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TOPIC: Zertifizierung der Verwaltungsprozesse im Betrieb

Re: Zertifizierung der Verwaltungsprozesse im Betrieb 21 years 5 months ago #21980

  • Ein Luftsportler
  • Ein Luftsportler's Avatar
Hallo nach Büren (ich konnte als Luftsportler nicht umhin, die Emailadresse zu erkennen),
die DIN EN 9100 haben wir bei meinem Arbeitgeben letztes Jahr abgearbeitet.
Wenn Sie zum Bereich Luftfahrt gehören (davon gehe ich mal aus, wenn es um die 9100 geht), dann sehe ich da für Sie gar kein Problem.
Sie haben laut Homepage eh schon
- DIN EN ISO 9001 (inzwischen sowieso :2000).
- JAR-145
- JAR-21G
- QSF-B
Damit sind die ganzen Anforderungen der 9100 eigentlich schon lange abgedeckt und auch zertifiziert(!). Bei der Liste von Zulassungen verstehe ich nicht ganz, wer da nochmal die 9100 zertifiziert haben will. Die JAR- Audits sind mit Sicherheit "härter".
Viele Grüße

: Hallo Kollegen,
: ich habe die Aufgabe, die bei uns angewandten Verwaltungsprozesse in das bestehende QM-System zu integrieren. Ich habe mich dahingehend mit unserem Leiter Verwaltung zusammengesetzt und bemerkt, dass die Darstellung beliebig kompliziert gemacht werden kann.
: Nun die Frage: Kennt jemand die Minimalanforderungen, die man für eine Zertifizierung (EN 9100) benötigt oder kann mir jemand ein Prozessmodell zur Verfügung stellen?
: Ciao,
: Guido




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Re: Zertifizierung der "Graswurzelprozesse"​? 21 years 5 months ago #21981

  • WolfgangHorn_
  • WolfgangHorn_'s Avatar
Hi, Frank,
: Eben. Diese Prozesse kannst Du eben nicht in Ablaufdiagramme und Arbeitsanweisungen fassen.
Doch.
Ein Beispiel für "wenn-dann": Wer in der Entscheidungsfindung im Team konsequent erst die Fakten diskutiert und erst danach die Meinungen, der kommt schneller zu besseren Entscheidungen.
Ein zweites Beispiel: Wer erst Einigkeit und dann gemeinsam entscheidet, der kommt auch eher zum Ziel als sein Konkurrent, der erst eine Entscheidung herbeiführen und dann Einigkeit schaffen will.
Diese Teile der Anleitung zum Handeln sind eigentlich eine Banalität.
Sie sind unnötig, wo ein Teamleiter erst Miteinander schafft und dann mit seinen Mitarbeitern die Mühen minimiert. Sofern der Teamleiter nicht verführt ist von Wunderlehren, die ihm verkauft haben, er könne große Wunder in kurzer Zeit erreichen.
Der Beststeller dazu hat wohl die größte Auflage aller Bücher weltweit - die Bibel. Auch die Bhagavat-Gita und andere Bücher, die schon die Weisen unter unseren Vorfahren für so wichtig hielten, daß sie diese zum heiligen Buch erklärten.
Allerdings muß man die Anleitungen zum Handeln fast kennen,um sie wieder entdecken zu können.
Und die eigentliche Schwierigkeit ist diesselbe, die wir im Forum jede Woche erneut schmerzhaft feststellen: Das "Wasch mich, aber mach mich nicht naß-Syndrom", die Inkonsequenz, Kurzsichtigkeit, selbstbeschränkter Horizint, Ignoranz gegenüber den Nebenwirkungen seines Tuns und Lassens.
Besonders gut funktioniert die Stärkung der bereits Klugen, damit sie ihre Art besser verteidigen und begründen können, wie die Mühen sich lohnen.
Ciao
Wolfgang Horn



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Re: Zertifizierung der "Graswurzelprozesse"​? 21 years 5 months ago #6442

