Hi Florian,
Mitarbeiter wie Du und ich fand ich gut. Ich bin übrigens Statistikerin

Insofern finde ich es gut, wenn SPC oder andere statistische Methoden angewendet werden, allerdings sind statistische Sachen nur dann sinnvoll, wenn die Annahmen erfüllt sind.
Kontrollkarten sind statistische Tests, deshalb ist es immer wichtig zu schauen, ob die Voraussetzungen für die Tests erfüllt sind.
Dazu gehört auch die Untersuchung der Verteilung der Messwerte. Das muss nichts Wildes sein mit irgendwelchen Tests, es reicht schon sich ein Diagramm der Messwerte anzuschauen und zu gucken, wie die Abweichung der Werte vom Soll oder Mittelwert sind.
Wenn Du als Schätzung für die Streuung eines Prozesses die durchschnittliche Spannweite unterstellst, dann gehst Du davon aus, dass Deine Werte gleichverteilt sind. D. h. das Werte weit weg vom Mittelwert genauso wahrscheinlich sind wie Werte in der Nähe vom Mittelwert. Das halte ich für wenig erstrebenswert, schließlich sollte der Prozess doch "in der Mitte" liegen.
Natürlich hast Du recht, wenn Du sagst, dass es in Wirklichkeit keine Normalverteilung gibt (genauso wenig wie eine Gleichverteilung). Aber es gibt den Zentralen Grenzwertsatz. Der Mittelwert von Messwerten, die unabhängig voneinander sind, den gleichen erwarteten Wert und eine konstante Varianz haben, sind (annähernd) normalverteilt. Das ist auch der Grund, warum die Normalverteilung so gerne genommen wird - es stimmt bei messbaren Größen ziemlich oft.
Gerade wenn der Unterschied zwischen Signal und Rauschen so gering ist, sollte er nicht durch die unpassende Wahl einer Verteilung quasi unsichtbar werden.
Ziel bei der Wahl der Grenzen ist nicht, dass sie möglichst weit oder möglichst nah sind, sondern dass sie für den Prozess möglichst gut passen, um ein zu frühes oder zu spätes Eingreifen zu verhindern. Da stimme ich Dir absolut zu: Dann sind sie ein wirklich gutes Mittel, um Prozesse anschaulich zu kontrollieren.
Viele Grüße
Barbara