(Hoppla, meine Maus geriet außer Kontrolle und erzeugte eine leere Antwort!)
Hallo Vivian,
wozu die Regine dieselbe Frage in mehr als einem Forum stellt, ist mir nicht bekannt.
Deine Antwort regte darauf regte einen Schwall an Gedanken an.
Über Anleitungen zum Handeln, ihre Legitimation. Warum der Erfolg der Hellseherei zunichte gemacht wird, wenn man zwei Hellseherinnen befragt.
Und über Informationsüberflutung, die moderne Oberflächlichkeit, den dadurch bedingten Verlust der Fähigkeit der Problemlösung und wie man es besser machen könnte.
Ein Auszug aus diesem weit gespannten Bogen.
Wer produktiver sein will, der sucht eine produktivere Anleitung zum Handeln.
Wer das für Kollegen tut, der muß sich wappnen gegen die Fragen des _Herrn Nörgler-Besserwisser". Der braucht eine Legitimation für seine Anleitung.
_Warum ein Perpetuum Mobile nicht funktioniert? Weil es keiner baut!" Die 1000-Fliegen-können-sich-nicht-irren-Legitimation.
_Warum ein Perpetuum Mobile nicht funktioniert? Schauen sie hier, die thermodynamischen Gesetze, und hier der Kosmos-Baukasten Physik zu deren Überprüfung" - das wäre die wohl beste, weil unbestreitbare Legitimation.
Diese Begründung ist auch eine tiefe Begründung, weil sie die Frage _wie funktioniert das?" letztlich auf das meßbare Wechselspiel der Naturkräfte zurückführt.
_Stammt von einem Könner!" ist so gut wie der Ruf des Könners - aber beim Zuhörer. Diese Begründung ist höchst oberflächlich, weil sie nicht mal eine Frage _Wie?" beantwortet.
Wer diese Begründung härter wappnen will, könnte die Antwort vorbereiten wollen: _Stammt von zwei, drei,...n Könnern!" bis hin zum 1000-Fliegen-Argument. Selbe Oberflächlichkeit wie eben, aber glaubhafter durch die _Kraft der 1000 Fliegen".
Dazu könnte er auf die Idee kommen, in mehreren artverwandten Foren zu fragen.
Aber schon unter den Wahrsagern des Mittelalters galt: Zweimal fragen bringt Unglück.
Denn die (selbsterfüllende) Prophezeiung der Wahrsagerin ist nur solange legitimiert, wie der Klient an sie glaubt. Konkurrenz verboten.
In dies Dilemma fällt auch, wer zwei oder mehr Könner befragt zu weichen Fragen der Kunst, des Geschmacks, der Auslegung (juristisch! Handelsrecht!) oder der Soft Facts, in denen die Fachleute so gut wie jede Antwort für richtig halten einschließlich ihres genauen Gegenteils.
Wer zu solch weichen Fragen harte Antworten sucht und googelt oder die Bücherei durchsucht, der bekommt von 1000 Experten vielleicht so viele unterschiedliche Antworten, wie Phantasie und Eitelkeit reich sind.
Als weitere Maßnahme könnte er auf den Gedanken der Querschnittsbildung kommen: _1000 Experten haben geantwortet. Die Mehrheitsmeinung..." Der Erfolg: Wieder nur eine oberflächliche Antwort, die oberflächlich gesehen auch Einigkeit signalisiert, aber Kritiklose glauben ihr mit der Kraft der 1000 Fliegen.
Die oberflächliche 1000-Experten-Suche nach Lösungen hat aber eine fürchterliche Folge: So wichtig und dringend die Lösung brennender Probleme, so versagt haben hier die bisher bekannten Lösungsansätze.
Wer unter diesen Umständen nur 1000-Fliegen-Lösungen sucht, der sucht vergeblich. Denn gäbe es die Lösung dort, dann wäre das Problem schon lange vorher gelöst. Die moderne Oberflächlichkeit verhindert Lösungen, zementiert die Übel.
Tiefe Begründungen fordern mehr Überlegung. Auch von dem Zuhörer, der sie nachvollziehen muß, um sie anerkennen zu können.
So sehr wir durch den beruflichen Alltag hasten, so wenig Zeit haben wir dafür.
Folgerung:
Wer zu einem schwammigen, wichtigen und lange ungelösten Problem eine harte Anleitung zum Handeln sucht, der frage durchaus mehrere Experten. Aber dann fokussiere er sich auf einen und finde mit ihm eine Begründung, die so glaubwürdig ist wie sie tief ist. Die besser ist als jede Begründung, die Herr Nörgler-Besserwisser für seine Alternative vorbringen könnte.
Ciao
Wolfgang