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TOPIC: Philosophie kommt vor den Werkzeugen

Philosophie kommt vor den Werkzeugen 20 years 6 months ago #8957

  • Florian_
  • Florian_'s Avatar
Happy New Year!
Folgende Gedanken beschäftigen mich seit geraumer Zeit. Wir diskutieren in diesem Forum oft über Werkzeuge und Modelle und geraten dann in heftige Diskussionen wegen den verschiedenen Führungsphilosophien, die in diesem Forum vertreten sind. Versteht mich falsch, ohne geiwsse Differenzen müssten wir ja nicht diskutieren, gewissen Grundsätzen möchte ich aber einmal auf den Grund gehen.
Zum Thema Mitarbeiter-Beurteilung, -umfrage könnten folgende Paradigmen angesprochen werden. Ich gehe davon aus, dass:
- Mitarbeiter nur ihr bestes geben können und geben werden, wenn sie Freude an der Arbeit haben.
- Freude an der Arbeit nur in einer aktiv (Führungsaufgabe!) von Angst befreiten Umgebung hochkommen kann.
- Mitarbeiter nur einen kleinen Einfluss auf die Qualität haben, da 9 von 10 Fehler durch Fehler im System, welches vom Management bestimmt wird, verursacht werden (Juran u. Deming machen da ähnliche Aussagen).
- Aufrufe zu weniger Fehler keinen Sinn machen, weil die Mitarbeiter im System (und nicht am System) arbeiten und nur einen kleinen Einfluss auf die Probleme haben.
- Einzelziele für jeden Mitarbeiter, jeden Bereich, usw. dem System immer schaden, weil die Systemslehre erkannt hat, dass sich ein System nicht zerlegen, optimieren und wieder zusammensetzen lässt, ohne viele Probleme zu verursachen.
- Konkurrenz einem System schadet, weil die Beziehungen (Kooperation) das Wichtigste sind in jedem System.
- Einzelziele und die daraus folgende Einteilung der Mitarbeiter in eine Rangliste, zu mehr Konkurrenz zwischen den Systemelementen (Mitarbeiter, egal auf welchem Level) und falschen Zahlen führen .
Es gäbe noch viele Paradigmen oder Philosophien (Weltsicht?) zu erwähnen, die für jeden von uns anders aussehen können, aber fürs erste möchte ich es dabei bewenden lassen. Bitte gebt es mir :-)!
Unter Mitarbeiter verstehe ich selbstverständlich nicht nur die "unterste" Schicht.
Freundliche Grüsse
Florian


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Philosophie kommt vor den Werkzeugen 20 years 6 months ago #25341

  • Florian_
  • Florian_'s Avatar
Happy New Year!
Folgende Gedanken beschäftigen mich seit geraumer Zeit. Wir diskutieren in diesem Forum oft über Werkzeuge und Modelle und geraten dann in heftige Diskussionen wegen den verschiedenen Führungsphilosophien, die in diesem Forum vertreten sind. Versteht mich falsch, ohne geiwsse Differenzen müssten wir ja nicht diskutieren, gewissen Grundsätzen möchte ich aber einmal auf den Grund gehen.
Zum Thema Mitarbeiter-Beurteilung, -umfrage könnten folgende Paradigmen angesprochen werden. Ich gehe davon aus, dass:
- Mitarbeiter nur ihr bestes geben können und geben werden, wenn sie Freude an der Arbeit haben.
- Freude an der Arbeit nur in einer aktiv (Führungsaufgabe!) von Angst befreiten Umgebung hochkommen kann.
- Mitarbeiter nur einen kleinen Einfluss auf die Qualität haben, da 9 von 10 Fehler durch Fehler im System, welches vom Management bestimmt wird, verursacht werden (Juran u. Deming machen da ähnliche Aussagen).
- Aufrufe zu weniger Fehler keinen Sinn machen, weil die Mitarbeiter im System (und nicht am System) arbeiten und nur einen kleinen Einfluss auf die Probleme haben.
- Einzelziele für jeden Mitarbeiter, jeden Bereich, usw. dem System immer schaden, weil die Systemslehre erkannt hat, dass sich ein System nicht zerlegen, optimieren und wieder zusammensetzen lässt, ohne viele Probleme zu verursachen.
- Konkurrenz einem System schadet, weil die Beziehungen (Kooperation) das Wichtigste sind in jedem System.
- Einzelziele und die daraus folgende Einteilung der Mitarbeiter in eine Rangliste, zu mehr Konkurrenz zwischen den Systemelementen (Mitarbeiter, egal auf welchem Level) und falschen Zahlen führen .
Es gäbe noch viele Paradigmen oder Philosophien (Weltsicht?) zu erwähnen, die für jeden von uns anders aussehen können, aber fürs erste möchte ich es dabei bewenden lassen. Bitte gebt es mir :-)!
Unter Mitarbeiter verstehe ich selbstverständlich nicht nur die "unterste" Schicht.
Freundliche Grüsse
Florian


