Hi, Florian,
"Ich denke auch, dass alle Mitarbeiter Verantwortung tragen, wenn auch nicht für die gleichen Resultate."
Du sprichs da zwar ein sehr häufig zu hörendes Wort, das aber ein Irrtum ist.
B e g r ü n d u n g :
Erstens: Verantwortung ist unteilbar. Wer sie teilt, wird später erleben, daß immer der andere Schuld gehabt habe, und schon vorher erlebt er das Gewürge der Absicherungsmaßnahmen für das anstehende Schwarzer-Peter-Spiel.
Zweitens: "Die heilige Dreieinigkeit Aufgabe, Kompetenz und Verantwortung (AKV)" In jeder Delegation muß der Delegierende AKV als Einheit delegieren: Er kann nur dem eine Aufgabe geben, dem er zugleich auch die Verantwortung für deren Erledigung gibt - und sicherstellt, daß diese Person auch die Kompetenzen hat wie Fähigkeiten, Mittel und Befugnisse.
Folgerung: Für wettbewerbsfähige Ergebnisse d a r f nur eine einzige Person verantwortlich gemacht werden, notfalls ein Gremium gleichberechtigter Personen (Gesellschafter, demokratisch gewählter Vorstand einer Genossenschaft).
Wer die Belegschaft verantwortlich erklärt für bestmögliche Ergebnisse, wem nimmt er diese Verantwortung? Oder spricht er nur eine Sprechblase, die keiner wirklich ernst nehmen soll?
Und wenn er es ernst meinte, welche Befugnisse gibt er der Belegschaft, damit sie ihrer Verantwortung gerecht werden kann?
Zu Deinem zweiten Einwand: "Weiter bin ich dagegen, dass ein Bereichsverantwortlicher nur "seinen" Bereich fördert. Jeder muss die ganze Firma im Visier haben. Will ich in meiner Abteilung etwas zur Verbesserung umsetzen, darf dies in anderen Bereichen keine Probleme schaffen."
Teilweiser Widerspruch: Jeder Resultatverantwortliche muß "Zukunft und Wachstum meines Verantwortungsbereiches" für wichtiger nehmen als alles andere.
Wir können niemandem die Verantwortung geben für bessere Ergebnisse des benachbarten Verantwortungsbereiches, denn wir können die zugehörigen Befugnisse nicht doppelt vergeben.
Der Entwicklungsleiter muß "Zukunft und Wachstum für meine Entwicklungsabteilung" für wichtiger nehmen als alles andere.
Der Vertriebsleiter dasselbe für seinen Vertrieb.
Deren gemeinsame Führungskraft, in meiner fiktiven nuts&Bolts GmbH der Geschäftsführer, Herr König, muß dafür sorgen, daß keiner der Abteilungsleiter seine Aufgabe erfüllt auf Kosten der Nachbarabteilung. Die Aufgabe, dies Miteinander unter den Abteilungen zu schaffen, ist die Aufgabe von Herrn König und von niemand anderem.
Aus denselben Gründen wie oben: AKV. Jede Verletzung von AKV schadet der Produktivität, dem Betriebsergebnis, den Gewinnen und den Arbeitsplätzen.
Wer AKV verletzt, muß darlegen, wie die Vorteile der Verletzung die Schäden überwiegen.
Damit ist auch geklärt, wie die Resultatveranwortung aufgeteilt werden kann auf Teilresultatverantwortungen: Jeder Resultatverantwortliche braucht nur seine Aufgabe ernst zu nehmen und zu tun.
Wer sein Unternehmen dagegen organisiert, indem er die Verantwortung nicht nach Resultaten vergibt, sondern für andere Kriterien "X", der wird erleben, daß die X-Verantwortlichen X fördern, wie es eben ihre Aufgabe ist, und dafür die Zukunft opfern. Er verliert sein Unternehmen.
Er kann sein Vermögen auch gleich dem Finanzamt schenken, das ist schmerzloser.
Ciao und fröhliches Wochenende
Wolfgang