...bringt für mich als Q-Mann viele Vorteile - nicht die Norm selbst.
Zur Info: Mein Bereich entwickelt intern SW für eine sehr große Deutsche Bank (

).
Die Teams bestehen seit Urzeiten, sind eingespielt und die Informationswege sehr informell. Um in diesem Umfeld etwas zu erreichen müssen Sie sehr viel Überzeugungsarbeit leisten. Es gibt keinen Kunden, der auf irgendwelche Standards drängt, das Management ist damit zufrieden wenn alles (irgendwie) läuft.
In kleinen Gruppen ist es möglich, Verbesserungen zu erarbeiten und einzuführen. Für den gesamten Bereich ist aber ein sinnvoller Ansatz so nicht einfach umsetzbar, man benötigt hier etwas Druck. Dieser wird z.B. durch eine anstehende Auditierung erzeugt. Daß zu diesem Audit zwei Männeken sich den Laden 3 Tage lang ansehen und dabei nur an den Prozessen und Strukturen kratzen können ist klar. Aber: Die Aussicht auf das Audit hat viele Aktivitäten, die man zwar als sinnvoll erachtet aber schleifen gelassen hat wieder reanimiert. Dokumente (nein, keine ISO-Doku sondern unbedingt notwendige Produktdokumentationen) wurden nachgezogen, Verantwortlichkeiten mal wieder festgelegt, die Festplatten und Schränke entrümpelt und geordnet, etc. Das hat alles mit einer ISO 9000 nixx zu tun, ist aber wichtig für den täglichen Ablauf. Zusätzlich wurden Ressourcen freigemacht, die in den Projekten und Standorten "die Anforderungen der Norm" umsetzten, sich um verschiedene Sachen einfach kümmerten. Die Anforderungen der Norm habe ich in Hochkommata gesetzt, da hier viele umgesetzte Punkte nicht erscheinen.
Ihr Problem mit der Norm ist, so wie ich das sehe, daß diese so abstrakt ist, daß man alles hinein packen kann (wir kennen wohl beide das niedrige Niveau, welches z.T. zertifiziert wird) sowie die fast schon flächendeckende Umsetzung. Daß davon ein ganzer Wirtschaftszweig leben kann ist ein weiterer Punkt.
Auch ich denke für die Zukunft an den Weg der Selbstzertifizierung mit expliziter Darstellung unserer Process Excellence Bereiche.
Aber: Sinnvolle Ansätze wie Wissensmanagement, Kunden und Mitarbeiter- Relations lassen sich hervorragend in die Norm hinein diskutieren - und damit umsetzen. Als Qualitätsbescheinigung ist das Zertifikat praktisch bedeutungslos.
Daß das Ganze ein paar Mark kostet - was soll's. Und der positive Effekt ist z.T. gewaltig. Selbst die größten QM-Gegner haben ein fettes Grinsen auf dem Gesicht, wenn das Audit gut gelaufen ist. Wenn man das ausnutzt laufen viele Dinge danach sehr viel besser.
Bis dann,
Ralf Schmidt