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Re: Philosophie kommt vor den Werkzeugen 20 years 6 months ago #8958

  • WolfgangHorn_
  • WolfgangHorn_'s Avatar
Ja, Florian,
Danke für die Neujahrswünsche - und mögen der allgemeine Leidensdruck und die Hoffnungslosigkeit uns dies Jahr die Ohren öffnen!
"Folgende Gedanken beschäftigen mich seit geraumer Zeit."
Sorry, mit ergebnisorientierten Worten: Du beschäftigst Dich mit Zusammenhängen. Die Dir wohl richtig vorkommen.
Und jetzt vermute ich:
a) Aber Du siehst eine Diskrepanz zwischen diesen Zusammenhängen, wie Unternehmen und Führungskräfte bessere Ergebnisse erwirtschaften könnten und dem Ist.
b) Du ahnst und rätselst ein wenig, wie es zu dieser Diskrepanz kommen konnte, was sie bewirkt, wie sie zu überwinden sei, und wie Du mit dieser Überwindung Deinen Kunden Nutzen schaffen kannst.
(Kurze Erläuterung zum "Trick" hinter diesen Sätzen: Manche Probleme machen wir uns selbst unlösbar, indem wir uns selbst in die passive Rolle denken, die ohnmächtige. Als würde man sich im Schachspiel absichtlich in eine Situation manövrieren, die bestenfalls Patt ist.
Sich in die aktive Rolle zu denken bringt allein noch keine Lösung, aber es bringt uns ihr näher.
Dieser "Trick" scheint mir eigentlich zu banal, um auch nur erwähnt zu werden. Deshalb muß der Zuhörer ihn eigentlich als beleidigende Belehrung empfinden.
Aber in Politik, Wirtschaft und Privatleben erlebe ich den Denkfehler (aus resultatorientierter Sicht) der selbstgewählten Ohnmacht alltäglich. Und gleichzeitig erzählen mir dieselben auto-ohnmächtigen Personen "bei uns / mir ist alles im grünen Bereich, läuft optimal, das geht nicht besser!")
"Wir diskutieren in diesem Forum oft über Werkzeuge und Modelle und geraten dann in heftige Diskussionen wegen den verschiedenen Führungsphilosophien, die in diesem Forum vertreten sind."
Die Diskussion über Führungsphilosophien ist so unnütz wie die Diskussion, welchen Namen Gott nun wirklich habe - Brahma, Allah, JHW, Manitou, Branwen oder "meine Herzallerliebste" :-).
Weil:
Entweder informieren wir über Zusammenhänge. die kausal sind zwischen Wirkung und Ursache, und naturwissenschaftlich belegbar. Oder wir diskutieren über Zusammenhänge, die genau das eben nicht sind.
Im ersten Fall gibt's eigentlich keine lange Diskussion, sondern Zweifel, Verständnisfragen, ein "aha, so könnte das sein, probieren wir es mal" und ein "Donnerwetter, geht ja viel besser so. Ja, habe ich eigenlich schon immer geahnt."
Im zweiten Fall sind die Diskussionen entweder überflüssig, weil der andere sowieso zustimmt. Oder die Diskussion unter konsequenten Personen tendiert entweder Richtung Glaubenskrieg, oder unter inkonsequenten Richtung Unendlichkeit, weil der andere nun seine Philosophie aufdeckt und verteidigt - und weil die Richtigkeit beider Theorien weder belegbar noch widerlegbar ist.
Wie eben zu Zeiten der Alchimisten und Quacksalber.
Konkret zu Deinen Thesen - ich stimme ihnen fast völlig zu und könnte jede einzelne logisch belegen. (Die Logik ist aber oft nicht gefällig.)
Mein Einwand gilt dem Grundsätzlichen: Grundsätzlich ist die Gültigkeit aller Grundsätze beschränkt.
Am Beispiel Flugzeug: Der Grundatz "Ziehen am Höhenruder läßt das Flugzeug steigen" gilt nur solange, bis die Fluggeschwindigkeit so weit abgemagert ist, daß die Strömung über den Tragflächen abreißt, die Maschine abkippt und im Flachtrudeln schließlich im Aufschlagbrand endet.
Oder sie gilt - bei klassischen Höhenruderprofilen - nur bei Fluggeschwindigkeiten
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Re: Philosophie kommt vor den Werkzeugen 20 years 6 months ago #8959

