verteilt werden nach mehr oder weniger langer Predigt und blendenden Übungen.
Und von Personen, die nennen sich "Auditor", prüfen die Wortwahl und das Handeln auf Übereinstimmung mit einer aktuellen Managementmodewelle, von der jeder

weiß, übermorgen wird sie der Schnee von vorgestern sein.
"Glaubensrichtung", weil die Richtigkeit ihres Inhalts zwar behauptet ist, aber nicht belegt.
Kommunion und Jugendweihe sind in diesem Sinne genauso Zertifikate wie das Bar Mizwa-Fest des Jugendlichen jüdischen Glaubens.
So sehr ich den Grundgedanken der EFQM zustimme, und ebenso die Kompetenz derjenigen anerkenne, die diese Erfolgsfaktoren zusammengetragen haben, so sind deren Erfolgsfaktoren unbelegt im Vergleich zu physikalischen Naturgesetzen.
Es gibt eine hohe Wahrscheinlichkeit, daß ein Unternehmen besser wird, wenn es sich nach den Kriterien der EFQM ausrichtet, aber keine nachvollziehbare Begründung, warum dies unter allen Umständen so sein müsse.
Ich erlebe das gerade an einem Unternehmen mit Fertigungen in vielen Kulturen. EFQM-Kriterien sind in unserer Arbeitskultur sicher eher richtig, aber ich habe Chinesen die Nase rümpfen hören, und so manche konfuzianische Weisheit scheint mir sogar besser geeignet zur Unternehmenslenkung.
Angst macht mir die Heftigkeit, mit der "Glaube!" für die jeweilige Modewelle gefordert wird, für den Altschnee von übermorgen. "Führer befiehl, wir folgen dir" hieß es einst, heute "Glaube an die Managementlehre und folge kritiklos ihrem Propheten!"
_Die Maxime, jederzeit selbst zu denken, ist die Aufklärung.“ (Kant)
_Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen.“ (Immanuel Kant)
Wir habenh lange den mündigen Staatsbürger angestrebt. Viel notwendiger ist heute der "mündige Chef", der sich seines Verstandes ohne Leitung eines Beraters bedienen kann.
Die Schuld sehe ich nicht bei den Chefs, sondern bei den Erfindern und Vermarktern der Managementmodewellen und ihrer Techniken.
Ciao
Wolfgang