  • Vivian_
  • Vivian_'s Avatar
Hallo Wolfgang, hallo Frank,
wir kommen immer wieder zu der Erkenntnis, dass wir mit unserer Arbeit und unserem Engagement immer wieder an Banalitäten scheitern.
Es scheint mir fast so, als ob diese Banalitäten keine Banalitäten mehr sind. Müssen wir Selbstverständlichkeiten, das ganz Normale, neu erlernen? Viele Menschen denken an etwas, wenn sie etwas tun, jedoch denken sie nicht über etwas nach.
Für mich ist es selbstverständlich, bei der Problemlösung mit sachlichen Argumenten zu arbeiten, diese zu bewerten und die Folgen zu simulieren (wenn auch häufig nur im Kopf). Wie viele treffen jedoch ihre Entscheidungen anhand von oberflächlichen Faktoren?
Für mich war und ist es selbstverständlich, dass ich jeden Mitarbeiter, dem ich am Tag begegne, begrüße - für einen meiner GF's ist dies nicht mehr selbstverständlich. Es gibt zig Angebote zu Benimm-Kursen und Selbsthilfe-Büchern, man kann sich einen persönlichen Coatch leisten - das Geschäft boomt - und dass alles nur um Selbstverständlichkeiten als Motivationsfaktoren und Erfolgsgeheimnisse neu zu entdecken. Wo leb' ich denn? Wohin entwickelt sich unsere ganze Gesellschaft - zum glattgebügelten Mittelmaß?
Für mich ist es selbstverständlich, dass ich einem älteren Menschen in der Bahn meinen Platz einräume - unserem Nachwuchs sind solche Regeln fremd.
Heute Morgen ist mir ein Schüler bei Glatteis direkt vor das Auto gelaufen um die Straße zu überqueren. Ich hätte mir in dem Alter überlegt, dass der Autofahrer es nicht mehr schaffen könnte und ich mein Leben riskiere. Heute muss ich aufpassen, dass mir nicht noch die Autotür aufgerissen wird, wenn ich hupe.
Im Fernsehprogramm ist schlechtes und völlig abgedrehtes Benehmen hipp. Nur wer sich durch Exibitionismuss oder andere kranke Verhaltensweisen auszeichnet, wird ein Star.
In den Mathematikbüchern der 9. und 10. Klassen Aufgaben gefunden nach dem Motto: "Schätzen Sie das Ergebnis und diskutieren Sie anschließend mit ihrem Lehrer"
Mir wird schlecht.
Was beschweren wir uns, wenn sich viele unserer Führungskräfte nach diesem Kulturverlust beugen. Kulturverlust und Mittelmaß sind allgegenwärtig, in jedem Bereich unseres Lebens. Mittelmaß ist bequem und unkompliziert. Die Egalisierung unserer Werte, auch der nicht so unrealistischen christlichen Werte (kommt mir als Atheistin schwer über die Lippen), greift um sich. Die paar herausragenden Ausreißer werden statistisch und medial geglättet.
Was wundern wir uns über die Führungskultur in vielen Unternehmen? Wenn ich mir die nachfolgenden Mc-Donald und Superstar-Generationen anschaue, wird mir Angst und Bange.
Der Kulturverlust kommt mir ist OstDtl. besonders krass vor. Ich war zur Wende gerade volljährig - wenn ich meine Generation mit der jetzt gerade volljährigen Generation vergleiche - die Wertvorstellungen, Erziehung, Bildungsniveau und soziales Verhalten - komme ich mir vor wie eine steinalte eingestaubte Knigge-Oma.
Jetzt ist mir wie Auswandern. Aber der Mars wird ja demnächst auch besetzt.