  • Florian_
  • Florian_'s Avatar
Hallo Wolfgang
: Entweder informieren wir über Zusammenhänge. die kausal sind zwischen Wirkung und Ursache, und naturwissenschaftlich belegbar. Oder wir diskutieren über Zusammenhänge, die genau das eben nicht sind.
Ist es nicht gerade das Problem, dass die kausalen Zusammenhänge bei vielen Dingen nicht so einfach herzustellen sind, wie für das Fallenlassen von Gegenständen und der Schwerkraft.
Wenn ich das Führungsverhalten verändere, kann es doch einige Zeit dauern bis ich Erfolge sehen werden. Es kann sogar sein, dass während dem Warten auf Erfolg immer wieder die alten Erfahrungen bestätigt werden.
Es könnte vieleicht mit der Ernährung verglichen werden. Es kann Jahre dauern, bis "schlechte" Ernährung entsprechende Folgen zeigt. Der kausale Zusammenhang ist sogar für Wisssenschaftler nicht einfach zu belegen. Welche Wirkungen haben z.B. Vitamine und welche Menge ist genug oder zuviel.
Aus meiner Sicht führen die falschen Paradigmen langfristig ins Chaos. Natürlich hast Du recht, dass Diskussionen darüber endlos sind. Was bedeutet für Dich Philosophie, welchen Unterschied machst Du zwischen dem Ausdruck Paradigma und dem Wort Philosophie?
Wie könnten wir erreichen, dass unsere Diskussionen vermehrt auf einer sauberen Theorie (Erkenntnis baut auf Erkentsnis auf) und nicht immer auf überlieferten Erfahrungen beruht? Wie wir ja wissen, ist Erfahrung ohne Theorie nichts wert. Viele Diskussionen die ich führe zeigen aber auf, dass die wenigsten eine Theorie haben. Sie reden nach was sie einmal gehört haben und irgendwie durch Erfahrungen bestätigt wurde.
Die Geschichte vom Hahn. Ein Hahn hat jeden Morgen mit den Flügeln geschlagen und gekräht und wenige Minuten später ist die Sonne aufgegangen. Dies hat er über Monate gemacht und die Erfahrung hat in ihm die "Theorie" wachsen lassen, dass er es sei, der diesen Effekt auslöst. Nach Monaten hat er sich einal verschlafen und sie da, die Sonne war bereits über dem Horizont zu sehen. Der Hahn war ganz verstört darüber, dass er nicht der Nabel der Welt ist, konnte aber etwas dazu lernen. Er hat gelernt, dass seine Theorie falsch war und er sie ändern muss. Wer die aktuelle Theorie zum Sonnensystems kennt, macht mit grösster Wahrscheinlichkeit auch andere Erfahrungen als unser Hahn.
Warum lernen die Manager nichts daraus, dass die Sonne auch ohne sie aufgeht? Ich denke sie wissen nicht was Theorie ist oder können ihr aus anderen Zwängen nicht nachleben.
Danke für den vertieften Meinungsaustausch.
Gruss Florian


