Hi, Vivian, hi, Tim,
danke, das Zitat von Morgenstern habe ich meiner wachsenden Sammlung einverleibt.
"Man versteht das Künstliche gewöhnlich besser als das Natürliche. Es gehört mehr Geist zum Einfachen als zum Komplizierten." (Novalis)
"Wie ein Narr sterben, heißt, von zu vielem Denken sterben." (Baltasar Gracian)
Wenn es eine "Erbsünde der Intellektuellen" gibt, dann wäre diese wohl: "Hemmungslose Überschätzung des Komplizierten und Künstlichen, verbunden mit hemmungsloser Verachtung des Simplen"
Alle herausragenden Leistungen sind schwer. Sonst würden wir sie nicht "herausragend" nennen.
Aber insbesondere Intellektuelle, insbesondere die in unserem Lande der Dichter, Denker, Bürokraten und Besserwisser - und die verführten - meinen gern, die Schwere müsse in der Kompliziertheit bestehen.
Vielleicht, weil uns das Lösen von Integralen so viel schwerer fiel als der Sprung über das Pferd im Sportunterricht.
Vielleicht, weil in der Schule der Lehrplan mit Kompliziertem so gerammelt voll ist, daß für die simplen Dinge keine Zeit mehr ist. Vielleicht, weil das Komplizierte leichter abzufragen ist.
Aber diese Gleichsetzung von "schwer" und "kompliziert" ist nicht immer richtig. Wer keine Ausnahme kennt, überlege sich, wie simpel im Prinzip die Entwöhnung von Nikotin sein könnte. Man braucht "bloß" die nächste Zigarette stecken zu lassen.
Aber genau das ist schwierig.
Sortieren wir die Hindernisse auf unserem Weg in "simpel-schwer" und "kompliziert-schwer", dann haben wir die kompliziert-schweren ausgeräumt, als als größte Trümmer übrig geblieben sind die vom ersten Typ - und unsere tolle hochkomplizierte Ausbildung hilft da kaum weiter.
Vivian, Du hast schon angefangen, die Graswurzelprozesse in Deinem Unternehmen zu beobachten. Und eben nicht zu unterstellen, daß das, was Du klug tust, auch alle anderen genauso klug tun. Du ärgerst Dich über die Unterschiede in den Ergebnissen, weil Du nach Deiner klugen Denkweise zu anderen Folgerungen gekommen bist als andere nach deren Denkweisen, die sich auch für selbstverständlich und klug halten.
[Donnerstimme on]Messen, meine Damen und Herren, explizit machen, messen und beweisen, das ist der Erfolgsweg der Qualitäter!! [Donnerstimme off]
Oder?
: : wir kommen immer wieder zu der Erkenntnis, dass wir mit unserer Arbeit und unserem Engagement immer wieder an Banalitäten scheitern.
Ja, zu einer der schwersten Banalitäten gehört die Frage: "Wie überzeuge ich meinen Chef, daß seine Lieblingsmeinung falsch ist?" Wer das kann, dem ist das Führen seiner Mitarbeiter ein Simples und auch ein Leichtes, verglichen mit seinen Konkurrenten.
: Sodele, fürs erste genug dummgepupt,
Ciao
Wolfgang Horn