Gruß

Vivian





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Zertifizierung der "Graswurzelprozesse"​? 21 years 5 months ago #6445

  • TimGerdes_
  • TimGerdes_'s Avatar
Hallo Vivian

: wir kommen immer wieder zu der Erkenntnis, dass wir mit unserer Arbeit und unserem Engagement immer wieder an Banalitäten scheitern.
Ich kann Dich ja irgendwie verstehen, nicht aber Deine, ausschließlich auf die heutige Zeit bezigene Kritik.
"Das von selbst Verständliche wird gemeinhin am gründlichsten vergessen und am seltensten getan."
Christian Morgenstern (*1805 - +1867)
Das Problem ist allso schon etwas länger bekannt. ;-)
Aber nicht verzweifen, sondern sich freuen, dass man selber etwas klüger ist und über den Tellerrand hinausschauen kann.
Letzten Endes kann es immer nur darum gehen, Unzulänglichkeiten als Herausforderung und als spannende Aufgabe zu begreifen. Daraus kann sich dannauch ein Selbstverständnis und ein Weltbild entwickeln, das zu vermehrter Lebensfreude und zu vermehrtem Erfolg (privat wie beruflich) führen kann.
Sodele, fürs erste genug dummgepupt,
Aufmunternde Grüße aus einem Paderborn, in dem z.Zt. wunderschönerweise Schnee fällt,
Tim
www.gerdes-consulting.de




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Schwere und Kompliziertheit 21 years 5 months ago #6447

  • WolfgangHorn_
  • WolfgangHorn_'s Avatar
Hi, Vivian, hi, Tim,
danke, das Zitat von Morgenstern habe ich meiner wachsenden Sammlung einverleibt.
"Man versteht das Künstliche gewöhnlich besser als das Natürliche. Es gehört mehr Geist zum Einfachen als zum Komplizierten." (Novalis)
"Wie ein Narr sterben, heißt, von zu vielem Denken sterben." (Baltasar Gracian)
Wenn es eine "Erbsünde der Intellektuellen" gibt, dann wäre diese wohl: "Hemmungslose Überschätzung des Komplizierten und Künstlichen, verbunden mit hemmungsloser Verachtung des Simplen"
Alle herausragenden Leistungen sind schwer. Sonst würden wir sie nicht "herausragend" nennen.
Aber insbesondere Intellektuelle, insbesondere die in unserem Lande der Dichter, Denker, Bürokraten und Besserwisser - und die verführten - meinen gern, die Schwere müsse in der Kompliziertheit bestehen.
Vielleicht, weil uns das Lösen von Integralen so viel schwerer fiel als der Sprung über das Pferd im Sportunterricht.
Vielleicht, weil in der Schule der Lehrplan mit Kompliziertem so gerammelt voll ist, daß für die simplen Dinge keine Zeit mehr ist. Vielleicht, weil das Komplizierte leichter abzufragen ist.
Aber diese Gleichsetzung von "schwer" und "kompliziert" ist nicht immer richtig. Wer keine Ausnahme kennt, überlege sich, wie simpel im Prinzip die Entwöhnung von Nikotin sein könnte. Man braucht "bloß" die nächste Zigarette stecken zu lassen.
Aber genau das ist schwierig.
Sortieren wir die Hindernisse auf unserem Weg in "simpel-schwer" und "kompliziert-schwer", dann haben wir die kompliziert-schweren ausgeräumt, als als größte Trümmer übrig geblieben sind die vom ersten Typ - und unsere tolle hochkomplizierte Ausbildung hilft da kaum weiter.
Vivian, Du hast schon angefangen, die Graswurzelprozesse in Deinem Unternehmen zu beobachten. Und eben nicht zu unterstellen, daß das, was Du klug tust, auch alle anderen genauso klug tun. Du ärgerst Dich über die Unterschiede in den Ergebnissen, weil Du nach Deiner klugen Denkweise zu anderen Folgerungen gekommen bist als andere nach deren Denkweisen, die sich auch für selbstverständlich und klug halten.
[Donnerstimme on]Messen, meine Damen und Herren, explizit machen, messen und beweisen, das ist der Erfolgsweg der Qualitäter!! [Donnerstimme off]
Oder?
: : wir kommen immer wieder zu der Erkenntnis, dass wir mit unserer Arbeit und unserem Engagement immer wieder an Banalitäten scheitern.
Ja, zu einer der schwersten Banalitäten gehört die Frage: "Wie überzeuge ich meinen Chef, daß seine Lieblingsmeinung falsch ist?" Wer das kann, dem ist das Führen seiner Mitarbeiter ein Simples und auch ein Leichtes, verglichen mit seinen Konkurrenten.
: Sodele, fürs erste genug dummgepupt,
:-)