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Re: Philosophie kommt vor den Werkzeugen 20 years 6 months ago #8960

  • WolfgangHorn_
  • WolfgangHorn_'s Avatar
Hi, Florian,
"Ist es nicht gerade das Problem, dass die kausalen Zusammenhänge bei vielen Dingen nicht so einfach herzustellen sind.."
Ich nehme Dich hier wörtlich: Die kausalen Zusammenhänge wie "Anstellwinkel Höhenruder - Flughöhe" oder "Einstellung Chef zu seinen Mitarbeitern - Produktivität" existieren.
Und zwar unabhängig vom Typ des Flugzeugs oder anderen Einstellungen des Chefs.
Diese kausalen Zusammenhänge brauchen also nicht "hergestellt" zu werden.
Weitere Ruder am Flugzeug haben weitere Einflüsse, wie auch weitere Einstellungen des Chefs.
Und hier liegt die Schwierigkeit im analytischen Denken: Man muß bei einer lahmen, aber fliegenden Flugzeugkonstruktion erst die 3 1/3 Tragflächen erkennen und den Haufen Ruder, die geplant oder ungeplant auf den Anstellwinkel der Tragflächen Einfluß nehmen. Erst dann haben wir Aussicht, prognostizieren zu können, wie eine Änderung an der Konstruktion sich auswirken wird.
Ein Flugzeug, das ohne aerodynamische Kenntnisse gebaut wurde, könnte durchaus einem Rasenmäher mit Ofenrohr ähneln... Und wenn es lahm fliegt und der Pilot es für optimal hält...
Solange uns das Flugzeug als Ganzes noch ein Rätsel ist, halten wir besser die Finger davon fern. Denn dann droht Verschlimmbesserung der tödlichen Art.
Ist das etwa das, was Du ahnst und meinst?
In der VDI-Arbeitsgruppe in Stuttgart hat sich gezeigt: Die Schwierigkeit ist nicht das Erkennen der kausalen Wechselwirkungen in einer Gesellschaft wie einer Abteilung.
Sondern die Überwindung der Vorurteile, die uns seit dem Kindergarten über das Wesen der Menschen eingebläut wurden - und die so falsch sind, wie gerade die Humanisten einem Menschenbild frönen, das eher "schön" ist als realistisch.
Hätten wir Ingenieure ein ähnlich ideales Bild von einem Antriebsstrang im Auto, dann hätte der keine böse Reibung - und die Tragfläche keinen Auftriebsbeiwert.
Wir aber wissen, daß man nur mit realistischen Modellen Aussicht hat, Maschinen zu konstruieren, die auch am Ende der Garantiezeit noch funktionieren.
Pädagogen, so gut sie es auch meinen mögen, aber kennen nicht mal die Garantie im Bildungswesen, sondern rätseln noch immer über solche Phänomene wie "Praxistransfer".
"Wenn ich das Führungsverhalten verändere, kann es doch einige Zeit dauern bis ich Erfolge sehen werden."
Kann schon. Muß aber nicht. Erhebliches Trägheitsmoment sind die Erfahrungen der Mitarbeiter und Kollegen. Wer als Wolf verschrieen ist und sich nun menschlich benimmt, dem unterstellen die anderen, er habe nur Kreide gefressen und ab morgen sei er wieder der Alte.
Ein Gegenbeispiel ist die Wandlung des Saulus zum Paulus. Ein weiteres der Wandel des Bauernmädchens zur Jeanne d'Arc.
