Bitte nicht erschrecken, Metin,
ein gutes Stück weiter werden Sie kommen mit folgenden Adressen:
www.six-sigma.de
www.six-sigma.com
Gehören Sie zur typischen Kundschaft der Unternehmensberater? Damit meine ich
a) tiefer Glaube: "Die richtige Methode bringt den Erfolg",
b) kein Erinnerungsvermögen, um abgestandenen Wein in neuen Schläuchen erkennen zu können,
c) nicht mehr als 1 Minute 30 Sekunden zum Durchdenken von Sachverhalten,
d) tiefer Glaube: "Die Anwendung der neuesten Managementmethode hat immer nur die beschriebenen Wunsch-Wirkungen und niemals irgendwelche Nebenwirkungen oder gar Risiken",
e) tiefer Glaube, "wenn etwas nicht so funktioniert wie gedacht, dann sind immer die unfähigen Mitarbeiter Schuld"?
Wenn ja,
dann würde ich Ihnen Honig um's Maul schmieren, Ihre Durchsetzungsfähigkeit bewundern und mit Ihnen auf Mitarbeiter schimpfen. Denn täte ich das nicht, bekäme ich keinen Auftrag von Ihnen.
Ich würde ferner nur in abstrakten Begriffen auf Wolkenhöhe 17 mit Ihnen reden, denn jeder Bezug zur konkreten Praxis wäre für Ihre geistigen Höhenflüge wie eine kalte Dusche.
Es ist nun mal so, die Unternehmensberater, mit 1er Noten frisch von der Universität ins Beratungsunternehmen geholt, mit horrenden Gehältern ausgestattet, die können in die zu beratenden Firmen keinen Jack Welch transportieren, nicht mal seine Art, sondern nur eine Methode.
Die müssen so tun, als brächte allein die Methode den Erfolg. Als sei ihr Gesprächspartner der perfekte Anwender der Methode, und sie müssen ihm Honig um's Maul schmieren wie eben geschildert, damit er ja nicht zweifelt.
Und ich würde nur daran denken, wie Ihre Mitarbeiter Sie als Führungskraft ablehnen und als methodokratischer Manager nur solange ertragen, bis sie zu einer besseren Chance flüchten können. Wie Sie bis dahin gegen den Widerstand Ihrer Mitarbeiter, nein, Gegenarbeiter kämpfen, den Sie selbst geschürt haben, wie Sie deshalb nur Minderergebnisse erreichen können.
Wenn nein,
a) dann schauen Sie mal unter dem Stichwort "Total Quality Management" nach. Da finden Sie fast alles, was Sie heute im Schlauch mit der Aufschrift "Six Sigma" finden.
b) Dann rege ich an zu fragen, wie viel des sagenhaftes Erfolges von Jack Welch nicht auf die Methode Six Sigma an sich zurück geht, sondern auf seine persönliche Einstellung zur Arbeit, zu seinen Mitarbeitern, zur Zukunft der General Electric, auf seine Konsequenz, auf seine Härte auch gegen seine eigene Bequemlichkeit. Alles Elemente, die ihn gegenüber seinen Mitarbeitern aller Leitungsebenen Glaubwürdig werden ließ, so daß man ihn als Vorbild anerkennen konnte - und auch keine Entschuldigung mehr hatte: "Ach, was der schon wieder von uns fordert. Er selbst an unserer Stelle könnte oder wollte es ja doch nicht, warum soll ich einen Finger krumm machen? Nein, aber für das unvermeidbare Donnerwetter suche ich mir schon mal Sündenböcke unter meinen Mitarbeitern."
c) Würde ich Sie über die rationalen zwischenmenschlichen Zusammenhänge informieren, wie Sie das Vertrauen Ihrer Mitarbeiter gewinnen, so daß diese ihre hohen geistigen Qualifikationen von heute anwenden, um mit Ihnen zu denken und nicht gegen sie, wie Sie Miteinander schaffen und dann bessere Ergebnisse erzielen als Ihre Konkurrenten (innerbetrieblich oder im Markt). Ich würde Ihnen die persönlichen Erfolgsfaktoren eines Jack Welch von heute oder eines Werner von Siemens vor 150 Jahren vermitteln (oder auch die eines Moses, eines Jesus Christus oder eines Mohammeds, denn diese Erfolgsfaktoren sind älter als der Koran oder die Bibel, sie sind so alt, wie wir Menschen gesellig leben, und das taten unsere Urahnen schon, bevor sie lernten, aufrecht zu gehen und begrifflich zu sprechen und zu denken (Intellekt)). Erfolgsfaktoren, die unbequem sind, weil sie Konsequenz verlangen, Wertschätzung der eigenen Mitarbeiter und Härte gegen die eigene Bequemlichkeit. Auf Dauer erfolgreich kann nur eine Führungskraft sein, die sich für die gemeinsame Sache härter einsetzt, als sie es von ihren Mitarbeitern verlangt. Denn sie selbst ist die 100\%-Meßlatte, und kein vernünftiger Mensch setzt sich für die gemeinsame Sache härter ein als sein Chef. Eine Führungskraft ist ihren Mitarbeitern entweder eine Entlastung, oder eine Belastung für die Bilanz. Oder wie der Alte Fritz: "Ich bin der erste Diener meines Staates," oder Edmund Stoiber: "Ich will der erste Angestellte Bayerns bleiben."
d) Wie Sie mit diesen Erfolgsfaktoren aus so gut wie jeder Methode einen Erfolg machen können. Weil Sie Miteinander geschaffen haben, weil Sie nicht bloß ein methodokratischer Manager sind, sondern eine eche Führungkraft, der man gerne folgt.
So, das war mein heutiger 5-Minuten-Blitzkurs "Zwischenmenschliche Grundlagen des Erfolgs im Qualitätsmanagement"...
Ich hoffe, Metin, falls Sie nicht schon einen guten kritischen Abstand zu den amerikanischen Wundermethoden hatten, Ihnen diesen vermittelt zu haben.
Viel Spaß auf Ihrem weiteren Weg!
Wolfgang Horn
P.S. Zum Unfug der Methodokratie. Ich habe da eine bitterböse Glosse über das Kaleidoskopspiel, wie man Belanglosigkeiten vernebelt, in Stücke herunterbricht, bis keiner mehr den Zusammenhang versteht, diese Stücke dann immer wieder neue arrangiert und "Ahs" und "Ohs" erntet und das Ganze aufbauscht zur Erfolgsmethode. Das ist die Methode hinter all den Managementmodewellen.
Mail an mich, Glosse kommt zurück.