Ciao
Wolfgang Horn



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Re: Zertifizierung der "Graswurzelprozesse"​? 21 years 5 months ago #21982

  • Vivian_
  • Vivian_'s Avatar
Hallo Wolfgang, hallo Frank,
wir kommen immer wieder zu der Erkenntnis, dass wir mit unserer Arbeit und unserem Engagement immer wieder an Banalitäten scheitern.
Es scheint mir fast so, als ob diese Banalitäten keine Banalitäten mehr sind. Müssen wir Selbstverständlichkeiten, das ganz Normale, neu erlernen? Viele Menschen denken an etwas, wenn sie etwas tun, jedoch denken sie nicht über etwas nach.
Für mich ist es selbstverständlich, bei der Problemlösung mit sachlichen Argumenten zu arbeiten, diese zu bewerten und die Folgen zu simulieren (wenn auch häufig nur im Kopf). Wie viele treffen jedoch ihre Entscheidungen anhand von oberflächlichen Faktoren?
Für mich war und ist es selbstverständlich, dass ich jeden Mitarbeiter, dem ich am Tag begegne, begrüße - für einen meiner GF's ist dies nicht mehr selbstverständlich. Es gibt zig Angebote zu Benimm-Kursen und Selbsthilfe-Büchern, man kann sich einen persönlichen Coatch leisten - das Geschäft boomt - und dass alles nur um Selbstverständlichkeiten als Motivationsfaktoren und Erfolgsgeheimnisse neu zu entdecken. Wo leb' ich denn? Wohin entwickelt sich unsere ganze Gesellschaft - zum glattgebügelten Mittelmaß?
Für mich ist es selbstverständlich, dass ich einem älteren Menschen in der Bahn meinen Platz einräume - unserem Nachwuchs sind solche Regeln fremd.
Heute Morgen ist mir ein Schüler bei Glatteis direkt vor das Auto gelaufen um die Straße zu überqueren. Ich hätte mir in dem Alter überlegt, dass der Autofahrer es nicht mehr schaffen könnte und ich mein Leben riskiere. Heute muss ich aufpassen, dass mir nicht noch die Autotür aufgerissen wird, wenn ich hupe.
Im Fernsehprogramm ist schlechtes und völlig abgedrehtes Benehmen hipp. Nur wer sich durch Exibitionismuss oder andere kranke Verhaltensweisen auszeichnet, wird ein Star.
In den Mathematikbüchern der 9. und 10. Klassen Aufgaben gefunden nach dem Motto: "Schätzen Sie das Ergebnis und diskutieren Sie anschließend mit ihrem Lehrer"
Mir wird schlecht.
Was beschweren wir uns, wenn sich viele unserer Führungskräfte nach diesem Kulturverlust beugen. Kulturverlust und Mittelmaß sind allgegenwärtig, in jedem Bereich unseres Lebens. Mittelmaß ist bequem und unkompliziert. Die Egalisierung unserer Werte, auch der nicht so unrealistischen christlichen Werte (kommt mir als Atheistin schwer über die Lippen), greift um sich. Die paar herausragenden Ausreißer werden statistisch und medial geglättet.
Was wundern wir uns über die Führungskultur in vielen Unternehmen? Wenn ich mir die nachfolgenden Mc-Donald und Superstar-Generationen anschaue, wird mir Angst und Bange.
Der Kulturverlust kommt mir ist OstDtl. besonders krass vor. Ich war zur Wende gerade volljährig - wenn ich meine Generation mit der jetzt gerade volljährigen Generation vergleiche - die Wertvorstellungen, Erziehung, Bildungsniveau und soziales Verhalten - komme ich mir vor wie eine steinalte eingestaubte Knigge-Oma.
Jetzt ist mir wie Auswandern. Aber der Mars wird ja demnächst auch besetzt.

Gruß

Vivian





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