Schneller Wandel geht schon - manchmal, weil die Randbedingungen zufällig paßten, aber auch, weil jemand mit Gespür oder Verstand sie aktiv geschaffen hat.
Dies war eben wieder ein Beispiel, wo sich für sowohl für die These als auch für die Antithese Beispiele finden lassen. Die als Beobachtungen für sich richtig sind, aber die üblichen Schlußfolgerungen sind eben nicht analytisch oder falsch analytisch.
"...welche Menge ist genug oder zuviel."
Wer analytisch denkt, der sieht auch die Grenzen seiner Kunst - und fürchtet sich vor Überforderungen.
"Was bedeutet für Dich Philosophie.."
O je, ich möchte vermeiden, als Philosoph abgestempelt zu werden.
Philosophie begreife ich als das, was Aristoteles meinte mit seiner "Lehre vom richtigen Denken".
Die Mathematik ist als Lehre vom richtigen Rechnen dem "Schätzen nach Gefühl" deutlich überlegen. So ist auch die Lehre vom richtigen Denken überlegen gegenüber dem "gesunden Menschenverstand".
(Wobei im Auto das "Schalten nach Gefühl" effizienter ist, als wenn einer erst zum Drehmomentdiagramm und zum Rechner greift und den optimalen Schaltpunkt auf Null Komma 3 Umdrehungen/minute genau berechnen will.)
"Unterschied machst Du zwischen dem Ausdruck Paradigma und dem Wort Philosophie?"
So ähnlich wie zwischen "Bube" und "Skatspiel".
Man hört beide Begriffe oft zusammen.
Den Begriff "Paradigma" halte ich für überflüssig. Was mit ihm ausgesagt werden soll, das läßt sich auch mit dem Begriff "Prinzip" aussagen. Prinzipien sind für mich eine Vorstufe der analytischen Erkenntnis von Wirkungen und Wechselwirkungen.
In den Naturwissenschaften kennen wir Prinzipien, die in Wahrheit Naturgesetze sind. Beispiel: Actio = Reactio, Kraft ist gleich Gegenkraft.
Kein Pragraph eines unsichtbaren Naturgesetzbuches, das jedes Elektron mit sich führen muß, um sich wie vorgeschrieben zu verhalten.
Sondern wir Menschen haben unsere Beobachtungen korreliert und gruppiert. Galileo Galilei hat seine Rollversuche mit Kugenl auf dem schiefen Brett gemacht und das Gravitationsgesetz gefunden. Mit der Kenntnis dieses Gesetzes und einiger anderer können wir heute zu den Planeten fliegen, aber wissen bis heute nicht, wie Gravitation eigentlich funktioniert.
Deine Paradigmen ordne ich als "Prinzipien für den Umgang untereinander" ein. Durchaus richtig, aber wenn einer zweifelt, wird Dir schwer fallen, ihm zu erklären, warum Dein Paradigma richtiger ist als sein Gegenteil.
"Wie könnten wir erreichen, dass unsere Diskussionen vermehrt auf einer sauberen Theorie (Erkenntnis baut auf Erkentsnis auf) und nicht immer auf überlieferten Erfahrungen beruht?"
Das gelingt mir im VDI. In einer Arbeitsgruppe von Interessierten, die eben nicht in der Arbeit sind, eben nicht in der Firma, die daher keine Angst haben müssen, ihr Gesicht zu verlieren. (Das meist ja doch nur eine Maske ist, die wir mühsam aufrecht erhalten. Und so groß diese Mühe, so ungern gestehen wir uns ein, daß die Maske abnehmbare Maske ist und keine Gesichtshaut.)

