Hallo Florian,
die Wahl der Analysewerkzeuge ist sicherlich abhängig von den Vorkenntnissen und Fähigkeiten der Beteiligten. Natürlich muss die Anwendung dann wieder so einfach sein, dass alle, die eine QRK führen, Abweichungen feststellen können.
Bei der Verteilungsanalyse gibt es verschiedene Tools, die Sinn machen. Eins alleine ist sicherlich zu wenig. Ein Histogramm liefert zwar einen ersten Eindruck, ist aber sehr stark von der Wahl der Balkenbreite abhängig und kann dadurch eine falsche Verteilungs-Entscheidung begünstigen. Insofern zeichne ich daneben auf jeden Fall eine geschätzte Normalverteilungsdichte zusätzlich ins Histogramm ein. Weitere informative und leicht anzugebende Grafiken sind Wahrscheinlichkeitsnetze und Boxplots.
Dann gibt es noch diverse Kennzahlen für die Normalverteilung, die aus den Daten berechnet werden und mit den wenn-Normalverteilung-vorliegt-Kennzahlen verglichen werden, einfach rein deskriptiv, ohne einen Test anzuwenden.
Tests auf Normalverteilung oder andere Verteilungen machen Sinn, wobei es leider nicht den besten Test gibt, so dass hier eine Auswahl aus möglichen Tests getroffen werden muss. Das ist nichts für Menschen ohne statistische Vorbildung, weil die Testtheorie zumindest in Grundzügen vermittelt werden muss, um einen guten Test auswählen zu können. Die Durchführung ist mit entsprechender Software-Unterstützung dann wieder einfach, genauso die Interpretation, wenn p-Werte miteinander verglichen werden (dieses p hat nichts mit einem Anteil zu tun, mehr dazu gibt es hier:
www.bb-sbl.de/tutorial/statistischetests/statistischetests.html )
Daneben sollten selbstverständlich immer auch praktische Überlegungen für die Wahl der besten Verteilung herangezogen werden (z. B. wenn ich schon weiß, dass die Messwerte schief verteilt sind oder eine Lebensdauer-Werte habe, etc.)
Zwei Beispiele für die Überprüfung der Normalverteilung findest Du hier:
www.bb-sbl.de/tutorial/verteilungen/uebe...ormalverteilung.html
Gerade beim zweiten Beispiel ist das Histogramm zwar nicht besonders gut, würde aber als alleinige Entscheidungsbasis die Normalverteilung durchaus noch akzeptieren.
Als Statistikerin verwende ich gerne empirische Dichteschätzungen mit Kernschätzern, weil die wesentlich informativer als Histogramme sind. Die Theorie dahinter ist aber ziemlich komplex, so dass das nichts für statistisch ungeschulte Mitarbeiter ist. Der Vorteil von empirischen Dichteschätzungen liegt darin, dass eben keine Verteilungsannahme vorgegeben wird, sondern eine Dichte aus den Daten berechnet wird. Da zeigen sich dann wesentlich deutlicher schiefe Verteilungen oder bimodale (zwei-höckrige) Dichten. Solche Berechnungen hab ich allerdings in noch keinem Qualitäts-Softwareprogramm gesehen, dafür braucht es schon ein richtiges Statistik-Programm. Und eine empirische Dichteschätzung ist auch nichts, was ich einer Firma mal eben so empfehlen würde

Langer Rede, kurzer Sinn:
Histogramm alleine reicht nicht, besser ist Histogramm, Wahrscheinlichkeitsnetz und Boxplot als grafische Tools, daneben ein Vergleich der Verteilungskennzahlen mit den Kennzahlen aus den Daten und Verteilungstests. Natürlich müssen bei einer Anwendung / Schulung die Vorkenntnisse berücksichtigt werden.
Viele Grüße
Barbara