: Hallo Herr Schrenker,
: das ich den Punkt 5.5.3 gestern in einem öffentlichen Forum vergessen konnte, hat mich letzte Nacht fast um den Schlaf gebracht. Natürlich wurde in der neuen 9001 mitgedacht.
: Was erwarten Sie als Auditor von einem Unternehmen zur Umsetzung dieser Forderungen?
: Die QM-Kollegen, die ich kenne, setzen diese Forderung in visualisierte Daten und in Mitarbeiterversammlungen vorgestellte Statistiken zur Entwicklung konkreter Kennzahlen um. Es werden Beratungsprotokolle zu QM-Zirkeln und anderen qm-internen Meetings vorgelegt. Das war es dann auch schon.
: Ich schlage mich jedoch in unserem "handlichen" Unternehmen mit dem Problem herum, dass die GL nicht mehr mit Ihren Führungskräften und Mitarbeitern in ausreichendem Maß kommuniziert. Die 2. Führungsebene wird auch so ganz langsam in diesen "Strudel" hineingezogen und kommuniziert auch immer seltener ergebnis- und zielorientiert miteinander.
: Es werden sich Kommunikationswege und -verluste wie bei einem Großkonzern geleistet und das oft aus dem menschlichen Unvermögen heraus, aufeinander zuzugehen. Daraus resultieren auch die unter dem Thema "Mitarbeitergespräche" diskutierten Fakten.
: Meiner GL müsste ich noch sagen: "Wenn sie einen MA mit der Angebotsverfolgung beauftragen, müssen sie ihm den Ansprechpartner, Telefon-Nr. und den aktuellen Verhandlungsstand bekannt machen, damit er effizient arbeiten kann und sich nicht vor dem Kunden blamiert." Dieses Beispiel ist keineswegs überspitzt. Der Mitarbeiter hat sich beschwert und auf die Ineffizienz dieser Arbeitsweise hingewiesen. Die Ablehung der Beschwerde des Mitarbeiters wurde mit dem Vorwurf der Unfähigkeit abgewürgt - unglaubliche Abgründe!
: Was soll ich als QMB dann mit Pkt. 5.5.3 anfangen?
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: Viele (verbitterte) Grüße nach Nürnberg
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: Vivian
Hallo Vivian,
Ihr Verbitterung ist nachvollziehbar und verständlich.
Das Beispiel "Angebotsverfolgung" zeugt von unglaublicher Hybris und einer gewissen Menschenverachtung.
Zu Ihrer 1. Frage:
Als Auditor erwarte ich nicht, daß die Forderung durch Nachweisführungen (visualisierte Daten, vorgestellte Statistiken, Beratungsprotokolle) belegt sind, sondern daß Maßnahmen dieser Art auch tatsächlich etwas bewirkt haben - und bewirken.
Wer die klassische Hierarchie nicht im Widerspruch zu abteilungsübergreifenden Prozessen verstehen will, muß dafür sorgen, daß die beteiligten Menschen auch wirklich effektiv, problemlösungsorientiert, miteinander reden.
Es geht darum Fürstentümer aufzubrechen, gewachsene Strukturen, meist in Form von Abteilungsgrenzen mit deren Häuptlingen, zu entkrusten, Schnittstellen zu Nahtstellen zu machen.
Das kann z.B. die "alte" Montagsbesprechungen nach gemeinsam vereinbarten Gesprächsregeln sein (was war letzte Woche gut, was hat mich in meiner Arbeit behindert, was wünsche ich mir von den Kollegen, damit ich diese Arbeit nun noch besser machen kann).
Oder die neue Kaffe - Ecke, der wöchentliche Treff zum Mitarbeiterhandball, die gemeinsamen Vorbereitungen zum Tag der offenen Tür, die o.g. "Schwatzrunde", ...
Es gibt dafür kein Patentrezept, dafür sind Unternehmen zu individuell, es muß nur etwas dabei raus kommen.
Was Sie als QMB mit 5.5.3 anfangen können?
Aufgabe Ihrer Leitung ist es zeitliche und örtliche Freiräume, Ressourcen, bereitstellen.
Das können Sie als Rufer in der eigenen Wüste leider nur manchmal bewirken.
Sie können aber diesen Prozeß anregen, Vorbehalten entgegentreten, penetrant zum festen Termin machen, alle (!) Beteiligten einbinden, und dann im Sinne eines KVP am Leben erhalten.
Liebe Grüße :o)
Heinrich