"...Sie reden nach was sie einmal gehört haben und irgendwie durch Erfahrungen bestätigt wurde."
Tja, besser als das Gegenteil, besser als gar nix. Und wer bisher die Kunst verstand, der besten Meinung zuzustimmen, der kann auch das in Zukunft.
Allerdings ist der analytische Blick auf das Verhalten von Menschen eben nicht gefällig.
Die Spiegel in unseren Badezimmern sind grün gefärbt, weil wir Menschen keine Spiegel kaufen, die uns so zeigen, wie wir wirklich aussehen.
Im analytischen Blick auf Menschen sehen wir auch uns selbst. Wir wären aber gerne stark, edelmütig und gut. Wir alle, naja, fast wir alle, haben ein Wunschbild von uns selbst zum Ist erklärt.
Das zu erkennen - und sich mit dem Ist abzufinden - und dann auch noch das Beste draus zu machen - da liegen die Schwierigkeiten!
Möglicherweise müßte ich den Till Eulenspiegel wieder auferstehen lassen, er hat auf seine Art sehr viel bewirkt.
"...Die Geschichte vom Hahn....verschlafen..die Sonne war bereits ... zu sehen. Der Hahn...hat gelernt, dass seine Theorie falsch war.."
Nee. Aber jetzt ist mir klar, warum sich Hähne so erbittert bekämpfen. Im Chor zaubern sie die Sonne an den Morgenhimmel, aber jeder Hahn hat seine eigene Meinung vom optimalen Zeitpunkt des Sonnenaufgangs - und haßt seine Kollegen, weil die andere Zeiten bevorzugen...
Zurück zum Ersten. Ich meine damit: Wer eine Theorie lieben gelernt hat und auf Gegenbeispiele stößt, der hat mehrere Alternativen der Reaktion. Unter anderem hat die Kirche Giordano Bruno als Ketzer auf dem Scheiterhaufen verbrannt, um sich mit seinen Wahrheiten nicht mehr auseinandersetzen zu müssen.
"Wer die aktuelle Theorie zum Sonnensystems kennt, macht mit grösster Wahrscheinlichkeit auch andere Erfahrungen als unser Hahn."
Präzise: Die Erfahrungen müssen dieselben sein. Unterschiedlich sind die Interpretationen.
"Warum lernen die Manager nichts daraus, dass die Sonne auch ohne sie aufgeht?"
Sie sind die Sonne. :-)
Im Ernst. In einem Team muß einer das letzte Wort sprechen und für seine Einlösung stehen.
Wenn die Kunden ihre Vorlieben ändern, dann muß das Team im Lieferanten sich anpassen. Das tut weh wie Milchzahnschmerzen. Da muß auch mal einer den Zahn ziehen.
Eine Gesellschaft ohne Führungskräfte ist weniger effizient. Eine, deren Führungskräfte nach veralteten Karten navigieren, naja, die könnte sich zumindest verbessern.
In Fragen zum Verhalten von Personen ist die Fragestellung "Wozu?" überlegen gegenüber der Fragestellung "Warum?".
Denn auf die Frage "Warum?" kriegen wir soviele Antworten, wie die Phantasie reich ist.
Die Frage "Wozu?" aber ergründet die Absichten einer Person und ihre Entscheidungsgrundlagen. Und je mehr Absichten einer phantasiert, desto weniger glaubwürdiger ist er.
Meine ergiebigste Antwort auf die Frage "Wozu?" in dieser Sache ist der _1 Karriereknickgesetz: "Keinem Mitarbeiter ist erlaubt, auf Dauer deutlich besser zu führen als sein Vorgesetzter. Zuwiderhandlungen werden mit Karriereknick bestraft. Nur in Ausnahmefällen der nach oben."
Sobald Du im Unternehmen eingebunden bist, mußt Du Dich an die Gesetze und Regeln der Unternehmenskultur halten. Oder Dir droht das Schicksal des Giordano Bruno.
Da ist es leichter, sich so zu verhalten wie die SS-Wärter im KZ Treblinka (Barbara mag vielleicht lieber die Grenztruppen der NVA nehmen, die in einer durchaus ähnlichen Situation steckten): Sie rationalisieren, sie drehen und wenden die böse Situation, bis sie einen Blickwinkel gefunden haben, in dem sie selbst einigermaßen "gut" aussehen.
Ein gewaltiges Trägheitsmoment gegen Veränderungen.
"Danke für den vertieften Meinungsaustausch."
Gern geschehen, wurde mir dabei über ein, zwei Dinge auch selbst klarer.
Aber was machst Du jetzt draus?
Ciao
Wolfgang



