Hallo Silke,
es ist schon lustig, denn ich kenne dein Problem eher umgekehrt: Viele Firmen wollen die Entwicklung ausschließen und der Auditor ist dagegen weil er sieht, dass Tätigkeiten aus 7.3 vorhanden sind.
Zu deiner Frage: Es gibt keine Vorschrift, die die Möglichkeit von Ausschlüssen regelt. Die einzige Frage lautet: Werden im Unternehmen Tätigkeiten durchgeführt, die den Forderungen des Abschnittes 7.3 entsprechen? Wenn das der Fall ist, ist 7.3 doch automatisch NICHT ausgeschlossen, da kann der Auditor auch nichts gegen tun.
Natürlich gibt es unterschiedliche Meinungen dazu. Wenn man sich mit der Problematik beschäftigt, muss man natürlich die spezifischen Gegebenheiten eines Dienstleisters berücksichtigen.
Der Fehler den der Auditor macht ist der, dass er den Normbegriff "Entwicklung" zu technisch sieht und damit Tätigkeiten wie Konstruktion, Forschung und Entwicklung im klassischen Sinne verbindet.
Klar, dass ihr als Dienstleister solche Vorgänge nicht habt.
Ein Ausschluß bedeutet ja nicht "es gibt zwar einen Bereich Entwicklung, wir zertifizieren ihn aber nicht" sondern "In unserer Firma gibt es definitiv keine Entwicklung".
Vermutlich wird es in eurem Handbuch auch keinen Abschnitt zu diesem Thema geben, da bei Dienstleistern in der Regel die Normabschnitte 7.2 und 7.3 zusammengefasst werden. Die Konzeptionierung findet ja im Rahmen der Vertragsgestaltung statt. Wenn ein Angebot erstellt wird ist die "Entwicklung" ja schon so gut wie abgeschlossen.
Daran sieht man übrigens auch, dass es (gerade bei Dienstleistern) wichtig ist, das Handbuch nach den tatsächlichen Prozessen zu gliedern und nicht nach den Normabschnitten.
In einem rein praxisorientierten Handbuch dürfte sich die Frage nach Ausschluß von Normelementen eigentlich von selber beantworten.
Ich würde mich von dem Auditor nicht beirren lassen. Schließlich ist es EUER QM-System! Wenn ihr etwas wichtiges weglassen würdet, könnte ich es ja noch verstehen, dass der Auditor nicht einverstanden ist.
Ich bin selbst Auditor eines Zertifizierers. Wir haben mehrere hundert Dienstleister als Kunden und KEIN EINZIGER hat 7.3 ausgeschlossen!

Beste Grüße
Manuel

Hallo Manuel,
in unserem jetzt neu bestehenden Handbuch ist der Bereich 7.3. Entwicklung enthalten und bezieht sich ausschließlich auf die Projektierung (was bei uns häufiger vorkommt und worin ich ganz klar eine Entwicklungstätigkeit sehe).
Besonders lustig ist bei uns jedoch folgende Tatsache:
der von uns zuerst kontaktierte Prüfer mahnte an, daß wir den Bereich Entwicklung eben NICHT ausschließen könnten, wie bis dato geschehen (es handelt sich bei uns um Rezertifizierung von 9001/1994), da es eben DOCH eine Entwicklungstätigkeit gebe....
Ich verfaßte das Kapitel 7.3. komplett neu und paßte es unseren Strukturen an !
dann gab es einen Wechsel des Prüfers -
der Nachfolger besah sich das frisch nach 2001 überarbeitete Handbuch und bemerkte, wir hätten 7.3. auszuschließen, da er von unserer Seite keine Entwicklungstätigkeit im ISO Sinne erkennen könne....
Also da stellt sich dem geneigten Kunden und Zertifikatsanwärter doch die Frage....
mit verwirrten Grüßen
Silke

Hallo Silke
Wer kein eigenes Produkt/Dienstleistung herstellt, braucht keine Entwicklung. Projektierungen sind meiner Meinung nach keine Produkte. Wenn Ihr Dienstleistungen als Methode entwickelt, und diese dann in der Form verkauft, kann man von Entwicklung sprechen. Einen Auftrag als Projekt aufzubauen ist laut ISO9001 keine Entwicklung.
Projekte können auch im Projektmanagementumfeld (Verbesserungsprozesse) beschrieben werden.
Wäre es für Dich nicht einfacher 7.3 auszuschliessen und die vorhandenen Beschreibungen zur Projektierung trotzdem zu verwenden?
Gruss Florian


qm-online.ch