Hallo zurück, Kati,
so sehr die Prozesse die Arten und Weisen sind, in der die Leute arbeiten und zusammenarbeiten, so sehr gilt die Regel: "Die Arbeiter wissen über die Prozesse mehr als jeder andere. Bei weitem mehr als jeder Besserwisser."
Aber häufig fällt ihnen die Formulierung eines Prozesses so schwer, wie Ihnen es schwer fällt, die Kunst das Fahrradfahrens als nachvollziehbare Anleitung zu Papier zu bringen.
Zu unserem Leidwesen gibt's Besserwisser wie mich, die das, was die Praktiker nicht formulieren können, in hochgestochen klingenden Worten verschlüsseln wie "Gleichgewichtssinn". Im Prinzip richtig, natürlich braucht der Fahrradfahrer einen Gleichgewichtssinn, aber verabreichen wir den in Tabletten oder in flüssiger Form?
Weil wir Besserwisser diese letzte Frage gern nicht stellen, erschweren wir allen die Arbeit, brüsten uns aber trotzdem, den Prozeß beschrieben zu haben.
Folgerung: Bitte vermeiden Sie die verlockende Falle, Prozeßmanagement als eine Methode zu verstehen, wo Spezialisten am grünen Schreibtisch die Prozesse perfektionieren und dann unter die Leute bringen.
Wer Angst um seinen Arbeitsplatz hat, wird natürlich ergeben "jawoll!" sagen.
Aber diese Prozesse sind trotzdem so sehr Schrott, wie sich eine Kinderzeichnung nicht als Konstruktionsunterlagen für ein neues Flugzeug eignet.
Sondern gehen Sie zu den Wertschöpfenden. Beschreiben Sie mit denen zusammen die Prozesse.
Und dann simulieren Sie, was alles schief gehen könnte. Informieren Sie sich über die FMEA, die Fairlure Mode and Effect Analysis, und wenden Sie die auf den Prozeß an.
Und dann auf mehrere Prozesse gleichzeitig, weil, wenn jeder Radfahrer seinen Prozeß beschrieben hat, heißt das noch lange nicht, daß auch alle auf der rechten Straßenseite fahren und auf Kreuzungen sich auch flott einigen und Unfälle vermeiden können.
Ciao
Wolfgang Horn