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Re: Philosophie kommt vor den Werkzeugen 20 years 6 months ago #8961

  • steffen.h.
  • steffen.h.'s Avatar
Hallo Wolfgang - Hallo Florian
Zum neuem Jahr alles gute und gleich eine erste Frage!
Da ihr gerade wieder philosophisch unterwegs seit will ich gleich einhaken.
"Sobald Du im Unternehmen eingebunden bist, mußt Du Dich an die Gesetze und Regeln der Unternehmenskultur halten. Oder Dir droht das Schicksal des Giordano Bruno".
Ist das ernst gemeint? ich kenne das Schicksal von Giordano Bruno nicht, aber, ist man nicht Betriebsblind wenn man nicht fortlaufend alles in Frage stellt anstatt nur mit dem Strom laufen zu wollen.
Das Trägheitsmoment gegen Veränderungen ist ein toller Ansatz für's neue Jahr, da ich immer in bestimmten Abständen meine vergangenen Reaktionen auf Ereignisse Revue passieren las, komme ich immer auf den gleichen negativen Gedanken bin ich schon blind um falsche Gegebenheiten schon garnicht mehr erkennen zu können!?

Ist mein tun und wirken oder einflußnehmen die richtige Richtung, oder noch schlimmer sind alle so still weil sie einfach wollen das ich endlich den Mund halte?
Nicht mehr zu merken woran man ist, wenn man die Richtung von Chef zwar real wohlwissend kennt aber sie vieleicht unterbewust falsch interpretiert!
Der Hahn passt sehr gut in die heutige Zeit, je mehr die Gewohnheit einzug hält umso größer ist der Richtungsverlust in Hinsicht auf das Ziel das man zu verfolgen sucht.
Wenn unsere Hennen schon in sich reinlachen und wir es zu spät merken, sind sie aber doch froh wenn wir ihnen zeigen wo die Körner liegen oder wenn wir sie vor den Fuchs beschützen.
Ach noch eins zu den Managern die ja anscheinend die Sonne sind, das sehe ich anders, den wenn Wolken aufziehen dann gibt es zwei Möglichkeiten warum das so ist, entweder war die Sonne zu schwach das die Wolken entstehen konnten, oder der Wind ist einfach viel zu schwach um sie schnell wieder wegzublasen.
Die Schwäche der Sonne können wir uns nicht so einfach erklären (oder wir wollen es nicht erklären) aber der Wind ist ein Verbündeter den ich vergessen habe einzuweihen, und nicht gesagt habe wann er mich unterstüten soll.
Der nächste Absatz ist super formuliert.
"""Wie könnten wir erreichen, dass unsere Diskussionen vermehrt auf einer sauberen Theorie (Erkenntnis baut auf Erkentsnis auf) und nicht immer auf überlieferten Erfahrungen beruht?.....
Beispiel;Es gibt wirklich Studenten, angehende Manager die Wege suchen aus irgend welcher Literatur oder durch Erzählungen von Fachtheoretikern praktischen Wissens zu erfahren um dieses Wissen in ihr Vorgehen an der Basis zu integrieren, das geht nicht, denn nicht alle Unternehmen sind gleich!!.
Und im neuem Jahr gleich wieder eine blöde Frage von mir, kann ich Theorie abgleichen, sind Verhaltensmuster und Abläufe verschiedener Unternehmen eigendlich auf einen Nenner zu bringen, sollte dies möglich sein müsste ich Fragen stellen die abgleichbar sind für jeden vertretenen Bereich und für die unterschiedlichsten Kundenmuster und deren Anforderung.
Beispiel:
Momentan versuche ich mich (nebenher) mit einen ganz anderen Bereich, Lebensmittelverpackungen (nebenher die Hölle).Denn keiner weis wie es bis 2006 aussieht, werden wir ein deutsches Unternehmen das durch Österreicher Zertifiziert wurde und vieleich eine Verknüpfung mit der Lebensmittel Norm belegt wird, überhaubt durchkriegen?
Wie gesagt andere Unternehmen swie andere Produkte und andere Kunden erfordern immer umdenken. Es reicht nicht die Normen zu kennen, man muß bevorstehendes wittern und neue Wege gehen und nicht versuchen aus abgleichbarer Theorie eine Lebenserfahrunmg zu machen.
Überlieferten Erfahrungen haben nur den Sinn uns einen Weg zu zeigen, den wir aber selber pflaster müssen, manche haben einen holprigen, oder meinen Weg, wie der Weg des Lebens mit lauter Schlaglöchern, aber meine Devise umso tiefer die Löcher umso mehr kann ich daraus lernen, man muß halt sehn das man wieder über den Rand kommt.
mit neuhjahrsgrüßen vom bodensee
steffen.h.




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